Am Anfang war der Tod
erstarb, und sein schmerzerfüllter Gesichtsausdruck hatte nichts mit seiner geschwollenen Backe zu tun. „Zum Teufel, manchmal frage ich mich, ob Nancy mein ganzes Leben lang bei mir sein wird, ob es irgendwann einmal vorbei sein wird, dass ich nachts aufwache und das Gefühl habe, sie sieht mich an … Ach, Scheiße!“
Der Kaffee war fertig. Jake füllte eine Tasse für Brian. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte Brian Salz in zwei Wunden gestreut.
Denn Jake kam es manchmal ebenfalls so vor, als würde Nancy ihn heimsuchen – nach all den Jahren.
Er stellte die Tasse vor Brian hin. „Brian, nichts in der Welt wird Nancy zu dir zurückbringen. Mach dir das endlich klar. Bist du dir eigentlich bewusst, wie lange das alles her ist? Und es gibt niemanden, der glaubt, dass du sie umgebracht hast.“
„Nein. Nicht, dass ich sie umgebracht habe. Aber dass ich sie dazu gebracht habe, sich selbst umzubringen.“
„Sie hat sich nicht selbst umgebracht. Ich weiß es, und du weißt es auch.“
Brian ließ den Kopf hängen und holte tief Luft. „Weißt du, Jake, es gibt da draußen ein paar Leute, die halten dich für einen verdammten Scheißkerl und nicht für den strahlenden, unbesiegbaren Helden, als der du immer in den Zeitungen auftauchst.“
„Ich kann nichts dafür, was die Leute über mich denken“, entgegnete Jake gleichmütig. „Und ich kann auch nichts daran ändern.“
„Ja, das stimmt. Du kannst sie nicht dafür ins Kittchen bringen, nur weil sie dich für ein Arschloch halten, hab ich Recht?“
„Brian, jetzt trink deinen Kaffee und sag mir bitte nicht, dass du mit deinem Wagen hierher gekommen bist.“
„Wieso? Willst du mich deswegen festnehmen?“ fragte Brian angriffslustig und funkelte ihn wütend an.
„Nein. Ich hoffe nur, dass es keine Verletzten auf deiner Strecke gegeben hat.“
Brian senkte den Blick. „Nein, ich bin nicht gefahren. Ich war in einer Bar in der Stadt, und von da hat mich ein Freund zu Nick gefahren. Da habe ich auf der Terrasse gesessen und noch ein paar Bier getrunken. Ich habe mich nicht ans Steuer gesetzt.“
„Gut. Trink deinen Kaffee aus, dann bringe ich dich nach Hause.“
Brian sah ihn kopfschüttelnd an. „Ich weiß, dass Nancy andauernd zu dir gekommen ist. Deshalb frage ich mich manchmal, warum du mich nicht in Stücke zerreißt? Sie hat dir doch bestimmt eine Menge erzählt.“
„Ich würde ein Verbrechen begehen, wenn ich dich umbrächte. Außerdem bin ich Polizist. Das würde die ganze Sache noch verschlimmern.“
Brian versuchte zu lächeln, doch es wirkte wie eine Grimasse.
„Ja, aber du könntest mich zusammenschlagen. Selbstverteidigung. Ich habe dir doch genug Gründe geliefert. Warum tust du’s nicht einfach? Würdest du dich dabei schuldig fühlen?“
„Nein“, antwortete Jake kühl.
„Aber …?“
„Sie hat dich geliebt. Und ich habe sie geliebt.“ Brian sah erschrocken auf, und Jake beeilte sich hinzuzufügen: „Ich habe nicht gesagt, dass ich mit ihr geschlafen habe, sondern nur, dass ich sie geliebt habe. Und sie hat dich immer für einen anständigen Kerl gehalten. Ich sehe das zwar nicht so, aber es muss ja etwas dran sein. Also, trink jetzt deinen Kaffee aus, und dann fahre ich dich nach Hause.“
Brian starrte ihn ein paar Sekunden an, ließ die Schultern hängen und nickte ergeben. Er trank seinen Kaffee aus und bat um eine weitere Tasse. Anschließend ging er ins Bad und machte sich ein wenig frisch.
Bevor er ihn nach Hause bringen konnte, musste Jake allerdings zu Nicks Bar fahren, weil Brian seine Jacke dort vergessen hatte.
Nick stand hinter dem Tresen; Sharon half ihm beim Aufräumen. Sharon, die Frau, mit der er seit einem Jahr zusammenwar und in die er sich, wie er Jake gestanden hatte, verliebt hatte. In seinem Alter. Verliebt! Sie hatte nichts dagegen, dass er die meiste Zeit des Tages arbeitete. Im Gegenteil, es war ihr sogar recht, denn so konnte sie sich ohne schlechtes Gewissen um ihr Maklerbüro kümmern. Manchmal hatte sie nämlich selbst einen Sechzehnstundentag, aber es gab auch Zeiten, wo die Geschäfte nicht so gut liefen. Außerdem war sie sehr an Politik interessiert und hatte sich fest vorgenommen, mehr darüber zu lernen und zu lesen. Sie überlegte sogar ernsthaft, in die Kommunalpolitik einzusteigen.
Zuerst hatte Jake gedacht, dass die beiden nicht gerade füreinander bestimmt zu sein schienen. Doch wie zum Teufel konnte er das beurteilen?
Nick zog die Stirn kraus, als Jake mit
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