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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Kollegen.“
    Schweigend ging Jake die Treppe hinunter und verließ das Haus. Als er auf sein Hausboot zurückkehrte, stellte er fest, dass Nick und Sharon ihm einen Nudelauflauf mit Shrimps auf den Herd gestellt hatten.
    Das war gut, denn er war ausgehungert. Das lange Wochenende hatte ihm zwar einen freien Tag beschert, aber das Schiff an einen neuen Anlegeplatz zu bringen, war harte Arbeit gewesen. Gierig verschlang er das Essen.
    Anschließend fiel er erschöpft ins Bett, obwohl er wusste, dass er nicht sofort würde einschlafen können. Nancys Geburtstag. Heute wäre sie dreißig geworden. Verflucht.
    Normalerweise schlief er gerne auf dem Hausboot. Das leichte Schaukeln auf den Wellen und die frische Brise vom Ozean wirkten immer entspannend auf ihn.
    Heute Nacht allerdings nicht.
    Eine Weile warf er sich unruhig hin und her und überlegte, dass es vielleicht besser gewesen wäre, die Nacht nicht alleine zu verbringen. Und er dachte an Brians Worte.
    An die Assistentin des Bezirksstaatsanwalts.
    An die Kellnerin.
    Ja, es hatte einige Frauen in seinem Leben gegeben. Aber sie hatten ihn nie vergessen lassen können, dass er … ja, zum Teufel, er hatte Nancy geliebt. Damals ebenso wie heute.
    Und jetzt war sie ein Geist in seinem Leben. Ein Phantom. Eine Erinnerung, ein Duft. Er hätte schwören können, dass er manchmal noch ihr Lachen hörte.
    Alle Frauen, die er kennen lernte, verglich er mit ihr. Er hatte noch keine gefunden, die es mit ihr hätte aufnehmen können.
    Gegen zwei Uhr schlief er endlich ein. Wenig später erwachte er schweißgebadet aus dem immer gleichen Albtraum. Er war im Wasser gewesen, im kristallklaren Wasser des Ozeans. Es war ein herrlicher Tag; das Licht glitzerte auf den Wellen. Dann bewölkte sich der Himmel, und das Wasser wurde grau. Plötzlich befand er sich in den schlammig-trüben Fluten eines Kanals; er versuchte, nicht unterzutauchen, denn er wusste, was er sehen würde. Und dann hörte er ihre Stimme …
    Er sprang aus dem Bett, ging in die Küche und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Schnell trat er aufs Deck hinaus. Er musste jetzt die frische nächtliche Ozeanbrise spüren. Gierig trank er das Bier, und ihm wurde bewusst, dass er ebenso wenig darüber hinweg war wie Brian.
    Sie war für immer verloren. Sie war eine so wunderschöne Frau gewesen, fast eine tragische Gestalt, und sie hatte ihm so viel von sich erzählt, so viel Persönliches preisgegeben.
    Auf der anderen Seite war sie auch zäh. In jeder Situation bewahrte sie einen kühlen Kopf, und sie war mindestens so gut gewesen wie jeder andere Cop im Revier.
    Sie war seine Partnerin. Vor ihm konnte sie nichts geheim halten. Wenn sie etwas wusste oder einen Verdacht hatte …
    Aber sie hatte keinen Verdacht. Wenigstens hatte sie das behauptet. Doch vielleicht wäre sie in der Lage gewesen, etwas herauszufinden.
    Was zum Teufel hatte sie getan? Er hatte es nie erfahren. Dabei hätte er es wissen müssen. Immerhin war er ihr Partner gewesen. Sie war in ihrem Auto ums Leben gekommen, und in ihrem Blut hatte man Reste von Alkohol und Betäubungsmitteln gefunden. Tod durch Unfall, so hatte die richterliche Entscheidung gelautet. Sie hatte die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Es gab keine Hinweise auf Einwirkung dritter. Dennoch war während der Untersuchung der ganze Schmutz aufgewirbelt worden. Die Probleme in ihrer Ehe. Die enge Freundschaft – oder war es mehr als eine Freundschaft? – mit Jake.
    Sie lebte nicht mehr.
    Sie war Opfer eines schrecklichen Verkehrsunfalls geworden. Er hatte es nicht glauben können. Damals nicht und auch heute nicht.
    Und er hatte nie wieder jemanden wie sie kennen gelernt.
    Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.
    Es war wie ein Blitz, ein merkwürdiges Gefühl, das ebenso schnell verschwand, wie es gekommen war. Unvermittelt wurde ihm klar, was es war. Dieses seltsame Déjà vu hatte er zuvor schon gehabt. Es war eine Art von …
    Erinnerung.
    Vielleicht hing es damit zusammen, dass heute Nancys Geburtstag war. In seinem Unterbewusstsein hatte er es den ganzen Tag gespürt. Und dann war ihm auch noch eine Frau begegnet, die ihn an Nancy erinnerte. Früher am Tag. Eigentlich seltsam, denn Nancy war groß gewesen, einsfünfundsiebzig etwa, dunkelhaarig, gertenschlank. Diese Frau hatte ihr überhaupt nicht ähnlich gesehen.
    Es geht auch gar nicht darum, dass sie ihr ähnlich sieht, überlegte er. Da war etwas gewesen in der Art, wie sie sich bewegte, wie sie sich

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