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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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geschenkt hätte. Er war nur für ein paar Nächte im Haus. Wenigstens soweit mir bekannt ist. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann erscheint es mir durchaus möglich, dass er diese schrecklichen Morde begangen haben könnte, Detective Dilessio. Er war ein merkwürdiger Typ. Ich meine, er hat sich sehr seltsam benommen. Er wollte genau so sein wie Peter … ich meine, nicht in einem religiösen Sinn, sondern … Er wollte die Macht haben, die Peter über Menschen hatte.“ Ratlos hob sie die Schultern. „Er wollte immer Frauen. Sex. Alle von uns hat er gefragt. Peter hat keinen von uns davon abgehalten, eine Beziehung anzufangen. Es war nicht so, dass er uns für seinen persönlichen Harem hielt oder so. Und niemand von uns war sich wirklich im Klaren darüber, warum wir mit ihm ins Bett gegangen sind. Jeder in der Gruppe hatte irgendwann ein Einzelgespräch mit ihm. Da redete man dann über die Vorteile eines einfachen Lebens – und auf einmal hat man sich dann in den höchsten Tönen über das Natürliche und das Herrliche in der menschlichen Existenz ausgelassen. Nach Gottes Ebenbild geschaffen, ja – aber wir waren immer noch Sterbliche, Menschen mit sexuellen Bedürfnissen, und natürliche Triebe waren nichts, wovor man sich ekeln musste; sie wurden zelebriert. Wenn ich heute so darüber nachdenke, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Harry rasend eifersüchtig auf Peter war und möglicherweise einen pathologischen Hass auf die Frauen entwickelt hat, weil sie Peter begehrten und nicht ihn.“
    „Mary, ich weiß, dass wir das alles schon sehr oft durchgegangen sind, aber tun Sie’s bitte noch einmal, denn inzwischen ist noch eine junge Frau umgekommen. Als die Mädchen, die getötet wurden, verschwanden, waren Sie da nicht beunruhigt?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Es gab nichts, was uns an den Ort gebunden hätte. Wir konnten gehen und kommen, wie es uns gefiel.“ Sie zögerte. „Nun ja, als das dritte Mädchen gefunden wurde, packte mich schon die Angst. Die Polizei kam, und Peter hat uns aufgefordert, mit den Beamten zu reden … Und dann hat Harry Tennant sich umgebracht … Wissen Sie, wenn man wirklich an das geglaubt hat, was Peter verkündete, dann ist der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang.“
    „Die Mädchen wurden gefoltert, ehe sie getötet wurden.“
    „Man hat ihnen die Ohren abgeschnitten“, ergänzte Marty.
    „Vermutlich, weil sie nicht hörten. Und wenn es nicht Peter war, dem sie nicht zuhörten, wer war es dann, Mary?“
    Stirnrunzelnd schüttelte sie den Kopf. „Ich könnte mir vorstellen, dass Harry Tennant noch verrückter und auf seine kranke Art trotzdem cleverer war, als Sie es wahrhaben wollen, Detective.“
    „Wie kommen Sie darauf?“
    Sie lächelte den beiden traurig zu. „Ich glaube, er hörte Stimmen. Er sprach von Lazarus.“
    „Lazarus?“ fragte Marty.
    „Lazarus. Der von den Toten auferstanden ist“, erklärte Jake. Er schenkte Mary ein aufmunterndes Lächeln. „Mary, davon haben Sie mir noch nie etwas erzählt.“
    „Ich habe nicht mehr daran gedacht. Ich glaube, Harry war wirklich verrückt. Und inzwischen ist so viel Zeit vergangen … Ich habe keine Ahnung, wie es inzwischen ist, Detective Dilessio. Aber ich habe die Wahrheit gesagt, als ich der Polizei vor Jahren erzählte, dass ich Peter nicht für einen Mörder halte. Ich denke, Harry war es. Er hat sich einfach verrückt verhalten. Einmal bin ich nachts aufgewacht, und da stand er am Kanal und schaute aufs Wasser. Er sagte, Lazarus sei auferstanden und habe ihm befohlen, zum Wasser zu gehen. Es ist mir kalt den Rücken hinuntergelaufen, das kann ich Ihnen versichern. Ich habe ihn stehen lassen und bin in meine Hütte zurückgelaufen. Möchten Sie einen Kräutertee?“
    Dankend lehnten sie ab. Jake stand auf und griff in seine Tasche.
    „Ich habe Ihre Karte schon, Detective, und ich verspreche Ihnen, Sie anzurufen, wenn mir noch etwas einfällt, das Ihnen helfen könnte.“ Sie erhob sich ebenfalls und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ich schwöre es. Ich weiß, dass Sie Ihr Bestes tun.“
    „Danke.“
    „Sie haben mir noch nicht die Frage gestellt, die Sie mir sonst immer stellen“, sagte sie.
    Fragend zog er die Augenbrauen hoch.
    Sie sah ihn mitfühlend an. „Ich schwöre, dass ich Ihre Partnerin niemals gesehen habe, Detective Dilessio. Wenn sie jemals hier war, dann habe ich nichts davon mitbekommen. Das müssen Sie mir einfach glauben. Ich würde Sie nicht anlügen.

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