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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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vielleicht doch was dran, an dem Spruch mit den inneren Werten …‹
    Joshua bemerkte, dass ihm zum ersten Mal wichtig war, dass es ihr gut ging. Noch immer sorgte er sich um die Tatsache, dass sie todkrank sein könnte. Ihr Wohl lag ihm am Herzen. Er hatte das Verlangen, dazu beizutragen, dass sie lachte und glücklich war. ›Und was bedeutet das?‹
    Er schaute aus dem Fenster. Was wollte er von Sophie? Was passierte da mit ihm? Warum war ihm der Kontakt so wichtig? Kopfschüttelnd stand er auf und ließ sich aufs Bett fallen. Er dachte an Nicks Worte: ›Ungewollte Gefühle. Hat sie Gefühle für mich? Hab ich Gefühle für sie?‹ Josh zog die Stirn in Falten. ›Blödsinn! Wir verstehen uns gut. Mehr nicht!‹ Gewaltsam verbannte er die Gedanken aus seinem Kopf. ›Ich denke viel zu viel darüber nach …‹

    Um sich abzulenken stülpte er sich Kopfhörer über und schaltete den CD Spieler an. Tyler Ward brachte ihm seine innere Ruhe zurück, und er döste ein.

Auf los geht’s los

    D IE TOUR WURDE IN Köln in der ›Live Music Hall‹ eröffnet. Natürlich war die Halle ausverkauft. Heimvorteil. Zum ersten Mal würden sie vor einem über tausend Mann starken Publikum spielen, welches ausschließlich wegen ›DTA‹ gekommen war. Die vielen Proben hatten sich gelohnt. Alles verlief absolut einwandfrei. Sven versang sich zwar bei einem der neuen Songs, aber da die Fans dieses Lied noch nicht kannten, fiel es keinem auf. Bei der Verabschiedung kreischten die Mädchen ohrenbetäubend laut. Für die Jungs ein sehr angenehmes Feedback.
    Die Tage vergingen schwindelerregend schnell. Jeder einzelne Terminplan der Bandmitglieder war vollgestopft. Bis zu achtzehn Stunden waren fest verplant. Es machte unendlich viel Spaß. Obwohl es sehr Kräfte zehrend war.
    ›So etwas kann man wirklich nur bewältigen, wenn man noch jung ist!‹ Dies ging den Jungs abends oft durch den Kopf, kurz bevor sie in einen komaähnlichen Schlaf fielen.
    Joshua hatte nur noch am Wochenende Zeit, seine Fanpost zu lesen. Oft waren es über hundert Nachrichten. Der Kontakt zu Sophie ebbte ab. Doch sie schien sich seinem Rhythmus anzupassen. Jo bemerkte erfreut, dass er bevorzugt sonntags Post von ihr erhielt. Meistens nachmittags, während er am Rechner hing.

    Nach einer anstrengenden Woche lag Joshua an diesem Sonntag auf der Dachterrasse in einer Hängematte. Es war Sommer, und die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite. Im sanften Wind schwang er leicht hin und her. Er trug seine neue Sonnenbrille und seine bequemen Bermudas. Sonst nichts. Barfuß und mit nacktem Oberkörper genoss er die warmen Strahlen auf der Haut. Auf dem kleinen Beistelltisch stand ein Glas mit kalter Cola. Dicke Eiswürfel schwammen träge in der schwarzen Flüssigkeit. Daneben stand eine Sonnenlotion. Sein Handy lag ebenfalls auf dem Tisch im Schatten. Den Laptop hatte er auf dem Bauch.
    Josh aktualisierte seinen Posteingang und scrollte sich neugierig durch die neuen Elemente. In den letzten E-Mails hatte er mit Sophie über den aktuellen James-Bond-Film gesprochen. Daniel Craig wurde von vielen Fans nicht wirklich akzeptiert. Aber er und Sophie hatten sich darauf geeinigt, dass Craig dem jungen Bond mit seiner rüden und eigensinnigen Darstellung besonderen Charme verlieh. Gespannt öffnete er ihre neueste Nachricht.

    Woher weiß ich eigentlich, dass du wirklich du bist? Und nicht ein von Dark Tower Alliance angestellter Profi-Chatter, der so larifari mit den Leuten plaudern soll?

    Schmunzelnd trank er einen Schluck Cola. Die Eiswürfel klirrten. Ein Kondenstropfen lief außen am Glas hinab und tropfte auf seinen nackten Oberkörper.
    »Ugh«, stieß er hervor und stellte sein Glas wieder auf den Tisch. Jo wischte den kalten Tropfen weg, knackte mit den Fingern und schrieb:

    Ist doch egal, ich bin ein sehr netter Profi-Chatter und werde fürstlich bezahlt!

    Während er auf ihre Antwort wartete, las er Mails von anderen Fans. Etliche löschte er genervt. Einige beantwortete er oberflächlich. Josh spürte, dass Sophie ihm bald zurück schreiben würde. ›Ob sie auch gerade irgendwo in der Sonne sitzt? Ob sie bewusst gerade jetzt online ist?‹
    Mal wieder fing er an, sich über die Umstände Gedanken zu machen. Er versuchte sich vorzustellen, wie sie in einem Park auf einer Wiese lag und ihm E-Mails schrieb. In seiner Fantasie trug sie ein helles Kleid und hatte die Haare zu einem Zopf geflochten. Lächelnd lag er da, als das sanfte Tonsignal »Klink« ihm

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