Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
wird es sehr schnell lernen.”
Mit diesen Worten ging Rurig mit leichten, langen Schritten hinüber zum Brunnen, um sich ebenfalls zu waschen. Man sah ihm richtig an, wie viel Spaß ihm diese erste Übungsstunde gemacht hatte. Menno lächelte, während er ihm nachschaute, und war überzeugt, dass die Ausbildung zum Krieger, die für Ragnor nun anstand, Rurig sehr viel bedeutete. Na ja, Caerritter konnten eben ihr wahres Wesen nicht abschütteln, schloss Menno seine Gedanken, innerlich schmunzelnd.
Kapitel 2
Am nächsten Morgen wurden im ersten Morgengrauen die sechs Grauesel gepackt, mit denen es auf die Jagd ging. Noch konnten sich die Tiere über das leichte Gepäck freuen, da es erst auf dem Rückweg das Gewicht der Jagdbeute zu tragen hatten.
Für Ragnor war es ein feierlicher Augenblick, als er sein neues hirschledernes Jagdgewand und das ungewohnte Kettenhemd überstreifte. Die Sommerjacke zog er darüber. Dann schlüpfte er in seine neuen Stiefel und legte den Waffengurt um. Rurig befestigte sachkundig den Dolch und das Schwert an seiner Hüfte und der Junge hängte sich den Köcher und den neuen Bogen um. Stolz beobachteten die beiden Alten die Verwandlung des Jungen und nickten zufrieden. Sie hatten das Ihre dazu getan, dass Ragnor heute wohl gerüstet in seinen neuen Lebensabschnitt aufbrechen konnte.
Dann ging es los. Jeder der Jäger führte zwei Esel, als es den Passweg hinaufging. Zuerst der leichte Anstieg durch die hohen Eichen und dann, an der Waldgrenze, an den mageren Krüppelkiefern vorbei steil hinauf zum Pass.Immer wieder bewegte der Junge beim Gehen die Schultern, denn das ungewohnte Gewicht des Kettenhemdes störte ihn bei jeder Bewegung. Oben am Pass blieb die Jagdgruppe kurz noch einmal stehen und blickte zurück ins Tal. Menno klopfte Ragnor auf die Schulter, denn er wusste, wie sich der Junge fühlte als er nun das erste Mal auch körperlich die Grenzen seiner Kindheit überschritt.
Nach dem kurzen Halt durchquerten sie rasch das stark gewundene Hochtal, welches sich mit seinen kahlen Felswänden an den Pass anschloss. Nachdem sie am Ende des Tales den großen Felsen gerundet hatten, der das Hochtal und damit den Zugang zu Calfors Klamm vor den Blicken Uneingeweihter verbarg, blickten sie hinunter auf eine von schroffen Felsen durchsetzte Hochebene, die sich ganz langsam nach Norden hin absenkte. Sie wirkte mit ihrer monotonen, kargen Vegetation, die nur aus niedrigen dornigen Büschen und einigen Krüppelkiefern bestand auf Ragnor nicht gerade einladend.
Die Jäger wanderten fünf weitere Tage durch das öde Randgebirge bis sie die ersten Ausläufer des großen Nordwaldes, ihr eigentliches Jagdgebiet, erreichten. Ragnor hatte derweil viel Freude daran gehabt, dass die Männer ihm das tägliche Jagen überlassen hatten. So war ihm auf der Wanderung durch die öde Landschaft keinen Moment langweilig gewesen. Am dritten Tag war es ihm sogar gelungen eine junge Bergziege zu erlegen, die ihnen einen Frischfleischvorrat für zwei Tage geliefert hatte. Ansonsten hatten sie sich mit Kaninchen oder Erdhörnchen begnügen müssen, denn die karge Landschaft gab nicht genug Futter für Hirsche oder Wildschweine her. Seine Geschicklichkeit mit dem neuen Bogen wurde dabei von den beiden Männern sehr gelobt, und insbesondere sein Schuss über fast hundertdreißig Schritt auf die Bergziege hatte sogar den stillen Menno dazu bewogen ihn als angehenden Meisterschützen zu bezeichnen.Das hatte den Jungen sehr stolz gemacht, da er nicht einmal danebengeschossen hatte, und hatte ihn noch mehr ermutigt, mit viel Eifer, alle ihm gestellten Aufgaben zu erledigen. Seine sonst etwas träumerische Art war einer stillen Konzentration gewichen. Es war, als ob er mit seiner Berufung zu den Jägern wirklich ein ganzes Stück erwachsen geworden wäre.
Jeden Tag während ihrer Wanderung durch das Ödland hielt Rurig am späten Nachmittag eine Übungsstunde mit den Holzwaffen ab, die er eigens dafür mitgenommen hatte. Ragnor machte dabei gute Fortschritte. Zwar war er noch weit davon entfernt Rurig gefährden zu können, aber seine Deckungsarbeit wurde immer besser, sodass der Krieger sogar der Meinung war der Junge würde sich gegen einen möglichen Angreifer, sofern dieser nicht allzu gut sei, erfolgreich verteidigen können. Der Junge gewöhnte sich auch langsam an das zusätzliche Gewicht des Kettenhemdes, das er ständig tragen musste, und es behinderte ihn auch immer weniger bei seiner täglichen
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