Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
Hirschjagd zu gehen, bis für die drei Räuchergruben genug Fleisch da war.Das Grundräuchern, das in der Regel fünf Tage dauerte, diente dazu, das Fleisch für den Heimtransport haltbar zu machen. Es war eigentlich kein echtes Räuchern, es war mehr eine Mischung aus langsamem garen und räuchern. Das Fleisch wurde dabei erst leicht gesalzen und dann in den Räuchergruben auf einem eisernen Rost über der Glut von Honigahornholz geräuchert und langsam gegart.In den drei Wochen, für die ihr Jagdausflug geplant war, würden drei Lagen Fleisch über die Räuchergruben wandern. Zuerst Hirsch, dann Wildschwein und zum Schluss Waldbüffel. Zwischendurch planten die Männer, auf Pelztierjagd zu gehen, um genügend Tauschobjekte für den großen Herbstmarkt zu beschaffen, der in drei Monaten in Mors stattfinden würde.
Nach einem kurzen Frühstück aus Gerstenbrot und Salzbutter brachen Rurig und Ragnor am nächsten Morgen mit zwei der Grauesel auf. Die beiden traten aus dem dämmerigen Licht der dunklen Tannen heraus in den strahlenden Morgen. Die gelbrote Sonne von Makar schickte sich an über den Rand des großen Waldes im Norden zu klettern, und badete das grüne Meer der Baumwipfel in ihrem angenehmen zartrosa Licht. Außer ein paar vereinzelten, schneeweißen Wolken war der Himmel strahlend blau. Es versprach ein wunderschöner Tag zu werden.
Sie verweilten einen kurzen Augenblick und blickten von der kleinen Anhöhe, auf der sich ihr Lagerplatz befand, hinab in ein schmales Tal. Der Bach, welcher zwischen den dichten Tannen heraustrat, plätscherte an ihren Füßen vorbei dort hinunter.Ragnor, der in seiner Jugend in Calfors Klamm häufig Kräuter für die alte Tana gesammelt hatte, die daraus allerlei Salben und Tinkturen hergestellt hatte, fiel auf, dass es hier im Nordwald eine ganze Menge Pflanzen am Wegrand gab, die er nicht kannte. Das machte ihn natürlich neugierig. Er unterdrückte jedoch den Drang sich nach ihnen zu bücken, um sie näher zu untersuchen. Heute war Jagdtag und vielleicht hatte er ja an einem anderen Tag Gelegenheit dazu.
Rurig brach das Schweigen und hob die Hand mit dem hirschledernen Handschuh. Er wies ins Tal hinab und meinte: „Dort unten zwischen den Roteichen befinden sich viele Bachauen, an denen sich die Blauhirsche besonders gerne aufhalten. Ich denke, wir werden sehr schnell Erfolg haben.” Schmunzelnd fügte er hinzu, dass dies auch notwendig sei, da Menno sonst ungeduldig würde, wenn seine Räuchergruben kein Futter bekämen. Ragnor nickte und versuchte, konzentriert und abgeklärt zu wirken, während sie sich an den Abstieg machten. Aber es fiel ihm schwer, seine Spannung und Ungeduld zu verbergen, was Rurig zu einem nachsichtigen Lächeln veranlasste. Er fühlte sich selbst an seinen ersten großen Jagdausflug erinnert, bei dem es ihm genauso ergangen war.
Als sie den Grund des Tales erreicht hatten, band Rurig die beiden Grauesel auf einer versteckt liegenden Bachaue mit saftigem Gras so an, dass sie grasen und den Bach erreichen konnten. Dann nahm er Ragnor am Arm und sagte: „Heute wirst du deine ersten Blauhirsche schießen. Wie du vielleicht bemerkt hast, habe ich keinen Bogen mitgenommen. Das Erlegen der Beute ist heute nämlich deine Aufgabe.”„Vielen Dank für das Vertrauen”, antwortete der Junge verlegen und wollte zu einer Erklärung ansetzen, aber Rurig unterbrach ihn und versicherte ihm, dass er jetzt ein vollwertiges Mitglied ihrer Jagdgemeinschaft sei.
Mit dieser moralischen Aufrüstung versehen, pirschten sie vorsichtig am Bachlauf entlang zur nächsten größeren Bachaue, an der Rurig um die Mittagszeit Hirsche an der Tränke erwartete. Sie suchten sich eine bequeme Roteiche mit dichtem Blätterdach aus und stiegen hinauf. Und nun begann das Warten. Obwohl Ragnor schon oft auf Niederwild gelauert hatte und an das Warten eigentlich gewöhnt war, erschien ihm diesmal die Zeit unerträglich lang. Immer wieder veränderte er seine Sitzposition, bis Rurig ihn schließlich kopfschüttelnd ermahnte etwas leiser zu sein. Beschämt versuchte der Junge sich zu konzentrieren und lauschte weiter in den angrenzenden Wald hinein.
Er nahm die vielfältigen Geräusche der Vögel und das leise Knacken, das die Kleintiere verursachten, in sich auf. Die Sonne näherte sich bereits ihrem Zenit, als die Blauhirsche dann endlich doch erschienen. Ragnor hatte sie bereits erlauscht, bevor sie die Bachaue betraten und Rurig vorsichtig mit der Hand angetippt. Sie
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