Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
folgen, den du da hinten siehst. Ab dort können wir dem Faen folgen, einem kleinen Fluss, der oben am Berg entspringt und dann durch die Orksteppe bis ins Eismeer fließt. Der Weg entlang des Flusses ist eine der Hauptwege durch den großen Wald, aber wir müssen dort sehr vorsichtig sein, da sich entlang dieser Hauptroute eine Menge Gesindel herumtreibt.”Ragnor nickte zustimmend und versprach gut aufzupassen. Er hatte in den Nachtwachen der letzten Tage eine Menge gelernt und war stolz darauf, nicht dabei eingeschlafen zu sein. Rurig hatte ihm genau erklärt, worauf es bei der Nachtwache ankam, und dass das Leben seiner beiden Gefährten während der Wachzyklen vollständig in seine Hand gegeben war. Es war für den Jungen eine völlig neue Erfahrung, sich nun in einer Welt voll möglicher Gefahren bewegen zu müssen, nach der ‚heilen Welt‘ in der er in Calfors Klamm aufgewachsen war. Aber in seiner jugendlichen Unbekümmertheit beunruhigte ihn das eigentlich nicht. Es war vielmehr aufregend und spannend.
Während der Nachtwachen hatte er voller Erstaunen festgestellt, dass selbst das Ödland voller Geräuschen war. Es war ein ständiges Rascheln und Flügelschlagen zu hören, wenn die Nachttiere wie Felsenhermelin, Bergeule und all die anderen kleinen Räuber auf ihre nächtlichen Streifzüge gingen.Bei seiner ersten Wache, die er zusammen mit Menno gehalten hatte, hatte ihm dieser den Unterschied zwischen diesen Geräuschen und den von Menschen oder Orks verursachten Geräuschen erklärt. Um ihm dies zu verdeutlichen, war Rurig während dieser Wache sowohl allein, als auch mit einem der Esel durch die Nacht gewandert. Ragnor hatte dabei sehr schnell gelernt, dass man vor allem auf die Regelmäßigkeit des Ablaufes, die Geschmeidigkeit und den Rhythmus der Geräusche achten musste. Außerdem war es wichtig, immer eine Wachposition zu haben, bei der man selbst im Dunkeln stand oder saß und das zu überwachende Gebiet möglichst etwas besser beleuchtet war als der eigene Standort. Dies ermöglichte einem, nicht gesehen zu werden, aber dennoch Bewegungen früher als ein potenzieller Gegner erkennen und zuordnen zu können.
Zweimal hatten seine beiden Lehrer ihn dann getestet, wobei die erste Prüfung, bei der sich Rurig normal bewegt hatte, von Ragnor glänzend bestanden worden war. Er hatte die Geräusche früh bemerkt und hatte bereits den vereinbarten Alarmruf, einen dreimaligen kurzen Käuzchenschrei ertönen lassen, bevor Rurig ihm hätte gefährlich werden können. Beim zweiten Versuch hatte sich Menno dann nach allen Regeln der Kunst angeschlichen und ihn in seiner Stellung prompt überrascht. Dieser hatte ihm dann erklärt, dass sich gute Angreifer die natürlichen Geräusche zunutze machten, und versuchten sich so zu bewegen, dass die Geräusche, die sie erzeugten, den natürlichen möglichst ähnlich waren. Deshalb würden sie, sobald sie den Wald betreten hatten, Fallschnüre und Fußeisen platzieren, um eventuellen Überraschungen möglichst gut vorzubeugen.
Nachdem sie vier Tagesmärsche tief in den Wald eingedrungen waren, ohne jemandem zu begegnen, suchte Menno eine kleine Lichtung als Lagerplatz aus, die von noch jungen, aber sehr dicht stehenden Tannen umsäumt wurde. Der Platz lag etwa eine halbe Tagesreise vom Fluss entfernt und war für ihre Zwecke hervorragend geeignet, da ihnen ein kleiner Bach, der dort vorbei floss, Wasser spenden würde. Von dort aus wollten die Männer ihre Jagdzüge durchführen. Die beiden erfahrenen Jäger planten, dass Ragnor abwechselnd mit Menno und Rurig auf die Pirsch gehen sollte, während der jeweils andere den Lagerplatz bewachen und sich um die Verarbeitung der Beute kümmern würde.
Am Abend vor der ersten Jagd saßen die Männer nach einem harten Tag am Feuer. Sie hatten das Zelt aufgebaut, die Räuchergruben ausgehoben, die Lederschnüre gespannt und das Lager außerhalb des Wachkorridors mit Fußeisen und Stolperfallen gegen unliebsame Besucher gesichert. An diesem Tag hatte Ragnor wieder viele Dinge gelernt, die neu für ihn gewesen waren. Nun aßen sie zufrieden ein Kaninchen, dass Ragnor am Morgen auf fast hundert Schritt mit seinem neuen Bogen erlegt und nach Tanas Rezept zubereitet hatte.Nachdem sie fertig gegessen und sich am Bach die Hände gewaschen hatten, setzten sie sich erneut ans Lagerfeuer, und Menno erläuterte in seiner ruhigen, sachlichen Art das Vorgehen für die Jagd in den nächsten drei Wochen.Der Plan sah vor, zunächst auf
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