Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
spähten aufmerksam durch das Blätterdach und beobachteten die Tiere, als sie misstrauisch die Lichtung betraten.
Vorneweg kam ein mächtiger alter Hirsch, der witternd die Nüstern wölbte und den Kopf mit dem mächtigen Geweih argwöhnisch hin und her bewegte.
Dann betrat hinter ihm sein Rudel die Bachaue und sie strebten, nachdem der Alte Entwarnung gegeben hatte, zielstrebig dem Wasser zu. Es waren prächtige, stolze Tiere, deren blauschwarzes Fell in der Sonne glänzte.
Rurig deutete mit der Hand auf einen etwa zweijährigen Hirsch, der ganz in der Nähe stand und auf eine knapp dreijährige Hirschkuh weiter hinten am Bach.
„Die beiden”, flüsterte er dem Jungen zu. „Sie bringen zartes Fleisch. Nimm zuerst die Hirschkuh, sie steht ungefähr hundertzwanzig Schritt entfernt. Wenn du sie getroffen hast, wird die Herde flüchten. Der Hirsch kommt dann vermutlich in dreißig Schritt Entfernung an uns vorbei. Dann kannst du auch ihn erlegen.”
Ragnor hatte den Bogen und die Pfeile bereits vorbereitet und zielte sorgfältig, während Rurig vorsichtig die Blätter zur Seite schob, um dem Jungen ein optimales Schussfeld zu geben.
Der erste Schuss war ein glatter Blattschuss. Der Pfeil zischte in einem leichten Halbbogen auf das Tier zu und die Hirschkuh brach, ohne einen Laut von sich zu geben, zusammen. Trotzdem reagierte die Herde sofort auf das fallende Tier und stob in Richtung Wald davon. Ragnor hatte bereits flink den zweiten Pfeil aufgelegt, als der Hirsch vorbeistürmte. Doch diesmal unterschätzte er die Geschwindigkeit des Tieres, sodass er es etwas zu weit hinten traf. Dennoch stürzte der Hirsch und Ragnor jagte einen weiteren Pfeil hinterher, welcher das Tier erlöste.„Bei beweglichen Zielen musst du wohl noch ein wenig üben”, meinte Rurig schmunzelnd, wobei er Ragnor dabei aber anerkennend auf die Schulter klopfte. “Das hast du sehr gut gemacht. Wenn wir unten sind, werde ich die Esel holen, und du wirst inzwischen das Wild für den Transport vorbereiten.”
Als Rurig nach einiger Zeit mit den Eseln zurückkam, hatte Ragnor den jungen Hirsch bereits aufgebrochen und gesäubert. Rurig nickte zufrieden und schickte ihn zur Hirschkuh hinüber, während er den Hirsch auflud und für den Transport sicherte.
Es war schon später Nachmittag, als die beiden Männer aufbrachen um ins Lager zurückzukehren. Vorher hatten sie alle Spuren beseitigt um eventuellen unliebsamen Besuchern keine Hinweise auf ihre Anwesenheit zu liefern.Bei ihrer Rückkehr erwartete sie Menno bereits. Auch er äußerte sich lobend über Ragnors erste Hirschjagd. Die Männer luden die Beute ab, und Menno machte sich daran die Tiere aus ihrer Decke zu schälen. Rurig zerlegte die Beute, Ragnor säuberte die Felle und hängte sie auf die Lederschnüre zum Trocknen auf.
Es dämmerte bereits, als Menno schließlich auch die Räuchergruben in Betrieb nahm und mit Rurig zusammen die Fleischstücke fachgerecht auf die Roste packte. Es war dann schon ziemlich dunkel als die beiden Männer schließlich zum Lagerfeuer zurückkehrten, an dem Ragnor in einem kleinen eisernen Kessel einige Fleischreste für das Abendessen gegart hatte.„Jetzt habe ich aber so richtig Kohldampf”, ließ Menno vernehmen und sog den verführerischen Duft ein, der aus dem Kessel aufstieg. Nachdem er mit seinem Messer ein Fleischstück aus dem Topf geholt hatte, knuffte er Rurig in die Rippen und meinte grinsend: „Der Junge kocht deutlich besser als du. Bin ich froh, dass wir jetzt etwas Anständiges zu essen bekommen, wenn wir auf der Jagd sind.”Ragnor lachte, als er Rurigs grimmige Miene ob des netten Kompliments bemerkte. Der knurrte nur: „Ich bin eben ein Krieger und kein Koch und bisher bist du nie verhungert.” Aber er war nicht wirklich böse, sondern machte sich auch sofort mit gutem Appetit über das Essen her. Während Ragnor die beiden beobachtete, erfüllte ihn eine tiefe Zufriedenheit: Es war ein schöner Tag gewesen, und es hatte überdies auch noch sehr viel Spaß gemacht. Er freute sich darüber, dass die beiden Erwachsenen mit ihm zufrieden waren. Also nahm er sich fest vor, sie auch zukünftig nicht zu enttäuschen. Glücklich, aber müde, rollte er sich in seine Felldecke und schlief auf der Stelle ein.
Gegen Mitternacht weckte ihn Menno für seine Nachtwache. Noch ein wenig zerschlagen schlüpfte er in seine Kleidung, zog das Kettenhemd über und befestigte Quart und Quorum an seinem Gürtel. Dann nahm er den Köcher
Weitere Kostenlose Bücher