Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
sagte der Junge: “Ich werde mein Bestes geben. Es ist ja fast windstill, also wird es bestimmt klappen.Aufmunternd nickte Rurig, klopfte dem Jungen auf die Schulter und verschwand dann geräuschlos im Unterholz.Ragnor nahm den Köcher von der Schulter und zog einen der acht Pfeile für große Entfernungen und hohe Durchschlagskraft heraus, der eine schlanke Knochenspitze aus Mammutzahn besaß. Sie waren hervorragend für den Angriff auf Kettenhemdträger geeignet, da der Mammutzahn eine größere Härte als die Eisenringe der Kettenhemden besaß und aufgrund seiner Form in der Lage war, die Kettenverbindung zu zerschlagen. Er hatte sich gefragt, als er die Pfeile nach seinem Geburtstag untersucht hatte, wo Lars oder vielleicht auch Rurig wohl die acht Pfeilspitzen gekauft haben mochten. Es war ihm durchaus bekannt, dass Mammutzahn aufgrund seiner extremen Härte, nur mit Diamanten geschnitten und mit Diamantstaub geschliffen werden konnte. Er war deshalb normalerweise sündhaft teuer und nur schwer zu erwerben.Nach diesem kurzen Abschweifen seiner Gedanken heftete er seinen Blick auf den Felsvorsprung und wartete.
Kurze Zeit später hörte er unter dem überhängenden Felsvorsprung ein Knacken und Brechen von Zweigen. Er nahm den Bogen auf und visierte den Felsvorsprung an, und schon kam der schwarzbärtige Mann hinter der Krüppelkiefer hervor und beugte sich über den Rand des Felsens, um der Ursache für die Geräusche auf den Grund zu gehen. Dabei wendete er Ragnor die rechte Seite zu.
Da er einen schweren Speer, in der rechten Hand, wurfbereit erhoben hatte, war seine Achselhöhle zu sehen. Ragnor visierte diese sorgfältig an und ließ den Pfeil fliegen.
Dieser zischte in die Höhe, senkte sich wieder und traf den Räuber in die Seite. Ohne einen Laut von sich zu geben, kippte er über den Felsrand und stürzte in die Tiefe. Sofort nahm der Junge den Köcher auf und lief, so schnell er konnte, zu dem Felsvorsprung hinüber. Unwillkürlich verlangsamte er seine Schritte, als er bei Rurig anlangte, der sich über die stumme Gestalt des Räubers gebeugt hatte.Das Bewusstsein, zum ersten Mal einen Menschen getötet zu haben, traf ihn jetzt wie ein Keulenschlag, wo der Bandit mit gebrochenen Augen vor ihm lag.
Vor dem Schuss war ihm das gar nicht so vorgekommen, da er immer noch von der kalten Wut über den feigen Mord an den Händlern und von der Sorge um die Frauen erfüllt gewesen war. Fast ein wenig scheu trat er langsam näher. „Ein Meisterschuss”, lobte ihn Rurig, ohne aufzublicken, und deutete auf den Pfeil, der über dem Rand des Achselausschnittes des Kettenhemdes tief eingedrungen war. „Er war sofort tot”, stellte er sachlich fest. Als keine Reaktion erfolgte, drehte er sich zu Ragnor um und bemerkte dessen erschütterten Gesichtsausdruck. „Das erste Mal ist es immer schwer”, versetzte der erfahrene Krieger in ruhigem Ton, während er sich erhob und dem Jungen dabei fest in die Augen sah. „Du hast es nun sehr früh lernen müssen, aber du hast gesehen, was sie mit den Händlern gemacht haben und denke insbesondere an das, was sie den Frauen antun werden, wenn wir sie nicht aufhalten.”, fügte er ernst hinzu. Der Junge nickte schwer und sagte nach einer kurzen Pause: “Es ist aber trotzdem nicht leicht. Hoffentlich versage ich nicht, wenn ich einem Gegner mit dem Schwert gegenüber stehe.”„Du wirst nicht versagen. Es ist wichtig, dass man weiß, warum man die Waffe ergreift und, wenn es sein muss, auch jemanden tötet. Solange das Töten nicht zum perversen Vergnügen wird, wie bei diesen Schweinen”, sagte der Krieger mit fast suggestiver Kraft in der Stimme, wobei er dabei auf den Toten deutete. Eindringlich fuhr er fort: „Es ist dein legitimes Recht, dich zu verteidigen und es ist deine Pflicht, die Schwachen zu schützen. Unsere Welt ist hart und manchmal grausam. Die Einsichten, die Lars dir vermittelt hat, sind zwar alle richtig und sollten uns für die Zukunft leiten, aber man darf darüber nicht vergessen, dass nur eine Minderheit der Bewohner des Nordkontinents diese hohe Moral teilt. Die meisten von ihnen sind nur auf ihren Vorteil bedacht, und wenn sie keiner aufhält, dann töten sie auch, um ihre Ziele zu erreichen.”Ragnor nickte nur stumm zu den Ausführungen seines väterlichen Freundes, aber man sah ihm an, dass er sehr gut verstanden hatte, was Rurig ihm da zu erklären versuchte.Der Krieger lächelte und sagte ein wenig barsch, um den Jungen in die Realität
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