Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
gewesen wäre.Ragnor entging nicht, dass Rurig nun ganz in seinem Element zu sein schien. Er konnte jetzt ganz Krieger sein. Es war, als ob er den Jäger, den Ragnor bisher gekannt hatte, wie eine lästige Verkleidung abgestreift hatte.
“Hättest du ihm wirklich die Zehen abgeschnitten?”, fragte Ragnor, den Rurigs brutale Drohung immer noch beunruhigte. Der Krieger lächelte und antwortete: „Vielleicht, wenn es nötig gewesen wäre. Aber bisher war es nie notwendig. Wichtig ist, dass man dir glaubt und nicht, dass du es tust.” Ragnor war erleichtert, als er bei diesen Worten den geradlinigen und aufrechten Rurig, den er kannte, wieder entdeckte. Er hatte bei der Szene im Wald schon gezweifelt, ob er ihn wirklich kannte.
Inzwischen war es später Nachmittag geworden und die Sonne näherte sich bereits den Rändern des Talkessels. Sie schlichen vorsichtig in Richtung Lager, das auf einer Lichtung am Ende des Talkessels leicht auszumachen war. Sowohl der Rauch des Lagerfeuers als auch immer wieder aufbrandende laute Geräusche machten es einfach, es zu finden.
Nahe dem Lager, auf einem kleinen Hügel, konnten sie dann endlich das Lager einsehen, ohne selbst dabei gesehen zu werden. Auf der etwa hundert Schritt langen Wiese standen drei kleine Zelte und es waren zwei Esel und zwei Pferde am Rand nahe dem Bach angebunden worden. Die Zelte waren im Halbkreis um ein großes Feuer gruppiert und an der anderen Seite durch den kleinen Bach begrenzt, der wohl irgendwo hinten im Gestrüpp an der Felswand seinen Ursprung hatte. Es war genauso, wie ihr Gefangener es beschrieben hatte. Am Feuer saßen zwei der Räuber und brieten Wildbret, während die anderen beiden und die Gefangenen nicht zu sehen waren. Vermutlich waren sie im letzten Zelt rechts an der Felswand und vergingen sich an den Frauen.
Gerade, als Rurig dem Jungen seinen Plan erläutern wollte, wie er sich die Befreiung vorstellte, geschah etwas Unvorhergesehenes. Plötzlich stürmte eine halb nackte schwarzhaarige Frau aus einem der Zelte, der fluchend ein hagerer Mann, nur mit einer Hose bekleidet aber mit wütendem, schmerzverzerrtem Gesicht folgte. Er trug ein Schwert in der rechten Hand, schrie etwas von Schlampe und das er sie gleich kaltmachen würde. Die beiden Männer am Feuer hatten die Szene ebenfalls bemerkt und machten sich, mit einiger Verzögerung, ebenfalls auf, die Frau zu verfolgen.Die Frau lief mit angstgeweiteten Augen direkt auf die Stelle zu, an der Ragnor und Rurig sich verborgen hatten.“Erschieße ihn”, zischte Rurig dem Jungen zu, während er sein Schwert zog. Wie in Trance zog der Junge einen Pfeil aus dem Köcher, während Rurig losstürmte, um die beiden anderen Verfolger aufzuhalten. Ragnor versuchte angestrengt, den Verfolger anzuvisieren, aber die Frau verdeckte mit ihrem Zickzackkurs, mit dem sie dem Verfolger zu entkommen suchte, immer wieder das potenzielle Ziel, sodass er nicht zum Schuss kam. Dann stolperte sie unglücklich, und plötzlich war der Mann über ihr. Ragnor ließ Pfeil und Bogen fallen und rannte laut schreiend aus seiner Deckung, um den Mann von seinem Vorhaben abzuhalten.
Der Mann, der sein Schwert erhoben hatte, um die Frau zu töten, stockte und sah auf. Dann erhob er sich, mit einem höhnischen Lächeln auf den Lippen, als er bemerkte, dass ihm ein Jüngling gegenüberstand.
Ragnor stoppte, bevor er den Fremden erreichte, und zog Schwert und Dolch. Kaum hatte er die Waffen in der Hand, war seine Aufregung wie weggeblasen, und es durchströmte ihn eine tiefe Ruhe und Zuversicht. Der Junge verschmolz mit Quart und Quorum zu einer in sich ruhenden Einheit. Ein sanfter Strom von Vertrauen durchzog seinen Körper.Der Räuber näherte sich, das Schwert leicht erhoben, mit der Gewissheit, einen leichten Sieg erringen zu können.
Als er heran war, ließ er sein langes, gerades Eisenschwert mit großer Kraft auf den Jungen herabsausen, in der Erwartung, ihn bereits mit dem ersten Schlag zu erledigen.
Ragnor blockte den Schlag mit Quorum ab, wie Rurig es ihn gelehrt hatte, und ging dabei leicht in die Knie, um die Wucht des Schlages abzufedern. Blitzschnell ließ er dann den Dolch auf die Hüfte des Mannes vorzucken. Er traf diesen unterhalb der Rippen und nur eine instinktive Ausweichbewegung, die den erfahrenen Schwertkämpfer auszeichnete, verhinderte, dass ihn Ragnor bereits im ersten Angriff ernsthaft verwundete. Doch trotz der Ausweichbewegung Riss Quart dem Räuber eine tiefe Schramme quer über
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