Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
erhob sich Ana und sagte mit bewegter Stimme: “Wir sind euch sehr zu Dank verpflichtet, dass Ihr Eure legitimen Ansprüche nicht geltend macht, sondern uns erlaubt, als freie Frauen zurückzukehren. Wir werden Euch bei allen Arbeiten unterstützen, euch unsere Dankbarkeit beweisen und Euch für alle Auslagen entschädigen.”„Wohl gesprochen”, antwortete Rurig. “Wir werden allerdings keine Entschädigung in Anspruch nehmen. Eure Hilfe nehmen wir gerne an, und über das andere werden wir nach der Rückkehr ins Lager entscheiden.”
Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, nahm Rurig dem Gefangenen den Knebel und die Fesseln ab und gab ihm zu essen. Ragnor bemerkte, dass insbesondere Bela, während des Essens, immer wieder böse Blicke auf den Gefangenen geworfen hatte.Als der Gefangene mit dem Essen fertig war, wies ihn Rurig an, die Toten zu begraben. Ragnor übernahm dabei die Bewachung und setzte sich ins Gras, das Schwert in der Hand. Den Bogen hatte er griffbereit neben sich liegen, für den Fall, dass der Räuber versuchen sollte davonzulaufen. Als dieser mit seiner Arbeit fertig war, band ihn Rurig kurzerhand an eine Roteiche, die nah am Lagerfeuer stand und knebelte ihn. Während der ganzen Zeit hatte der Gefangene kein Wort gesagt, sondern voller Entsetzen immer wieder die Toten angestarrt, als könne er gar nicht verstehen, dass der Junge und der Krieger sie so leicht hatten besiegen können, ohne auch nur einen Kratzer abbekommen zu haben.
Gegen Mitternacht, als Rurig den Jungen für die Nachtwache geweckt hatte, fragte dieser den Krieger, während sie gemeinsam zur Wachposition auf dem Hügel gingen: „Warum waren die Frauen zuerst so ängstlich und dann so erleichtert? Es ist doch nichts Ungewöhnliches, dass wir sie nach Hause bringen!”Rurig lächelte nachsichtig und erklärte ihm die Rechtslage in Caer: „Du bist bisher in einer heilen Welt aufgewachsen, mein Junge. Es ist Gesetz in Caer, dass Frauen ihren Befreiern zu Diensten sein müssen, solange diese es wünschen oder bis ihr Vater ein Befreiungsgeld bezahlt. Das Problem der drei jungen Frauen ist, dass ihr Vater und ihre Gefährten tot sind, damit sind sie unserer Gnade ausgeliefert. Weißt du, nicht alle Menschen sind so wie wir. Viele hätten sich die Frauen, samt ihres Vermögens unter den Nagel gerissen.Betroffen sah ihn der Junge an. „Das habe ich nicht gewusst. Ich fürchte, ich muss noch viel über diese Welt lernen. Sie ist wohl nicht so gut und edel, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Nicht einmal die Spielregeln unseres Gemeinwesens genügen der hohen Moral, die Lars mich zu lehren versucht hat.”„Nun sieh mal nicht so schwarz. Unsere Welt ist wunderschön und einige neue Schönheiten wirst du vermutlich bald kennenlernen. Aber jetzt mach, dass du auf die Wache kommst. Ich möchte jetzt schlafen gehen”, antwortete der Krieger lächelnd. Mit diesen Worten drehte sich Rurig schmunzelnd um und ging zu den Zelten.
Ragnor nahm seine Wachposition auf dem Hügel ein, von der aus man den Zugang zum Lager gut überwachen konnte. Gegen Ende seiner Wachperiode hörte er plötzlich ein Geräusch aus dem Lager. Er drehte sich um und sah wie eine der Frauen auf die Roteiche zulief, an welcher der Gefangene angebunden war. Er reagierte sofort und lief ebenfalls hinunter. Doch als er ankam, war es schon zu spät. Der Gefangene hing tot am Baum. Ein langer Dolch steckte in seiner Brust. Bela stand daneben und schaute ihn trotzig an. Rurig hatte die Geräusche ebenfalls gehört und kam mit wachen Augen und gezücktem Schwert aus seinem Zelt. Als er den Mord bemerkte, verhärtete sich sein Gesicht. Er wandte sich brüsk an Bela und sagte in scharfem Ton: „Ich habe euch nicht die Freiheit gewährt damit ihr wehrlose Gefangene umbringt.” Als Bela zu einer Erklärung ansetzten wollte, verbot ihr Rurig mit einer barschen Handbewegung das Wort und sagte: „Deine Beweggründe sind mir klar. Ich habe die Toten auch gesehen und ich kann mir vorstellen, dass sie nicht besonders zart mit euch umgesprungen sind. Aber das ist kein Grund für einen Mord an einem Wehrlosen.”
Inzwischen waren die anderen Frauen ebenfalls herausgekommen und hatten Rurigs Ansprache mit angehört. Ana trat an Rurig heran und neigte den Kopf. „Bitte verzeiht ihr. Sie hat unseren Vater sehr geliebt und der Mann”, dabei deutete sie auf den Toten, „hat ihn getötet.”„Na ja, dann wäre er sowieso zum Tode verurteilt worden”, brummte Rurig schon ein
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