Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
wenig besänftigt. „Aber zur Strafe wird sie ihn morgen früh eigenhändig beerdigen, und nun legt euch wieder schlafen, wir haben morgen einen langen Tag vor uns.”Die Frauen nickten stumm und zogen sich wieder in ihr Zelt zurück. Rurig wandte sich an den Jungen und sagte: “Nun geh schlafen und mach dir keine Vorwürfe. Du hättest es nicht verhindern können. Ich habe selbst nicht geglaubt, dass eine der Frauen so etwas tun würde, ohne vorher den Versuch zu machen eine ganz normale Verurteilung zu erwirken. Sie lief mit ihrer impulsiven Tat immerhin Gefahr, dass sie mich derart verärgert, dass ich in Sachen ihres zukünftigen Lebens, meine großzügige Entscheidung zurücknehmen würde.”
Am nächsten Morgen brachen sie die Zelte ab und beluden die Lasttiere. Einige Kisten mit Wein und Branntwein, die sie nicht mitnehmen konnten, verbargen sie in einer kleinen Höhle am Waldrand. Dann machten sie sich auf den Rückweg zum Jagdlager. Rurig übernahm die Spitze und führte die beiden Pferde. Dann folgten die drei Frauen und Ragnor mit je einem Grauesel.Ragnor, der am Schluss ging, hatte ausreichend Gelegenheit, die Frauen zu beobachten. Sie trugen alle drei weite bunte Röcke und helle Blusen mit Stickereien. Direkt vor ihm ging die braunhaarige Bela. Er hatte sie am Morgen bei der Beerdigung des Räubers beobachtet. Es schien, als ob sie mit tiefer Genugtuung die Grube geschaufelt hatte, schließlich den Toten mit dem Gesicht nach unten hinein warf und dann das Loch wieder verschloss.Sie war eine Frau von großer Lebendigkeit. Aber ihre Gefühlsausbrüche, die auch zu bemerken waren, wenn der Grauesel, den sie führte, nicht so wollte wie sie, irritierten Ragnor doch sehr. Ihm waren die zurückhaltende Cina und die liebenswürdige Ana bedeutend lieber. Allerdings musste er anerkennen, dass Bela bei allen Arbeiten das größte Geschick und ein gutes Organisationstalent bewiesen hatte, und er vermutete, dass sie im Jagdlager eine interessante Zeit verbringen würden, wenn die beiden Perfektionisten, der ruhige Menno und die impulsive Bela, aufeinandertreffen würden. Bei diesem Gedanken musste Ragnor grinsen.
Gegen Mittag machten sie Rast am Faen, luden die Tiere ab, tränkten sie und ließen sie grasen. Die Frauen machten ein kleines Feuer und wärmten die Reste vom gestrigen Braten auf. Als sie sich zum Essen niedersetzten, äußerte sich Rurig sehr zufrieden über ihre bisherige Marschgeschwindigkeit.Es war die blonde Cina, der es gelang, ein erstes Gespräch in Gang zu bringen. Ragnor hatte bemerkt, dass Cinas Blick oft bewundernd an Rurigs Kriegergestalt hing, und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sie das Wort an ihn richtete: „Würdet Ihr, wenn es nicht zu viel verlangt ist, ein wenig über Euch und den jungen Mann erzählen? Bisher haben wir nur über uns gesprochen. Wir würden gerne mehr über Euch und Eure Heimat erfahren.“Rurig lächelte, nickte ihr zu und begann über Calfors Klamm und die Menschen, die dort lebten, zu erzählen: „Calfors Klamm wurde von Lars und Tana vor etwa vierzig Jahren besiedelt. Im Jahrzehnt nach dem großen Orkkrieg gab es viele Menschen, die ihre angestammten Gebiete verließen. Sie lebten dort zurückgezogen, bis vor etwa fünfzehn Jahren Menno und ich nach Calfors Klamm kamen. Ich hatte als Leibritter für den König gedient und hatte irgendwann die ewigen, meist sinnlosen Fehden satt. Da traf ich Menno, der einige Jahre als Kapitän auf dem Binnenmeer gesegelt war, in Lorcas Hauptstadt Moron, als ich im Dienste meines Königs dort weilte. Wir freundeten uns an und beschlossen als Jäger nach Norden zu gehen. Also haben wir unser früheres Leben aufgegeben und dabei sind wir in Calfors Klamm hängengeblieben. So viel zu mir. Ragnors Geschichte ist da schon sehr viel interessanter. Lars und ich haben ihn als Säugling vor ziemlich genau vierzehn Jahren in einer Grotte am Berg gefunden. In dieser Nacht gab es ein seltsames Wetterleuchten, der den Wald um die Grotte hell erleuchtete. Wir sind dem nachgegangen und haben den Jungen gefunden. Er lag dort in warme Decken gehüllt und neben ihm einige Gegenstände, wie zum Beispiel das Schwert und der Dolch, die er jetzt trägt. So, ich glaube das war es in Kürze”, schloss Rurig seinen Bericht.Überrascht schauten alle Frauen zu Ragnor hinüber, dem diese plötzliche Aufmerksamkeit richtiggehend unangenehm war. „Du bist erst vierzehn Jahre und schon ein richtiger Mann”, ließ Ana ganz verblüfft
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