Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
lächelte, als er ihn erkannte. Er ging auf ihn zu, reichte ihm die Hand und sagte lächelnd: “Ich grüße dich, Mark da Loza, alter Freund. Was hat dich in die Einöde von Mors verschlagen?”„Der Stadtverweser lächelte und erwiderte den Händedruck, als er antwortete: „Ich hatte die Nase voll vom Leibrittertum und arbeite nun als Beamter des Königs in Mors. Ich habe vom Bürgermeister dein Anliegen vorgetragen bekommen, es geprüft und die Dokumente vorbereitet.” Dabei warf er einen belustigten Blick auf das Stadtoberhaupt, das mit freundlich verkniffener Miene, aber innerlich wutschnaubend neben ihm saß. „Lasst sie uns nun unterzeichnen.”
Der Bürgermeister setzte zu einem letzten Einwand an, doch der Stadtverweser brachte ihn mit einer barschen Handbewegung zum Schweigen: „Es ist alles ausdiskutiert. Die Ansprüche von Rurig da Kaarborg bestehen zu Recht, also Schluss damit.”Resigniert gab der Bürgermeister seinen Widerstand auf.Anschließend unterzeichneten Rurig, der Stadtverweser und der Bürgermeister die Eintragung im Stadtbuch und die beiden Kopien für Rurig und das Staatsarchiv. Danach unterschrieben die drei Frauen die Dokumente.
Als alle Unterschriften geleistet waren, erhob sich der Stadtverweser und sagte zu den drei Frauen gewandt, in einem feierlichen und amtlichen Ton: “Hiermit erkläre ich Euch, als Vertreter des Königs von Caer, zu freien Frauen. Ihr steht unter dem Schutz der Krone und Eures eingetragenen Beschützers Rurig da Kaarborg. Er verpflichtet sich, Euch in allen an Euch herangetragenen Streitfälle, welche sich nicht gütlich lösen lassen, zu vertreten.” Dabei warf er einen bedeutsamen mahnenden Blick auf den Bürgermeister, der unter der unausgesprochenen Drohung sichtlich zusammenzuckte.
Rurig nahm seine Urkunde in Empfang und wandte sich mit freundlichen Worten an den Stadtverweser: „Lieber Mark, bitte begleite meine Freunde nach draußen. Ich habe noch ein paar Worte mit dem Bürgermeister zu wechseln.”
Als die anderen den Raum verlassen hatten, wandte sich Rurig dem Bürgermeister zu, der sichtlich zusammengeschrumpft auf seinem Sitz saß und ihn ängstlich musterte.Rurig sah ihn einige Augenblicke schweigend an, in denen sich das Stadtoberhaupt zusehends unwohler fühlte. Dann sagte er, mit einem belustigten Lächeln auf den Lippen: „Wir beide wissen, dass Ihr versucht habt, uns umbringen zu lassen, um Euch in den Besitz des Vermögens der Frauen zu setzen. Aber ich will das vergessen. Ich verlange von Euch, dass Ihr mir bei Ama schwört, jede Feindseligkeit zukünftig zu unterlassen und den Frauen Schutz zu gewähren. Als Gegenleistung biete ich Euch einen Anteil von zwei Prozent an allen Gewinnen, die im Kontor erwirtschaftet werden.”Überrascht sah der Bürgermeister ihn an. Er konnte gar nicht fassen, was er da gerade gehört hatte! Er hatte sich auf Drohungen und vielleicht Handgreiflichkeiten eingerichtet und jetzt kam ein Friedensangebot, das ihm sogar Vorteile einräumte. Nach kurzer Überlegung beschloss er ebenso ehrlich zu antworten wie der Ritter, der offensichtlich wirklich sehr viel mehr war als nur ein guter Schwertkämpfer.„Ihr habt recht mit Euren Vorwürfen und Eure Großzügigkeit beschämt mich. Ich bin bereit, bei Ama diesen Schwur abzulegen und künftig keinerlei Ansprüche mehr zu erheben. Aber wollt Ihr dafür keine Zeugen haben?”Rurig lächelte breit und zog drei Pergamente aus seinem Kettenhemd und legte sie vor dem Bürgermeister auf den Schreibtisch. Der deutet auf die Schriftstücke und sagte: “Ich habe bereits unterzeichnet, Ihr seid jetzt dran. Ein Exemplar ist für Euch, das zweite für die Frauen und das dritte für mich. So habt Ihr die Sicherheit, dass die zwei Prozent Schutzgeld festgeschrieben sind.”„Ihr seid gerissener als ich”, bekannte der Bürgermeister nun ebenfalls lachend und unterschrieb „Ich werde mich hüten, mich noch mal mit Euch anzulegen.”Rurig nahm seine beiden Exemplare und sagte, während er sich der Tür zuwandte, in ernstem Ton: „Ich hätte für meinen Teil keine Pergamente gebraucht. Wenn Ihr Euren Schwur brecht, kostet es euch den Kopf. Aber ich glaube, das wisst Ihr.”
Damit verließ er das Amtszimmer. Der Bürgermeister saß noch eine Weile wie erstarrt an seinem Schreibtisch und starrte auf das Dokument. Es war ihm nun erst richtig bewusst, wie knapp er seinem eigenen Untergang entgangen war. Der Stadtverweser hätte jeden Racheakt seines Freundes gebilligt und
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