Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
Übungen machten Ragnor viel Spaß, vor allem, da Menno mit trainierte und sich auch nicht geschickter als der Junge dabei anstellte. Als die Lektion beendet war, sagte der Schwarze: “In den nächsten Monden wirst du drei Grundkampfarten lernen: Ausweichen und Werfen, Blocken und Schlagen und als letztes Kicken und Treten. Das Ganze wird von jeder Menge Lockerungs- und Dehnübungen begleitet, um dir die notwendige Geschmeidigkeit zu verleihen. Das ist in der waffenlosen Selbstverteidigung sehr viel wichtiger als Kraft”, schloss er seine Erläuterungen.
Frohen Mutes ging der Junge nach den Übungen zu Lars hinüber, um seine erste Lektion in Landeskunde anzutreten. Er freute sich sehr darauf, denn er hatte schon immer gerne gelernt und Lars konnte sehr spannend erzählen. Als er die Hütte betrat, hatte der Alte bereits eine Tierhaut ausgebreitet, welche die Karte von Caer zeigte. Auf ihr war das Kernland, die Grafschaft Caer mit der Hauptstadt Caerum, die drei anderen Grafschaften, die sechs Baronien und die fünf freien Städte von Caer eingezeichnet. Der Alte deutete mit der Hand auf die Karte und sagte: „In den nächsten Monden wirst du alles über Caer lernen: Seine Geschichte, sein Rechtssystem und die aktuelle politische Situation. Lasst uns heute mit dieser Karte beginnen.” Er beugte sich über die Karte und gab dem Jungen eine erste Übersicht über das Königreich.
„Als die Könige von Caer, bis vor etwa dreißig Jahren, noch mächtig waren, haben sie sich die freien Städte sehr gut ausgewählt. Die Städte Mors, Hiborg, Nura, Kiers, Kis und Samara liegen alle im Gebiet ihrer Gegner und der unsicheren Kantonisten, während die Städte ihrer Verbündeten in der Hand der jeweiligen Feudalherren blieben. Schau her”, sagte der Alte. Mit der Hand deutete er dabei auf die Karte. „Die traditionellen Verbündeten des Königs sind die Grafschaft Kaarborg und die Baronien Loza und Kormon. Die anderen Grafschaften wie Momland und Seeland machen ihre eigene Politik und die restlichen Barone, wie Harkon, Ahrborg, Niewborg und Vuerkon sind opportunistische Fürsten, welche es, je nachdem wo am meisten zu holen ist, einmal mit dem einen und einmal mit dem anderen halten”, erläuterte ihm der Alte.
Und dann erklärte er dem Jungen ausführlich wie es zur gegenwärtigen Machtverteilung in Caer gekommen war. Unter dem schwachen König Ralph IV., dem Vater des jetzigen Königs, war es zu einer nachhaltigen Schwächung des Königtums gekommen. Ralph IV. hatte sich von seinen Grafen und Baronen alle möglichen Privilegien abschwatzen lassen, die seine Position entscheidend geschwächt hatten. Sein Sohn und Nachfolger auf dem Thron, Ralph V., hatte zwar versucht diesen Fehler rückgängig zu machen, doch es fehlte ihm leider an den notwendigen militärischen Möglichkeiten. Außer seinen treuen Verbündeten Kaarborg, Loza und Kormon hatten alle anderen Front gegen ihn gemacht und gemeinsam waren sie etwas stärker als der König und seine Gefolgsleute. Also hatte er klugerweise auf einen Waffengang verzichtet, welcher ja nur zu einem langen Bürgerkrieg geführt hätte, der letztendlich nur den Feinden von Caer Vorteile gebracht hätte.
Lars legte eine kleine Pause ein, um einen Schluck Tee zu trinken und fuhr dann, als Ragnor keine Ermüdungserscheinungen zeigte, engagiert fort: „Zur ferneren Geschichte ist vielleicht erwähnenswert, dass das Königreich Caer vor etwa eintausend Jahren aus der Grafschaft Caer entstanden ist. Die Grafen von Caer eroberten sich ihr Königreich nach und nach im Laufe eines Jahrhunderts und waren ab dann immer wieder mit allen möglichen Kriegen gegen die Orks oder gegen Lorca beschäftigt, welche sich mit Friedenszeiten abwechselten. Interessant ist aber noch zu erwähnen, dass man über die Zeit vorher, außer einigen Sagen über schreckliche Kriege mit ‚grauen Legionen‘ und die Anwesenheit irgendwelcher ‚gottgleicher Wesen‘, eigentlich nichts Genaues weiß. Es existieren seltsamerweise auch keinerlei Aufzeichnungen aus dieser Vorzeit.”Ragnor unterbrach ihn an dieser Stelle und sagte nachdenklich: „Den Begriff ‚graue Legionen‘ hat Kamar schon mal gebraucht, als er bei unserer ersten Begegnung über mein Schwert sprach. Er hat in diesem Zusammenhang auch von den ‚Hütern Amas‘ gesprochen, die solche Waffen benutzt haben sollten. Weißt du irgendwas darüber?”Überrascht sah ihn der Alte an. Dann sagte er, mit einem verblüfften Gesichtsausdruck, den der
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