Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
Junge noch nicht oft bei ihm gesehen hatte: „Nein, darüber weiß ich, nur was ich dir schon einmal über die Heilkundigen aus der Vorzeit erzählt habe. Aber ich glaube, ich sollte bei Gelegenheit mal mit Kamar ein ausführliches Gespräch führen.” Lars sah zur Feuerstelle hinüber und bemerkte, dass Tana mit dem Mittagessen fast fertig war. Er erhob sich und bedeutete Ragnor, Tana beim Decken des Tisches behilflich zu sein.
Nach dem Essen, das wie immer vorzüglich war, gingen Rurig und Kamar nach draußen, um das Schwertraining zu beginnen. Zuerst übte der Junge mit Rurig den klassischen Kampf, mit Schwert und linkshändigem Dolch, um sich an sein neues Übungsschwert zu gewöhnen. Als linkshändiger Dolch musste Ragnors alter Dolch herhalten, den er benutzt hatte, bevor er Quorum und Quart bekommen hatte. Rurig war sehr zufrieden mit der Übung und meinte, dass Ragnor nun das Schwert ausreichend beherrsche, um mit Kamar die Übungen mit Schwert und Schild zu beginnen.Kamar reichte Ragnor den Bronzeschild, den er nach dem Vorbild der Ritterschilde von Caer gefertigt hatte und zeigte ihm, wie er den linken Arm in die Schlaufen zu legen hatte. Er selbst benutzte den traditionellen runden Orkschild und sein neues Langschwert. Ragnor fühlte sich im ersten Moment nicht sehr wohl mit dem dreieckigen Schild mit den abgerundeten Ecken. Kamar erklärte ihm, bevor sie ihr Übungsgefecht begangen, wie ein Schild grundsätzlich zu bewegen war und welche Angriffsmöglichkeiten in ihm steckten. Einige davon hatte Ragnor ja bei ihrem Gefecht am Pass erlebt, als der Ork ihm einen harten Schlag mit der Schildkante versetzt hatte. Kamar ließ sich ausführlich über die Vor- und Nachteile der Caerschilde aus. “Ein Vorteil ist unumstritten, dass sie eine bessere Deckung gegen Fernwaffen wie Speere und Pfeile bieten und auch beim Angriff durch einen Reiter sich besser zu einer Schildburg aufbauen lassen, als unsere runden Schilde. Aber im Kampf Mann gegen Mann sind sie erheblich schwerfälliger und bringen durch ihre größere Länge eher Nachteile mit sich.”Dann begann das Gefecht. Die beiden hieben wie die Wilden aufeinander ein und waren schon nach kurzer Zeit schweißgebadet. Dem Ork gelang es durch seine größere Reichweite und seine urwüchsige Kraft Ragnor massiv unter Druck zu setzen, und schon bald wies dessen Schild tiefe Kerben auf. Es gelang dem Jungen aber, insbesondere durch seine große Beweglichkeit, dem Druck standzuhalten, und ebenfalls kräftige Kerben in Kamars Schild zu schlagen.Doch dann wurde Ragnor langsam müde von dem ungewohnten Gewicht und Kamar nutzte diese Schwäche aus. Er rückte plötzlich unerwartet vor und hebelte den Jungen mit seinem Schild aus. Ragnor geriet ins Stolpern und Kamar setzte ihm die Schwertspitze an die Kehle.„Ich glaube, das reicht für heute”, meinte Kamar. “Für das erste Gefecht war das schon recht gut. Es ist gar nicht so einfach, sich an das zusätzliche Gewicht des Schildes zu gewöhnen”, sagte er in versöhnlichem Ton, denn er sah, dass Ragnor seine Niederlage schmerzte. „Ach, mach dir nichts daraus. Du hättest mich wahrscheinlich mit deinem Quasarschwert schon lange vorher erledigt und meine Waffen in saubere kleine Stücke zerlegt”, setzte er lachend hinzu. „Außerdem fürchte ich”, sagte er mit einem Blick auf die eingekerbten Bronzeschilde, “dass, wenn wir so weitermachen, jede Woche neue Schilde gießen müssen.”Nun grinste auch Ragnor, meinte dann aber mit ernsthaftem Ton: „Wenn ich wirklich gut werden will, muss ich auch mit dem Eisenschwert gewinnen. Außerdem glaube ich nicht, dass ich dich im Moment selbst mit Quorum so einfach besiegen könnte. Du bist mir an Kraft und Reichweite deutlich überlegen.”„Sehr gut”, kommentierte Rurig den Kampf, den er schweigend, aber konzentriert beobachtet hatte. „Du hast begriffen, worauf es ankommt; und wir werden alles tun, damit du wirklich gut wirst. Du kannst jetzt eine längere Pause einlegen und mit Kamar meditieren. Ich rufe dich dann, wenn wir mit der Kampfausbildung auf dem Pferd beginnen.”Kamar und Ragnor grinsten sich an und der Ork sagte: „Leg das Eisending weg und hole dein richtiges Schwert. Wir ziehen uns in meine neue Kammer zurück und ich werde dir zeigen, wie es geht.”
Kurze Zeit später saßen die beiden mit verschränkten Beinen auf dem Boden von Kamars und Marambas gemeinsamer Schlafkammer. „Lege dein Schwert auf deine gekreuzten Beine, so wie ich es
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