Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
aufkreuzt.”„Sehr gut. Damit ist alles gesagt, was im Moment zu tun ist.”, beschloss Rurig die Versammlung, wobei ein zufriedenes Lächeln um seine Lippen spielte.
Als er und Ragnor kurze Zeit später vor dem Amtszimmer des Bürgermeisters standen, sagte Rurig mit einem leisen Bedauern in der Stimme an den Hauptmann gewandt: „Leider, mein lieber Yörn, können wir im Moment kein angemessenes Wiedersehen feiern. Aber wenn alles vorbei ist, wird ein großes Fass aufgemacht.”Der bullige Hauptmann grinste breit und meinte dann trocken: „Ich werde dich beim Wort nehmen! Aber zuerst werden wir diesen Schurken kräftig eins aufs Haupt geben. Ich hatte schon befürchtet es würde auf meine alten Tage langweilig, aber kaum tauchst du auf, ist auch schon was los.” Dann grüßte er zackig und ging mit polternden Schritten, fröhlich vor sich hin pfeifend, die Treppe hinunter.Ragnor, der bisher geschwiegen hatte, wandte sich nun mit fragendem Blick an seinen großen Freund: „Woher kennst du den Hauptmann? Ihr scheint ja sehr alte Freunde zu sein.”„Ach, Yörn war einer meiner Ausbilder im Schwertkampf, während meiner Knappenzeit. Wir sind alte Freunde, die sich schon sehr lange nicht mehr gesehen haben. Aber das Wichtigste ist, er ist ein erstklassiger Kommandeur. Jetzt wundert mich die Aufmerksamkeit des Leutnants am Tor nicht mehr, es ist eindeutig Yörns Schule.”
Auf dem Rückweg ging Ragnor viel im Kopf herum. Er war sehr beeindruckt von dem überlegten und doch entschlossenen Vorgehen Rurigs. Er hatte, während des Termins beim Bürgermeister, sehr aufmerksam zugehört und dabei schnell erkannt, wie viel Umsicht sein väterlicher Freund an den Tag gelegt hatte. Er schmunzelte, als er daran dachte, wie empört er selbst innerlich gewesen war als er vom geplanten Verrat der Söldner gehört hatte. Er wäre am liebsten sofort losgestürmt, um sie zu bestrafen. Aber er hatte geschwiegen, wie es sich für einen jungen, unerfahrenen Mann gehörte, und sehr aufmerksam zugehört. Er versuchte nun, während sie durch die abendlichen Gassen schritten, das gehörte in Gedanken zu einem Bild zusammenzufassen um daraus zu lernen. Hin und wieder teilte er seine Überlegungen mit Rurig, denen dieser meist im Wesentlichen zustimmte und sie in einigen Fällen zusätzlich ein wenig abrundete oder ergänzte.Während sie dann schweigend weitergingen, grübelte Rurig wieder darüber nach, mit welcher spielerischen Leichtigkeit, Ragnor komplexe Zusammenhänge begriff. Das war ihm schon einmal aufgefallen, als der Junge die Optionen für ihr Vorgehen beim Hinterhalt am Pass richtig herausgearbeitet hatte. In beiden Fällen hatte Ragnor mit seinen Analysen richtig gelegen und das ohne eine entsprechende taktische Ausbildung, oder eine gleichwertige, praktische Kampferfahrung. Nun fielen ihm auch einige Aussagen von Lars ein, die dieser über die Aufnahmefähigkeit und die klugen Fragestellungen des Jungen in der täglichen Lehrstunde während des Winterhalbjahres gemacht hatte. Das alles zusammen passte so gar nicht in das Bild, das Rurig von Jungen in Ragnors Alter hatte, die zwar meistens gerne kämpften und dabei vor allem nach Ruhm und Tapferkeit strebten, denen intellektuelle Leistungen aber fremd und zumeist sogar zutiefst zuwider waren. So beschloss er, als sie das Tor des Kontors erreicht hatten, zusammen mit Lars den Ausbau dieser erstaunlichen Fähigkeiten im kommenden Jahr verstärkt zu fördern. Um den Jungen nicht zu verwirren, behielt Rurig aber seine Gedanken für sich und Menno, mit dem er normalerweise solche Dinge besprach, war gegenwärtig als Spion unterwegs. Also musste er sein Anliegen vorerst einmal vertagen, bis Menno wieder zurück war.
So vergingen zwei weitere Tage in denen Rurig und Ragnor alle Einkäufe machten, die sie für Calfors Klamm erledigen mussten, ohne dass sich Menno meldete. Auch die Besuche des Kontaktmannes des Bürgermeisters brachten in dieser Zeit keine neuerlichen Erkenntnisse.
Am Abend des zweiten Tages hatten sie es sich nach dem Abendessen gerade vor dem Kamin bequem gemacht, als es unten am Tor klopfte. Ragnor sprang sofort auf und lief durch das Speisezimmer an eins der Fenster, um es zu öffnen. Im dämmerigen Licht des Abends erkannte er Menno, der mit der Hand das verabredete Zeichen gab. Erleichtert, dass Menno nichts passiert war, rannte er die Treppe hinunter und öffnete die niedrige Tür, die sich im rechten Flügel des großen Hoftores befand.Menno schlüpfte
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