Am Dienstag sah der Rabbi rot
mich umseh, bin ich der Bombenleger.»
«Aber sie haben doch gar nichts gegen dich.»
«Die brauchen auch nichts, um mit dem Treten anzufangen. Als ich aus der Army entlassen wurde, hab ich mir geschworen, mich nie wieder von jemand treten zu lassen.»
«Aber wenn du jetzt abhaust, machst du dich dann nicht verdächtig? Dann sind sie doch sicher, dass du’s warst.»
«Lass sie glauben, was sie wollen, solange ich nicht in der Nähe bin.»
Sie schwieg und versuchte zu ergründen, warum er es auf sich nahm, durch die Flucht Verdacht zu erregen. Zögernd fragte sie endlich: «Hast du – warst du es, Ekko?»
Er schnaubte. «Warum sollte ich das verdammte College in die Luft jagen? Für Roger Fine?»
«Aber wer war’s dann?»
«Wahrscheinlich diese idiotischen Weathervane-Spinner. Genau wie beim vorigen Mal. Die sind sowieso andauernd high und können nicht mehr denken. Sie müssen was über unser Treffen herausbekommen haben. Dann sehen sie die Hanbury fortgehen. Eine Viertelstunde später sehen sie uns gehen. Damit ist die Straße frei. Und Rums! Der 4. Juli!»
Sie sah ihn an. «Woher weißt du, dass sie es damals waren?»
«Ich weiß es eben.» Er packte weiter.
«Sie können dich morgen schon schnappen, Ekko.»
«Na klar, ich kann auch unter ein Auto kommen und morgen tot sein. Aber bis dahin bin ich frei.»
Sehr leise sagte sie: «Kommst du zurück?»
«Klar, sobald sich alles beruhigt hat. Das College wird die Sache nicht aufbauschen – es schadet dem Ansehen. Wie beim letzten Mal. Der Computer war im Eimer, und sie haben den Zeitungen gesagt, es gäbe nur geringfügige Schäden. Diesmal wird’s auch so. Das College unternimmt nichts, und nach einer Weile müssen die Bullen klein beigeben. Dann komm ich wieder.»
«Aber du hast die Studiengebühren bezahlt.»
«Für’s halbe Semester. Das halbe Semester hab ich hinter mir. Ein Mordsgeschäft: Das ganze is doch nur Bockmist. Vielleicht such ich mir Arbeit als Schreiner wie mein Alter. Da siehst du wenigstens, was du gearbeitet hast. Ja, vielleicht mach ich das. Als Schreiner kannst du sogar bis zu zehn Dollar die Stunde kassieren.» Er zog die Schnur zusammen und verschloss die Segeltuchtasche.
«So weit kommt es doch gar nicht», sagte sie fast flehend. «Wenn die dich suchen, geben sie erst auf, wenn sie dich haben. Dein Foto ist im Archiv vom College, und mit dem kahlen Kopf haben sie dich sofort.»
«Meinst du? Dreh dich mal ’nen Moment um.»
Sie gehorchte zögernd.
«So, jetzt kannst du gucken.»
Sie erkannte ihn kaum wieder. Er trug eine dicke schwarze Perücke, und sein Gesicht war durch einen Mongolenbart verwandelt.
«Na, wie gefall ich dir?»
«So was Verrücktes!»
Er warf die Tasche über die Schulter. «Ich hab einen Freund im Westen des Staates, bei dem kann ich für ein paar Tage unterkommen. Dann is da ein Junge in Ohio, der ein Rehabilitations-Zentrum für Drogensüchtige leitet. Bei dem kann ich bestimmt einen Monat bleiben, ohne dass jemand was von mir merkt. Mach dir um mich keine Sorgen.» Er machte eine Pause. «Also, bis bald. Wir sehn uns.»
«Gehst du einfach so weg, Ekko?»
Er sah sie sehr genau an. «Okay, was soll’s schon schaden, wenn’s ein bisschen später wird?»
Später, als sie in seinen Armen lag, murmelte sie. «Ekko, ich hab Angst.»
«Vor was?»
«Was sie machen, wenn sie mich verhaften.»
«Da brauchst du keine Angst zu haben. Dein Alter nimmt sich einen einflussreichen Anwalt, und von da an behandeln sie dich mit Samthandschuhen. Angst haben müssen nur so Typen wie ich. Mir werden sie’s doppelt heimzahlen, weil sie an dich nicht rankommen.»
«Dann hab ich Angst um dich.»
«Keine Angst, mich finden sie in hundert Jahren nicht.»
15
«Habt ihr was?»
Detective Sergeant Schroeder von der Mordkommission hatte trotz seiner fünfzig Jahre noch kein graues Haar in der kurz geschnittenen dunklen Mähne. Er hätte für 25 durchgehen können, wenn die kleinen Augen und die markanten Gesichtszüge nicht gewesen wären. Er stand unter der Tür des Büros des Dean und beobachtete die beiden Männer vom Bombenkommando, die sorgsam winzige Partikelchen auffegten.
Einer hob den Kopf. «Eine primitive Bombe.» Er richtete sich auf und zeigte auf den Safe. «Da drunter hat sie gelegen.»
«Glauben Sie, dass sie das Ding da aufsprengen wollten?»
«Auf die Art hat’s noch keiner versucht. Aber die Tür haben sie demoliert. Die kriegt man jetzt nur noch mit einem Büchsenöffner
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