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Am Dienstag sah der Rabbi rot

Am Dienstag sah der Rabbi rot

Titel: Am Dienstag sah der Rabbi rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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dass Sie die Unterschriften zählen, sich vergewissern, dass keine Namen doppelt vorkommen und dass alle Unterzeichneten eingetragene Studenten des College sind.»
    «Hören Sie, Miss Hanbury», sagte Selzer, «das ist doch Spiegelfechterei. Definieren wir es so: Wir vertreten die engagierten Studenten von Windemere. Und es spielt auch wirklich keine Rolle, ob wir die beauftragten Vertreter von Roger Fine sind oder nicht. Hier ist die Sache wichtiger als die Person. Die Sache ist, ob die Verwaltung das Recht hat, ein Mitglied des Lehrkörpers rauszuwerfen, weil ihr seine politische Einstellung nicht passt. Darum geht es, und nur darum.»
    «Ach, ich dachte, Sie hätten mehrere Themen.»
    «Ich meine, das ist das Einzige, worum es in diesem bestimmten Fall geht.»
    «Das ist ein legitimer Punkt, Mr. Selzer, und ich gestehe Ihnen ohne weiteres zu, dass er wichtig genug ist, um jedes Mitglied des College zu berechtigen, Fragen zu stellen – wenn das der Wahrheit entspräche. Aber leider ist Ihnen da ein Irrtum unterlaufen. Professor Fine ist nicht ‹rausgeworfen› worden. Er war für eine befristete Zeit angestellt, und mit dem Ende dieses Semesters läuft sein Vertrag ab. Mehr ist an der ganzen Sache nicht dran. Wenn Sie zum Beispiel einen Elektriker anstellen, um eine bestimmte Anlage zu installieren, bezahlen sie ihn nach Fertigstellung, und er geht dann auch. Sie werden bestimmt nicht erwarten, dass er sich damit das Recht erworben hat, von nun an alle weiteren elektrischen Arbeiten bei Ihnen auszuführen. Professor Fine war sich gewiss über die Bedingungen seiner Anstellung im Klaren – und seine politischen Meinungen haben damit gar nichts zu tun. Wäre er vor Ablauf seines Vertrages entlassen worden, hätten Sie Anlass zur Beschwerde, aber noch unterrichtet er, und er wird weiter unterrichten, bis das Semester zu Ende und sein Vertrag erfüllt ist.»
    «Warum ist sein Vertrag nicht verlängert worden?», fragte Selzer.
    «Weil das schon bei seiner Anstellung nicht beabsichtigt war. Er ist zur Überbrückung einer Notlage und für eine ganz bestimmte Zeit eingestellt worden.»
    «Aber Sie werden eine andere Lehrkaft für die englische Abteilung einstellen. Wir wissen sogar aus zuverlässiger Quelle, dass Sie zwei neue Lehrer anzustellen beabsichtigen.»
    «Das kann sein», sagte Dean Hanbury. «Darüber entscheidet der Präsident, und ich kann nicht für ihn sprechen. Allerdings bezweifle ich, dass er sich schon entschieden hat. Doch das hat nichts mit der Situation von Professor Fine zu tun. So steht auch seiner offiziellen Bewerbung um diesen Posten nichts im Wege. Und in dem Fall würde seine Kandidatur mit der anderer Bewerber geprüft werden, und seine Tätigkeit bei uns wäre einer der Punkte, die berücksichtigt würden.»
    «Und dass er als Radikaler gilt, ja?», sagte Judy Ballantine wütend.
    «Ich weiß nichts über seine politische Einstellung», erwiderte Dean Hanbury. «Mit mir hat er nie darüber gesprochen und meines Wissens auch nicht mit dem Präsidenten.»
    «Und was ist mit seinem Artikel über Vietnam und die Army in The Windrift ?»
    «Ich erinnere mich nicht daran, Miss Ballantine. Ich glaube kaum, dass ich ihn gelesen habe.» Sie drehte sich mit dem Stuhl herum und blickte aus dem Fenster auf die Straße.
    Dem war Judy nicht mehr gewachsen. Sie sprang auf. «Das ist lauter Scheißdreck und das wissen Sie! Jeder in der Schule hat ihn gelesen, und jeder hat darüber geredet.»
    Dean Hanbury antwortete nicht; sie stand stattdessen auf und ging zur Tür. «Sie müssen mich entschuldigen», sagte sie, trat auf den Flur und schloss die Tür hinter sich.
    Die Zurückgebliebenen wechselten unsichere Blicke. Selzer fuhr Judy an: «Du blöde Kuh!»
    «Erlaube mal, Abner, Judy hat damit gar nichts zu tun. Wahrscheinlich hat sie nur mal nötig gemusst.» Ekko zog die Schultern hoch.
    «Oder sie ist zum Präsidenten», mutmaßte O’Brien. «Sie wird schon wiederkommen.»
    «Vielleicht will sie uns nur zeigen, dass sie beleidigt ist, damit wir ein schlechtes Gewissen haben und nicht mehr so scharf rangehen, wenn sie zurückkommt.»
    Sie sprachen darüber, wanderten im Zimmer herum, betrachteten die Bilder, tippten auf die Tasten der Schreibmaschine und warteten.
    «Wenn sie nicht mehr mit uns reden wollte, hätte sie doch sicher gesagt, wir sollten gehen», gab Judy zu bedenken.
    Ekko glaubte immer noch, sie hätte nur mal gemusst.
    «Na ja, kann sein», meinte Selzer, «aber dann dauert es

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