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Am Dienstag sah der Rabbi rot

Am Dienstag sah der Rabbi rot

Titel: Am Dienstag sah der Rabbi rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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ich mir: Okay, Mädchen, wenn du’s so willst, und dann mach ich die Augen zu. Nach ein paar Minuten geht dann das Licht aus, und wir fahren los, und ich schlaf ein. Aber Sie wissen ja, wie das beim Busfahren ist, so ganz richtig schläft man nie. Man döst nur vor sich hin.»
    «Ja, genau. Ich kann auch nie fest schlafen.»
    «Na, als ich dann mal wach werde, schläft die Kleine fest, hat den Kopf ans Kissen gelehnt und den Mund ein bisschen offen. Und so ’ne kleine Strähne hängt ihr ins Gesicht, und jedes Mal, wenn sie ausatmet, pustet sie sie fort, und dann fällt sie wieder zurück. Ich hab mich dann rumgedreht, um es besser sehen zu können, und beim Zusehen schlaf ich wieder ein. Und dann spür ich, dass mich jemand berührt, und werde halb wach und sehe, dass es das Mädchen ist. Sie hat sich im Schlaf zusammengerollt und berührt mich im Schlaf. Und gerade da, wo ich’s gern hab.»
    Jetzt wurde der Spießer aufgeregt. «Und was haben Sie gemacht?»
    «Na, ich bin näher an sie rangerückt und hab ihren langen Mantel, den sie auf dem Schoß hatte, über uns gezogen, damit wir zugedeckt waren.»
    «Und dann?»
    «Was glauben Sie? Ich hab mit der einen Hand ihre Titten gestreichelt, und als sie nicht aufgewacht ist, hab ich die andere unter ihr Kleid gesteckt.»
    «Und was haben Sie dann gemacht?»
    «Was wohl? Wir waren in einem Bus. Mehr konnte ich da ja wohl nicht machen. Wir haben uns so gehalten, und dann bin ich auch so eingeschlafen.»
    «Und am Morgen?»
    Der Mann kriegte vor Aufregung keine Luft mehr.
    Ekko grinste. «Nichts. Als ich aufwachte, fuhren wir schon durch Boston. Sie war nicht mehr da. Sie muss in Newton ausgestiegen sein. – Na ja, das ist der Grund, warum ich gern mal eine Fahrt mit dem Bus mache.»
    «Es ist also gar nichts gewesen», stellte der Mann bedauernd fest. «Sie haben sie nie wiedergesehen?»
    «Nee.»
    «Ich glaube, Sie haben das nur geträumt.»
    Ekko lächelte in die Dunkelheit hinein. Sollte er ruhig leiden. «Nein, ich hab’s nicht geträumt.»
    Der andere blieb stumm sitzen. Nach einer Weile schlief Ekko ein. Es schien nur Minuten zu dauern, bis er vom Busfahrer geweckt wurde, der ankündigte, dass sie in zehn Minuten in Springfield halten würden. Der Mann hob einen kleinen Wochenendkoffer vom Gepäcknetz, setzte sich wieder und nahm ihn auf den Schoß.
    «Springfield. Da steige ich aus.»
    «Was, schon Springfield?»
    «Hm. Wissen Sie, beinah war ich Ihnen auf den Leim gegangen», sagte er dann.
    «Wie meinen Sie das?»
    «Ach, dass Sie gesagt haben, Sie fahren einfach Bus, weil Sie Lust haben, und Sie wissen noch nicht, wo Sie aussteigen werden.» Er lachte leise. «Ihr jungen Leute gebt immer damit an, dass ihr nur das tut, was euch passt, aber das ist nichts als Gerede. Ihr fahrt irgendwohin, weil ihr genau dahin wollt, ebenso wie jeder andere auch. Sie sitzen jetzt in diesem Bus, weil Sie genau mit diesem Bus fahren wollten.»
    Ekko wurde starr. «Woher wissen Sie das?»
    Der Mann lachte tief grollend. «Weil ich Sie gesehen hab. Ich hab Sie in der Charles Street in den Zug steigen sehen. Ich stand direkt hinter Ihnen und hab Sie gesehen. Sie haben eine Segeltuchtasche getragen, und die liegt da oben im Netz. Dann hab ich Sie in Boylston aussteigen und direkt zum Busbahnhof gehen sehen. Nichts da mit dem durch die Straßen wandern und sich plötzlich entschließen, mit einem Bus zu fahren, weil sich die Chance ergeben könnte, dass sich ein Mädchen neben Sie setzt und Sie an sich rumfummeln lässt.»
    «Sind Sie mir nachgegangen?»
    «Nein, aber ich war direkt hinter Ihnen. Als wir zum Busbahnhof kamen, bin ich ins Café gegangen und Sie zum Fahrkartenschalter.»
    «Das muss ein anderer gewesen sein», murmelte Ekko.
    «Nein, war’s nicht. Sie waren das. Sie sind mir gleich aufgefallen, weil ich gesehen hab, dass Sie eine Perücke tragen. Und der Bart ist auch nicht echt. Ich hab’s auf den ersten Blick gesehen, weil ich Friseur bin und von Haaren was verstehe. Sind Sie kahl, ja?»
    «Ja, da oben bin ich ziemlich nackt», gab er verlegen zu.
    Der Bus hielt an, und der Mann stand auf. «Sie verkühlen sich andauernd den Kopf, was?»
    «Nein, das is nur, weil die Mädchen was gegen Kahlköpfe haben.»
    Der Mann lachte. «Na, hier steigen immer viele Leute ein. Vielleicht haben Sie für den Rest der Reise mehr Glück.» Er winkte freundlich und bahnte sich den Weg durch den Gang.
    17
    Wie jeder District Attorney war Matthew Rogers aus Suffolk County, wozu

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