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Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Titel: Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Mengel
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Schloss.
    Zwei Stunden später trafen sie sich beim Frühstück. Als Toni endlich einmal ins Bad ging, besprachen sie, wie sie die Cousine loswerden könnten.
    „Wir müssen woanders hin“, sagte Susanna.
    „Ich könnte Onkel Sam anrufen. Tun wir doch so, als reise ich ab. Schließlich ist morgen Schule.“
    Antoinette kehrte zurück.
    „Was gibt es zu tuscheln?“
    „Wir tuscheln nicht. Patrick muss nach Hause.“
    „Leider“, fiel Patrick Susanna ins Wort. „Mein Onkel holt mich gleich ab.“
    Zwanzig Minuten später erklang der Piepton einer SMS.
    „Er wartet draußen.“ Patrick ergriff seine Tasche, reichte Toni die Hand und drückte Susanna einen Kuss auf die Wange. „Vielen Dank für die Gastfreundschaft.“
    „Das war ein netter Besuch“, sagte Toni, während sie das Tor hinter Patrick schloss. „Nun muss ich aber an die Arbeit. Kommst du ohne mich zurecht?“
    Susanna nickte. Sie ging auf ihr Zimmer, kramte das Handy aus der Nachttischschublade, dachte kurz über einen geeigneten Treffpunkt nach und tippte eine Nachricht.
    „Um vier Uhr im Wäldchen am umgestürzten Baum. Dein Onkel kennt die Stelle.“ Sie wagte nicht eine frühere Uhrzeit vorzuschlagen, damit Toni nicht misstrauisch würde, wenn sie allzu bald nach Patricks Abreise das Haus verließ.
    Die Stunden zogen sich wie Pizzakäse. Endlich näherte sich die Uhr der vereinbarten Zeit. Auf Zehenspitzen verließ Susanna das Haus. Es war am besten, wenn Toni ihre Abwesenheit gar nicht erst bemerkte.
    Heute hatte das Wäldchen nichts Gefahrvolles an sich, im Gegenteil. Das lichte Blätterdach ließ die Sonne hindurch. Die Äste der Bäume bewegten sich sanft im Wind, das Laub raschelte und die Vögel sangen ein fröhliches Lied.
    Patrick und Samuel warteten bereits.
    „Bist du sie losgeworden?“
    „Kein Problem, du warst kaum weg, da verschwand sie in ihr Atelier.“ Susanna kletterte auf den umgestürzten Baum und machte es sich in einer Astgabel gemütlich.
    „Also“, kam sie sofort zur Sache.“Wieso mischt eigentlich mein Vater die Glückstees? Er stammt doch nicht aus Kis-Ba-Shahid.
    „Ich habe keine Ahnung. Hätte dich Albin, wie es der Brauch will, an deinem dreizehnten Geburtstag in das Geheimnis eingeweiht, wüsstest du es jetzt.“
    Samuels Gesichtsausdruck verdüstert sich. Er griff nach Susannas Hand.
    „Was ich dir jetzt sage, ist überaus wichtig. Irgendetwas geschieht in Kis-Ba-Shahid. Seit einiger Zeit häufen sich das Leid und die traurigen Nachrichten. Es scheint beinahe, als schwinde das Glück.“
    „Was hat das mit mir zu tun?“, fragte Susanna.
    „Es gibt Leute, die glauben, du könntest das Übel aufhalten. Entsinne dich des Schwurs deines Urahns. Seine Nachfahren sollen Glück verbreiten. Bisher geschah dies nur im begrenzten Kreis von Menschen. Aber nun ist Kis-Ba-Shahid in Gefahr. Vielleicht hätte deine Familie das Land niemals verlassen dürfen? Wir wissen es nicht.“
    Patrick mischte sich ein.
    „Hallo, Susanna ist gerade mal dreizehn? Wie bitte schön soll sie ein ganzes Land retten?“
    „In Kis-Ba-Shahid gelten die Kinder als erwachsen, sobald sie ihre Bestimmung erfahren haben.
    Wieder diese Bestimmung. Susanna sprang vom Baum und begann auf und ab zu gehen.
    „Erklären Sie mir doch mal diese Bestimmung. Das Wort taucht dauernd auf.“
    „ Gut, schieben wir das ein.“ Begeistert sah Samuel nicht aus. „Also. Am dreizehnten Tag, in der dreizehnten Minute der dreizehnten Stunde nach dem dreizehnten Geburtstag eines Kindes, wird dessen Bestimmung verkündet.“
    „Und für mich gibt es auch so eine Bestimmung?
    „Natürlich, alle, die in Kis-Ba-Shahid leben oder daher stammen, haben eine Bestimmung. Es gleicht einem Beruf. Manche Menschen sind dazu bestimmt, Schuhe herzustellen oder Karamele zu hüten …“
    „Kamele“, fiel Patrick ihm ins Wort.
    „In Kis-Ba-Shahid gibt es keine Kamele. Dort leben Karamele, sie haben drei Höcker.“
    Susanna ließ sich durch nichts mehr schoc kieren. Es hätte sie nicht gewundert, wenn plötzlich eines dieser Karamele aus dem Wald getreten wäre.
    „Neben solchen ‚ Berufsbestimmungen', gibt es noch die sogenannten ‚Schlüsselbestimmungen’“, fuhr Samuel fort. Sie sind mit der Lösung eines speziellen Problems verbunden.“
    „Und was heißt das für mich?“
    „Aller Wahrscheinlichkeit nach bist du dazu bestimmt, das Übel aufzuhalten. Du solltest bald nach Kis-Ba-Shahid reisen.“
    Susanna erschauderte.
    „Damit will ich nichts zu tun

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