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Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Titel: Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Mengel
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jetzt im Tageslicht beinahe lächerlich. Er ließ die Erlebnisse der Nacht hinter sich, verzehrte sein kärgliches Frühstück und verabschiedete sich von seiner Frau und den fünf Kindern. Der Schmied, der ihm eine Arbeit angeboten hatte, wartete bereits auf ihn.
    Yunus Tag verlief wie jeder andere auch, er arbeitete schwer. Gemeinsam mit drei weiteren Männern schwitzte er an der Esse oder schwang den Hammer unter Anleitung des Meisters. Einen perfekten Krummsäbel herzustellen, dauerte Tage und forderte viel Geschick. Nur wenige Schmiede in Kis-Ba-Shahid verstanden sich darauf. Yunus hatte schon oft beim Schmieden geholfen, sodass er die Handgriffe beherrschte. Er hoffte, der Schmied würde ihn eines Tages als Geselle aufnehmen.
    Es war heiß in der Schmiede. Schweiß ließ die nackten Oberkörper der Männer glänzen. Hinter Yunus zischte und brodelte es, als der Meister ein soeben behauenes Werkstück zum Abkühlen in einen Wasserbottich tauchte. Dampf stieg auf. Wieder schürten die Männer das Feuer. Mitten darin, dort, wo es am heißesten brannte, lag ein Metallstück. Erst als es weiß erglühte, zog einer der Männer es mit einer Zange heraus.
    Der Schmied legte das Metall auf den Amboss. Sorgsam achtete er darauf, dass es nicht verrutschte. Auf seinen Wink hin begannen sie, das Metall auszutreiben. Abwechselnd ließen Yunus und ein weiterer Mann ihre Hämmer niedersausen. Der Klang der Schläge, als Metall auf Metall traf, schallte durch die Schmiede und der Lärm war in der ganzen Straße zu hören.
    So ging es Stunde um Stunde. Gegen Abend lag eine beachtliche Anzahl von Rohlingen vor ihnen. Einige Werkstücke wiesen bereits grob die Form eines Säbels auf. Doch nur eine einzige Waffe hatten sie an diesem Tag fertigstellen können.
    Der Meister ölte und polierte den Säbel, bis das Metall glänzte. Feine Linien schimmerten darin und bewiesen den besten Aut-Beker Stahl. Ein weiterer perfekter Säbel. Für diese Kunst war der Schmied bis an die entlegensten Grenzen von Kis-Ba-Shahid berühmt. Seine Krummsäbel lagen leicht in der Hand und waren doch schwer genug, um sie tief in den Leib eines Gegners zu treiben.
    Als der Meister die Waffe probehalber schwang, ließ das Licht der Flammen das Metall aufblitzen. Um ihn herum standen die Männer. Sie erfreuten sich an dem Ergebnis ihrer Arbeit. Der Schmied tanzte mit der Waffe durch den Raum, er fingierte einen Angriff.
    Niemand konnte sagen, wie das Holzscheit dorthin gekommen war. Doch alle sahen ihn, nur der Meister bemerkte ihn nicht, er konzentrierte sich auf die Waffe in seiner Hand. Der Klotz lag auf dem Boden, direkt vor seinen Füßen. Beim nächsten Schritt blieb er mit der Fußspitze an der Kante des Holzes hängen.
    Seine Bewegungen gerieten aus dem Gleichgewicht, er strauchelte und drohte zu stürzen. Yunus erkannte die Lage. Behände eilte er seinem Meister zu Hilfe. Er vergaß den Säbel, den der Schmied immer noch in den Händen hielt. Als er bemerkte, wie die Waffe auf ihn zusauste, war es zu spät.
    Yunus erstarrte, die Zeit schien stehen zu bleiben. Beinahe staunend sah er zu, wie sich die Klinge seinem Handgelenk näherte. Er schrie auf. Die Männer um ihn herum ächzten, als der Säbel klirrend zu Boden fiel. Yunus spürte keinen Schmerz. Hatte er sich den Unfall nur eingebildet?
    Prüfend betrachtete er seinen Arm, die Hand fehlte. Er sah sich nach ihr um. Da lag sie - im Schmutz zu seinen Füßen.
     
     

12.               Heimreise
     
    „ S usanna?“ Toni klang ungeduldig. „Hörst du mir zu? Du kannst nicht einfach eigene Regeln machen. Solange ich die Verantwortung für dich habe, wirst du dich nach mir richten.“
    „Ja.“ Du kannst mich mal, dachte Susanna.
    „Gut, dann geh‘ jetzt zu Bett“, sagte Antoinette.
    „Ich muss erst noch meinen Vater anrufen.“
    „Das hat bis morgen Zeit.“
    „Es ist aber wichtig.“
    „Du hast mich gehört.“
    „Aber ich brauche ein Schulbuch. Papa muss es mir schicken.“ Schule zog eigentlich immer.
    „Und das fällt dir jetzt ein? Du hattest das ganze Wochenende Zeit.“
    „Ich hatte Besuch.“
    Die Cousine verzog das Gesicht.
    „Na gut, aber fasse dich kurz.“
    Das Telefon, ein uraltes schwarzes Ding mit einer Wählscheibe, stand im Flur. Susanna presste den Hörer ans Ohr. Es tutete, einmal, zweimal - endlich, nach dem vierten Klingeln meldete er sich: „Aschem.“
    „Papa , bitte, du musst mich abholen.“
    „Wir hatten ausgemacht, dass du zwei Wochen bei

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