Am Ende bist du mein
wurde?»
«Das habe ich doch schon …», begann Adrianna und brach ab. Sie wollte vor Gage keine Geheimnisse mehr haben. «Es war wegen des ersten Kinds meiner Mutter. Ich dachte, Frances hätte es womöglich da draußen begraben. Es war doch eigentlich ein naheliegender Gedanke, oder?»
«Grundsätzlich schon, aber …»
«Niemand will mir etwas darüber sagen», fuhr Adrianna unglücklich fort. «Weder meine Mutter noch Dr. Moore, der den Tod dieses Kindes bescheinigt hat. Aber man kann doch ein Kind nicht einfach irgendwo begraben und tun, als hätte es nie existiert.»
«Nein», antwortete Gage. «Aber wir werden auf dem Gelände nochmal graben. Wer weiß, was wir dann noch finden. Ich werde Billy Miller bitten, diese Arbeit zu übernehmen. Möglicherweise kann er schon am Samstag damit beginnen. Und auch mit der Verlegung der Thornton-Gräber.»
«Warum glaubst du, dass du da überhaupt noch etwas findest?»
«Das sagt mir mein Gefühl.»
«Und darauf kannst du dich verlassen?»
«Nicht immer», entgegnete Gage, trank einen Schluck und ergänzte, «aber meistens.»
Adrianna senkte den Blick. «Dann wird es also bald vorüber sein.»
«Dein Wort in Gottes Ohr», erwiderte Gage. «Denn vorüber ist es erst, wenn wir unseren Mörder haben.»
***
Auf dem Parkplatz des Madison-Hotels trennten sich Gage und Adrianna. Am liebsten wäre Gage ihr nachgefahren und hätte sich vergewissert, dass sie sicher zu ihrem Haus kam und dort sämtliche Türen und Fenster verrammelte. Aber wieder einmal gewann seine Arbeit die Oberhand, und er sah nur zu, wie Adrianna in ihren Wagen stieg und davonfuhr.
In der Zeit, die sie in der Bar verbracht hatte, war ein Regenguss niedergegangen, und die Straße glänzte feucht im Scheinwerferlicht.
Auf der Fahrt dachte Adrianna an die ermordete Tammy Borden. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie diese Frau gehasst hatte, doch mit den Jahren hatte dieses Gefühl an Intensität verloren, bis sie bei dem Gedanken an sie kaum noch etwas empfand. Dass Tammy auf grausame Weise umgebracht würde, hatte sie sich allerdings nie gewünscht.
An der ersten roten Ampel begann Adrianna die Nachrichten auf ihrer Mailbox abzuhören. Währenddessen nahm sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt wahr, die anscheinend im Begriff war, die Fahrbahn zu überqueren.
Es war ein Mann, der sich an den Wagen vorbeischlängelte und sie auf irgendeine Weise an Craig erinnerte. Sie schaltete ihr Handy aus und folgte ihm mit dem Blick. Der Gang war beinah der Gleiche, das Jackett von der Art, wie Craig siegetragen hatte, und die Haarfarbe täuschend ähnlich. Wie gebannt sah Adrianna zu, wie der Mann einen am Bordstein geparkten dunklen BMW anstrebte, die Tür öffnete und einstieg.
Jetzt sehe ich schon Gespenster, dachte sie mit klopfendem Herzen und schaute durch das Seitenfenster zu dem BMW, dessen Fahrer sich beim Anlassen des Motors im Rückspiegel begutachtete, genau wie Craig es immer getan hatte.
Die Ampel sprang auf Grün. Der BMW parkte aus, der linke Blinker leuchtete auf, und gleich darauf hatte er sich in den Verkehr gezwängt. Ohne recht zu wissen, warum, beschloss Adrianna dem Wagen zu folgen.
Dann kam die nächste Kreuzung. Der BMW fuhr noch bei grüner Ampel darüber, doch vor Adrianna schaltete sie auf Gelb. Wie von allein trat sie auf die Bremse, überlegte es sich anders und drückte aufs Gas. Von einem schrillen Hupkonzert begleitet, schoss sie über die Kreuzung und begann mit einem wilden Überholmanöver, in der Hoffnung in die Nachbarspur des BMW zu gelangen und den Mann bei einer nächsten roten Ampel genauer ins Visier zu nehmen.
Gleich darauf hörte sie hinter sich das Jaulen einer Polizeisirene. Adrianna warf einen Blick in den Rückspiegel. Über die Standspur preschte ein Streifenwagen mit Blaulicht heran und hielt etwa dreißig Meter vor ihr.
«Scheiße», fluchte Adrianna, denn der Polizist, der aus dem Streifenwagen sprang und gebieterisch zu winken begann, meinte eindeutig sie.
Hilflos sah sie zu, wie der BMW vor ihr verschwand, fuhr an den Rand, fischte ihren Führerschein aus dem Handschuhfach und ließ ihr Seitenfenster herunter.
«Tut mir leid, Sir», begrüßte sie den Streifenpolizisten und hielt ihm erbötig den Führerschein hin. «Ich war in Eile und –»
«Die Fahrzeugpapiere, bitte», unterbrach er sie mit steinerner Miene.
Still fluchend kramte Adrianna ihren Fahrzeugschein hervor und reichte ihn aus dem Fenster. «Ich bin jemandem gefolgt»,
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