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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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sie sich am liebsten hier, werkelte herum, backte und kochte.
    Noch einmal ging sie die Briefe durch. Der letzte war mit der Hand adressiert und einer Forever-Briefmarke frankiert worden. Sie riss ihn auf und zog einen parfümierten Coupon hervor. Sie war schon im Begriff, ihn in den Müll zu werfen, doch da stieg ihr der Duft in die Nase. Es war Armani, das Rasierwasser, das Craig immer benutzt hatte. Plötzlich stellten sich ihre Nackenhaare auf. Sie wedelte mit dem Parfumstreifen und schloss schnuppernd die Augen.
    Sie war sich ganz sicher.
    Wie oft hatte dieser Duft an ihr gehaftet, nachdem sie und Craig sich geliebt hatten – oder an seiner Kleidung und seinem Kopfkissen. Nach dem Unfall hatte sie Craigs Hemden nicht gewaschen, sondern ihr Gesicht darin vergraben und verzweifelt den vertrauten Geruch eingesogen.
    Tränen traten ihr in die Augen, während sie den Coupon anstarrte und überlegte, ob sie ihn zufällig erhalten hatte, als simple Werbeaktion, wie zahllose andere Menschen auch.
    Noch am Vortag hätte sie all dem keinen weiteren Gedanken geschenkt, doch jetzt hatte am Morgen die Kartean ihrer Windschutzscheibe gesteckt – und womöglich war jemand in ihr Haus eingedrungen. Irgendjemand hatte es auf sie abgesehen und trieb einen grausamen Scherz mit ihr.
    Oder war sie einfach nur müde und überreizt, ein Opfer ihrer Fantasie? Ihr Blick wanderte umher, auf der Suche nach der Visitenkarte, die ihre Immobilienmaklerin bei jedem ihrer Besuche hinterließ. Und da war sie. Deutlich sichtbar, mitten auf dem Herd. Für die unverschlossene Haustür gab es also schon mal eine Erklärung.
    Adrianna griff zum Telefon und wählte die Nummer des Maklerbüros, wo nur noch der Anrufbeantworter eingeschaltet war. Nach dem Signalton sagte sie: «Catherine, hier spricht Adrianna. Ich wollte wissen, ob Sie heute jemandem das Haus gezeigt haben. Wenn ja, haben Sie die Haustür vergessen abzuschließen. Bitte, seien Sie in Zukunft vorsichtiger. Danke.»
    Als Nächstes öffnete sie die Tür, die zu einem kleinen Innenhof führte. Ein Schwall feuchter Nachtluft schlug ihr entgegen, durchzog die Küche und vertrieb den Geruch des Rasierwassers. Wenig später war er verflogen.
    Adrianna warf den Coupon in die Mülltonne am Haus, rieb sich über die Arme, auf denen sich Gänsehaut gebildet hatte, und versuchte, den ganzen Vorfall mit einem Lachen abzutun. Nur eine blöde Parfumwerbung, sagte sie sich. Kein Grund, die Fassung zu verlieren.
    Der albtraumartige Tag hatte sie einfach mitgenommen.
    Ein wenig gefestigter kehrte sie in die Küche zurück. Doch als sie ihr Handy klingeln hörte, setzte für einen Takt ihr Herzschlag aus. «Herrgott nochmal», schalt sie sich und wühlte es aus ihrer Handtasche hervor.
    Auf dem Display stand die Rufnummer ihrer Mutter. Nach einem abgrundtiefen Seufzer meldete sie sich. «Hallo.»
    «Adrianna?» Adrianna erkannte den typischen Untertonder Panik in der Stimme ihrer Mutter. Offenbar stand wieder einmal eine Krise an.
    «Hallo, Mom», sagte sie sanft und fuhr sich über die Stirn.
    «Das mit letzter Nacht tut mir leid.»
    «Schon in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.» Leise zog sie die Kühlschranktür auf und holte die halbvolle Flasche Chardonnay hervor.
    «Ich mache mir aber Sorgen. Und es tut mir auch leid, dass wir uns gestern Morgen gestritten haben.»
    «Ja, mir tut es auch leid.»
    «Warst du heute draußen am Haus der Thorntons?», fragte ihre Mutter gepresst.
    «Ja, Mom. Ist alles prima gelaufen.» Von dem Skelett mochte sie ihrer Mutter nichts erzählen. Es würde sie nur noch mehr aufregen und womöglich eine weitere Nacht im Krankenhaus bedeuten.
    «Ist das auch wahr? Du hast das so komisch gesagt.» Nun schwang in der Stimme ein Vorwurf mit.
    Adrianna unterdrückte ein Stöhnen. So selbstbezogen ihre Mutter auch war, hatte sie doch ein feines Ohr, wenn Adrianna nicht die Wahrheit sagte. Zwar mochten sie nicht blutsverwandt sein, doch die langen gemeinsamen Jahre hatten ihnen ein sicheres Gespür füreinander gegeben. «Natürlich ist das wahr», log sie. «Sei nicht so argwöhnisch.»
    Adrianna holte sich ein Glas aus dem Schrank, schnippte den Korken von der Flasche und schenkte sich Wein ein.
    «Wann kommst du mich wieder besuchen?»
    «Bald.»
    «Wann?»
    «Genau kann ich das noch nicht sagen. Aber bald. Im Moment bin ich dabei, den Verkauf der Colonies abzuwickeln, und im Geschäft habe ich auch eine Menge zu tun   –»
    «Das Geschäft fehlt mir», fiel ihre Mutter ein.

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