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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Knochen werden mir mehr verraten.»
    «Wann, glauben Sie, werden Sie sich mit dem zweiten Grab befassen können?»
    Alex stemmte sich hoch und schaute nachdenklich zu dem Nachbargrab hinüber. «Morgen. Am frühen Nachmittag.»
    Tess wischte sich den Schweiß von der Stirn, mit einer Hand, die vor Erschöpfung zitterte. «So spät?»
    «Wenn ich müde bin, nütze ich niemandem», sagte Alex.
    «Klingt vernünftig.» Gage zwang sich zu einsichtigem Nicken. «Ich werde ein paar Wachposten aufstellen.»
    «Dafür wäre ich dankbar», entgegnete Alex. «Das Letzte, was ich mir wünsche, sind Neugierige, die hier herumlaufen und Gott weiß was anstellen.»
    Gage war schon im Begriff zu gehen, doch dann überlegte er es sich anders. «Was die Tote angeht, da habe ich eine Theorie.»
    «Und die wäre?», fragte Alex und massierte sich den Nacken.
    «Eine Vermisste, die mit den Thorntons bekannt war. An dem Fall arbeite ich schon seit Jahren.»
    Tess verschränkte die Arme vor der Brust. «Wer?»
    «Mit ihrem Zahnarzt habe ich bereits telefoniert», entgegnete Gage ausweichend. «Er schickt seine Unterlagen morgen früh an Alex’ Labor.»
    «Aha.» Alex lächelte verschmitzt. «Und dann sage ich Ihnen, ob Sie recht hatten oder nicht.»
     
    Als Adrianna zu Hause ankam, war es bereits Nacht. Vor der Tür setzte sie den Müllsack mit den Unterlagen ab, kramte ihren Schlüssel hervor, drehte ihn im Schloss und stutzte. Die Tür war unverschlossen. Okay, dachte sie. Jetzt ist es so weit. Ich weiß nicht mehr, was ich tue. Dabei hätte sie schwören können, dass sie die Tür am Morgen abgeschlossen hatte. Trotz ihrer Eile. Aber womöglich war jemand aus dem Maklerbüro vorbeigekommen und hatte das Haus einem Interessenten gezeigt. Dennoch verspürte sie im Bauch ein unruhiges Kribbeln.
    Im Flur blieb sie stehen und lauschte. Nichts. Sie schaltete das Licht ein. Alles sah aus wie immer. Nach ein paar tiefen Atemzügen holte sie den Müllsack herein.
    Das Haus war in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet worden und gemessen am Standard der Thorntons nicht viel besser als ein Cottage. Doch Adrianna hatte es auf den ersten Blick geliebt: die Stuckdecken, die bogenförmigen Türen und die Hartholzböden. Für sie hatte das Haus einen ganz eigenen Charme.
    Mit einer kleinen Erbschaft von ihrem Vater hatte sie es erworben, nachdem sie das Haus am Riverside Drive verkaufen musste. Als sie einzog, lag Craig seit einem halben Jahr im Pflegeheim. Mit der Renovierung ihres Häuschens hatte sie sich von ihrem Kummer abgelenkt, die alte Küche herausreißen und eine neue einbauen lassen. Auch die Holzböden waren abgeschliffen worden und die Wände in sanftem Gelb gestrichen.
    Um neue Möbel zu erstehen, hatte ihr Geld nicht mehr ausgereicht. Stattdessen war sie durch Trödelläden gezogen und hatte Garagenverkäufe besucht. Jeden Samstagmorgen hatte sie sich aufgemacht und nach hübschen alten Stücken gestöbert. Um zehn war sie dann ins Pflegeheim gefahren, hatte den Tag an Craigs Seite verbracht und ihm aus Büchern und seinen Lieblingszeitschriften vorgelesen.
    Doch abends, wenn sie nach Hause kam, machte sie sich ans Werk, beizte Möbel ab, schmirgelte, strich und lackierte.
    Damals war das Haus ihr Zufluchtsort geworden, eine kleine Insel des Trosts. Es wieder aufgeben zu müssen, fiel ihr unsagbar schwer.
    Aufseufzend ging sie noch einmal hinaus, um die Post aus dem Briefkasten am Eingangstor zu holen, warf einen Blick zurück und betrachtete die Haustür, die sie schwarz lackiert hatte, und den schweren schmiedeeisernen Topf, in den sie Efeu und dicke Büschel violetter Herbstastern gepflanzt hatte. Auch den Anblick würde sie vermissen.
    Auf dem Weg zurück schaute sie ihre Post durch. Rechnungen.Wie immer. Am Nachmittag hatte sie Pauline Collins, ihre Kundin in New York, angerufen und unter tausend Entschuldigungen ihren Termin abgesagt. Pauline war nicht erfreut gewesen. Adrianna hatte ihr mehrfach versichern müssen, die Farben, die sie ausgesucht habe, seien perfekt, und mit Engelszungen geredet, um nur ja den Auftrag nicht zu verlieren.
    Sie legte die Briefe in der Küche auf dem Frühstückstresen ab und ließ ihren Blick in die Runde schweifen, den Boden aus grauem Schiefer, die buttergelben Wände, die honigfarbenen Schränke, die Arbeitsfläche aus Granit, die glänzenden Stahltöpfe, die über dem Tresen an einem Rahmen hingen. Es war eine Küche für einen Koch, und wenn sie gestresst war, entspannte

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