Am Ende bist du mein
gedacht?», hakte Kendall nach. «Nenn mir ein paar Beispiele.»
«Da meldet sich die Reporterin», sagte Adrianna und fühlte sich in die Ecke gedrängt.
«Weich mir nicht aus», entgegnete Kendall, nippte an ihrem Espresso und schaute Adrianna erwartungsvoll an.
Mit einem Seufzer sagte Adrianna: «Es war immer dann, wenn meine Mutter eine ihrer Depressionen hatte. Dann konnte – oder wollte ich nicht glauben, dass sie meine Mutterist. Außerdem war ich größer als sie. Auch größer als mein Vater …»
«Und sonst?»
«Eines Tages habe ich im Arbeitszimmer meines Vaters nach einem Hefter gesucht. Und da habe ich in einer Schublade ein Foto entdeckt. Darauf waren meine Eltern. Meine Mutter hielt einen Säugling in den Armen. Beide sahen unglaublich glücklich aus. So glücklich, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Es war, als würde ich ein fremdes Paar betrachten.»
«Vielleicht sind sie nach dem Tod ihres ersten Kindes anders geworden.»
«Ja, vielleicht.»
«Jacob hat noch einmal Nachforschungen angestellt. Er hat nichts Unrechtes entdeckt.»
«Hast du ihn darum gebeten?»
«Wer sonst?», grinste Kendall.
«Mir kommt es trotzdem komisch vor. Warum weiß keiner, wo das Kind begraben worden ist. Irgendetwas stimmt doch da nicht.»
«Soll ich nochmal mit Jacob reden?»
«Und ihm sagen, ich hätte da so ein merkwürdiges Gefühl? Nein, lieber nicht.»
«Aber irgendjemand wird ja wissen, wo dieses Grab ist, oder etwa nicht?»
«Estelle weiß es nicht.»
«Was ist mit den Nachbarn? Du wirst kaum glauben, was ich alles von den Nachbarn unserer Eltern erfahren habe. Solche Leute kriegen mehr mit, als man denkt. Sollen wir beide mal anfangen, uns ein wenig umzuhören?»
«Nein, Kendall, das mache ich lieber allein.» Adrianna stützte ihren Kopf in beide Hände. «Mein ganzes Leben basiert auf Lügen.»
Kendall hob die Brauen. «Ist das nicht ein bisschen melodramatisch? Gut, deine Mutter hätte dir schon früher etwas sagen sollen, aber sie liebt dich. Meine Mutter hat auch Geheimnisse vor mir gehabt. Aber aus Liebe und um mich zu schützen.»
«Aber meine schweigt aus Furcht und nicht aus Liebe», sagte Adrianna zornig. Gleich darauf kam sie sich wie eine Verräterin vor. Als würde sie ihre Mutter, mit der sie ein Leben voller Erinnerungen verband, mit ihrer kürzlich entdeckten Schwester hintergehen. «Das wollte ich nicht sagen», murmelte sie.
«Entschuldige.» Kendall strich über Adriannas Hand. «Ich hätte dich nicht so weit bringen sollen. Warum erzählst du mir nicht, wie die Sache mit den Gräbern läuft?»
«Da läuft gar nichts. Die Arbeiten sind eingestellt worden.»
«Hm», machte Kendall. «Und Jacob hält sich bedeckt, weil er nicht will, dass ich dir etwas weitererzähle. Das ist wirklich ärgerlich.»
«Dann lass ihn», bat Adrianna. «Ich will nicht, dass ihr euch deswegen streitet.»
«Das hält unsere Ehe aus.»
Adrianna zerbröselte das nächste Stück Muffin. «Ich bin neidisch», gestand sie. «Auf deine Ehe, meine ich.»
«Du wirst wieder jemanden finden», erklärte Kendall mit einem Ausdruck großer Zuversicht.
Adrianna dachte an ihre Zeit mit Gage. Damals hatte sie geglaubt, den Richtigen gefunden zu haben, doch sie hatte sich geirrt. «Gage Hudson behauptet zu wissen, dass Craig eine Affäre hatte.»
«Gage Hudson», sagte Kendall und spitzte die Lippen. «Wie sind wir jetzt bloß auf ihn gekommen.» Dann setzte sie sich auf. «Was hast du gerade gesagt?»
«Dass Craig angeblich eine Affäre hatte. Was ich aber nicht glaube.»
Kendall hob die Brauen.
«Genauso hat Hudson mich auch angesehen, aber ich irre mich nicht. Craig konnte vielleicht nicht mit Geld umgehen, aber er hat mich geliebt.»
«Schon klar», sagte Kendall. «Kein Grund, sich aufzuregen.»
«Und soll ich dir noch was Verrücktes erzählen?»
«Bitte.»
«Vor vier Jahren waren Hudson und ich ein Paar.»
«Oh», sagte Kendall. «Ach, so ist das.»
Für einen Moment wunderte Adrianna sich über ihren Rededrang, doch jetzt, da sie einmal angefangen hatte, konnte sie offenbar nicht mehr aufhören. «Es war in dem Sommer, als Craig und ich uns getrennt hatten.»
«Und was hat dich und Hudson wieder auseinandergebracht?»
«Seine Arbeit. Er war wie besessen und hatte keine Zeit mehr für mich.»
«Das kenne ich. Manche Fälle gehen ihnen unter die Haut.»
«Und dann – das war ein Freitagabend – hat er mir einfach abgesagt. Ich hatte gekocht und war gekränkt.»
«Also hast du ihm
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