Am Ende bist du mein
für dich abgegeben. Sind sie nicht wunderschön?»
In Gedanken war Adrianna noch immer bei Gage, und deshalb fragte sie zerstreut: «Wer hat die geschickt?»
Phyllis zupfte einen kleinen weißen Umschlag aus dem Strauß. «Hier, lies.»
Adrianna nahm den Umschlag und zog eine Karte hervor. In großer schwungvoller Schrift stand darauf: «In Liebe. Craig.» Sie ließ die Karte fallen.
«Was ist denn jetzt los?», fragte Phyllis.
«Die kommen sofort in den Müll.» Adrianna packte den Strauß und lief damit zur Tür.
«Ja, sag mal», rief Phyllis ihr nach.
«Lies die Karte», rief Adrianna zurück und rannte hinaus.
«He, Adrianna, wo willst du denn hin?», hörte sie eine Stimme hinter sich.
Adrianna fuhr herum. Kendall. Wie üblich sah sie fantastisch aus. An dem Tag trug sie einen schokoladenbraunen Hosenanzug, mit einer taillierten Jacke über einer schwarzen Seidenbluse, Sonnenbrille und schwarze hochhackige Pumps. Das Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen.
«Bin gleich wieder da», sagte Adrianna. «Muss nur noch rasch zur Mülltonne.»
«Sag bloß, du willst diese Rosen wegwerfen.»
«Genau das will ich.»
Kendall kam näher und berührte eine der weißen Blüten. «Aber warum? Sie sind wundervoll.»
Adrianna steuerte die Mülltonne an. «Bei diesen wundervollen Blumen war eine Karte. Auf der stand ‹In Liebe. Craig›.»
«Ich glaube, ich habe mich verhört», sagte Kendall.
«Hast du nicht.» Adrianna öffnete die Tonne und stopfte die Rosen hinein. «Mein Brautbukett hat aus weißen Rosen bestanden. Weißt du, was das heißt?»
«Nein», entgegnete Kendall.
«Es heißt, dass deine Liebe rein ist.»
«Ja und?»
Adrianna hatte sich an den Dornen gestochen und lutschte sich einen Blutstropfen vom Finger. «Meine Liebe war nicht rein», bekannte sie leise.
«Weißt du was?», sagte Kendall. «Wir gehen jetzt besser mal irgendwohin und trinken einen Kaffee.»
«Das kann ich nicht. Ich muss eine Skizze fertig machen. Und dann muss ich wieder hinaus zu den Colonies und nachsehen, ob die Möbel fort sind.»
«Musst du nicht», erwiderte Kendall bestimmt. «So wie du aussiehst, brauchst du dringend eine Pause.»
Adrianna zögerte. Doch dann gab sie nach. «Na gut. Aber nur für ein paar Minuten.»
Wenig später betraten sie das Café an der Ecke, wo es nach Zimt und frischgemahlenen Kaffeebohnen roch. Kendall winkte Adrianna zu einem Tisch am Fenster und ging zur Theke. «Ich nehme einen Espresso. Was möchtest du?»
«Ich habe kein Geld dabei.»
«Sei nicht albern, Adrianna, ich lade dich ein.»
«Gut, dann möchte ich einen Cappuccino mit viel Milch. Und einen Muffin.»
Adrianna ließ sich an dem Tisch nieder. Gleich darauf stellte Kendall ein Tablett vor ihr ab, setzte sich ihr gegenüber und zeigte durchs Fenster zu dem Einkaufscenter auf der anderen Straßenseite. «Nicht gerade ein Blick auf die Seine, aber egal.»
Adrianna öffnete zwei Päckchen Zucker und verrührte den Inhalt in ihrer Tasse.
«Du siehst übrigens großartig aus», sagte Kendall. «Die Bluse ist der Hammer.»
«Danke, aber du siehst auch nicht übel aus.»
«Wir haben eben den gleichen Geschmack.»
«Ja», gab Adrianna zu. «Wir sind uns in vielen Dingen ähnlich.»
«Und warum sind wir dann nicht enger befreundet?», fragte Kendall mit einem bekümmerten Unterton in der Stimme.
Adrianna vertiefte sich in den Anblick ihrer Tasse. «Weil das Zeit braucht, Kendall. Wir haben keine gemeinsame Geschichte. Und in vielen Dingen sind wir auch unterschiedlich.»
«In welchen?»
Adrianna hob den Kopf. «Du bist direkt, ich nicht. Du nimmst dir das, was du brauchst. Ich bin eher zaghaft, versuche, jeden zufriedenzustellen und druckse herum, wenn ich etwas will. Und dann richte ich immer nur Durcheinander an.»
«Glaub bloß nicht, ich hätte noch nie Durcheinander verursacht», lachte Kendall. «Du musst nur meinen Mann mal danach fragen. Außerdem will ich andere auch zufriedenstellen. Das ist übrigens typisch für Menschen, die adoptiert worden sind.»
«Das kann bei mir nicht der Grund sein. Ich habe ja gar nichts davon gewusst.»
Kendall beugte sich vor. «Ach, komm, Adrianna. Bestimmt hat es in deinem Leben Momente gegeben, wo du gedacht hast, dass du anders als die Barringtons bist, dass du irgendwie nicht zu ihnen passt.»
Adrianna brach ein Stück Muffin ab und zerkrümelte es auf ihrem Teller. «Manchmal schon. Aber denkt das nicht jedes Kind irgendwann einmal?»
«Wann hast du es
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