Am Ende bist du mein
Zeit.»
Gage beschloss, nicht darauf einzugehen. Damals hatte erden Fall eines vermissten Kindes behandelt, war erschöpft und gereizt gewesen. Adrianna hatte sich von ihm zurückgezogen. Er hatte es wiedergutmachen wollen, doch dann war es dafür zu spät gewesen.
«Hat Craig nie etwas gesagt oder getan, was dich misstrauisch gemacht hat?»
«Hör auf, Gage. Craig hatte kein Verhältnis mit Rhonda Minor. Er wusste, wie sehr meine Mutter unter den Seitensprüngen meines Vaters gelitten hat und dass ich ihn dafür gehasst habe. Treulosigkeit hätte ich niemals toleriert.»
Das glaubte Gage ihr sogar. Also hatte Craig ihr etwas vorgemacht.
«Ich möchte trotzdem, dass du noch einmal über sein Verhalten vor dem Unfall nachdenkst.»
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Auf ihrer Stirn tauchte eine steile Falte auf. «Craig war immer gut gelaunt. Nur bei unserer Hochzeitsfeier wirkte er verstimmt, wollte aber nicht sagen, weswegen.»
«Nur da oder schon vorher?»
«Es war kurz nach dem Empfang. In einer Minute hat er noch gelacht, und wenig später sah er aus, als sei ihm eine Laus über die Leber gelaufen.»
«War er zwischendurch fort? Vielleicht um einen Anruf entgegenzunehmen?»
«Das weiß ich nicht mehr, ehrlich nicht. Es war einfach zu viel los.»
«Nach Janets Worten hat Rhonda ihn heiraten wollen und anschließend erpresst. Craig musste sie bezahlen, damit sie dir nichts von ihrer Affäre verriet.»
«So ein Unsinn.» Adriannas Lippen kräuselten sich verächtlich. «Geheiratet hätte er sie schon mal gar nicht.»
«Woher willst du das so genau wissen?»
«Craig hätte keinen Niemand einer Barrington vorgezogen.Dass wir aus denselben Kreisen stammten, war für ihn enorm wichtig.» Sie lachte auf. «Wie enttäuscht er wäre, wenn er noch lebte.»
«Entschuldige, aber da komme ich nicht mehr mit.»
«Ich bin keine Barrington. Ich wurde adoptiert.»
«Ach, das», sagte Gage. «Meinst du, er hätte dich nicht geheiratet, wenn er das gewusst hätte?»
«Eine einfache Sarah Turner? Wohl kaum. Mit so jemandem hätte er höchstens ein Verhältnis gehabt.»
«Ist das dein Geburtsname? Sarah Turner?»
«Ja.»
Sarah, dachte Gage, der schlichte Name passte nicht zu ihr. Adrianna schon eher. Erziehung schien den Menschen doch mehr zu prägen als die genetische Kodierung.
«Wie dem auch sei», sagte Adrianna. «Craig hatte mit Rhonda weder eine Affäre, noch hat er sie umgebracht.»
Gage zog seinen Notizblick hervor. «In welchem Pflegeheim war Craig?»
«Shady Grove Estates. Sein behandelnder Arzt war Dr. Gregor. Wie kommst du denn jetzt darauf?»
«Nur so. Du hast deinen Anteil an der Galerie verkauft und euer Haus, um für Craigs Pflege aufzukommen. Ich weiß, dass solche Einrichtungen teuer sind, aber war das nicht extrem? Und jetzt hast du dich auch noch von dem Anwesen der Thorntons getrennt, um, wie du sagst, die Steuern zu bezahlen? Entschuldige, wenn ich das sage, aber all das leuchtet mir nicht so ganz ein.»
«Dann rechne zu der Pflege und den Steuern noch die Schulden, die die Thorntons angehäuft hatten. Von denen ich nichts wusste, als ich Craig geheiratet habe. Ich kann froh sein, wenn ich alles begleichen kann. Und falls Mazur sein Geld zurückverlangen sollte …»
«Dann hast du es nicht mehr?»
«Nein. Dann bekommt er mein Haus, das Haus meiner Mutter und mein Geschäft.»
Gage zog die Brauen zusammen. «Wieso denn das Haus deiner Mutter?»
«Weil es mir gehört. Mein Vater hat es mir hinterlassen, mit der Auflage, dass ich für meine Mutter sorge.»
«Also steht dir das Wasser bis zum Hals.»
«Ja. Noch einen Schritt weiter, und ich gehe unter.»
Gage betrachtete sie voller Mitgefühl, und eigentlich hätte er ihr gern geholfen. Noch vor einer Woche hätte er es getan. Hätte ihre Not gesehen und seinen alten Groll versucht zu überwinden. Aber jetzt musste er Distanz wahren, denn inzwischen stand der Fall Rhonda Minor zwischen ihnen.
«Wie auch immer», sagte er. «Ich muss wieder los. Melde dich, wenn noch einmal so etwas wie dieser Anruf passiert.»
Eine halbe Stunde später warf Adrianna ihren Bleistift zur Seite und verfluchte Gage aus tiefstem Herzen. Seit er gegangen war, konnte sie sich nicht mehr konzentrieren.
Sie hörte, dass die Glocke an der Eingangstür läutete, und sprang auf, fast schon dankbar für die Unterbrechung.
Als sie den Vorderraum betrat, hielt Phyllis ihr einen großen Strauß weißer Rosen entgegen. «Die wurden gerade
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