Am Ende bist du mein
antwortete C. C. giftig. «Vielleicht hab ich das auch nur geträumt.»
«Scheiße», sagte Gage.
«Dir kann man aber auch gar nichts recht machen», entgegnete C. C. und legte auf.
Neunzehn
Dienstag, 3. Oktober, 15.00 Uhr
Brett Newington las einen Text, den Kendalls Nachfolgerin ihm hatte zukommen lassen, und hätte sich am liebsten jedes Haar einzeln ausgerissen.
«Nachlässig recherchiert und weitschweifig geschrieben», kritzelte er an den Rand, setzte seine Brille ab und rieb sich die Lider. Und ein paar Pfund abnehmen könntest du auch, fügte er seiner Anmerkung im Geist hinzu. Der Neuen fehlte es an allem: Sie war nicht auf Zack, hatte keinen Riecher und schrieb wie ein blutiger Anfänger. Sie war eben keine Kendall Shaw, und damit war alles gesagt.
Kendall Shaw, dachte Brett und merkte, wie er schon wieder in Rage geriet. Alles hatte er der dummen Nutte angeboten, dieser Schlampe und Zimtzicke, die nichts Besseres zu tun hatte, als einen Bullen zu heiraten und eine P R-Agentur aufzumachen.
«Was ist denn?», brüllte er, als es an der Tür klopfte. Ehe er sich versah, stand ein zerknitterter Alter in seinem Büro und rückte unsicher seine Brille zurecht. Er roch muffig, als wäre er eben erst aus seiner Gruft gekrochen.
«Wer sind Sie?»
«Dr. Cyril Heckman», erklärte der Alte und schloss hinter sich die Tür.
«Ja und? Wie sind Sie überhaupt bis zu meinem Büro gekommen?»
«Über die Hintertreppe. War ganz einfach.»
«Okay», sagte Brett. «Ich zähle bis drei, und dann sind Sie wieder weg.»
«Ich habe eine Story.» Der Alte machte Anstalten, sich auf dem Besucherstuhl niederzulassen.
«Ich kann auch den Sicherheitsdienst rufen», sagte Brett.
«Jetzt warten Sie doch erst mal ab», sagte der alte Sack aufgeregt. «Es geht um Adrianna Barrington. Die Schwester von Kendall Shaw Warwick.»
Brett hatte schon nach dem Hörer gegriffen, doch jetzt ließ er die Hand wieder sinken. Wie hatte der Typ nochmal gesagt, sei sein Name? Heckman? «Was ist mit den beiden?»
«Seit Tagen schon versuche ich Sie zu erreichen», sagte Heckman beleidigt.
«Und jetzt haben Sie dreißig Sekunden, um mit der Story rauszurücken.»
«Adrianna Barrington hat Probleme.»
«Fein», sagte Brett. «Ich auch.»
Heckman fing an zu erzählen, von alten Gräbern und gefundenen Leichen, wahrscheinlich Mordopfer, beide weiblich.
Brett lauschte mit gehobenen Brauen. «Und warum habe ich davon bis jetzt nie was gehört?», fragte er, als Heckman eine Atempause machte.
«Weil die Polizei nicht will, dass die Presse etwas erfährt.»
Brett horchte auf. «Wissen Sie vielleicht noch etwas Genaueres?»
«Nein», sagte Heckman. «Aber bestimmt kann ich noch mehr herausfinden.»
«Und warum kommen Sie damit zu mir?»
«Weil Adrianna Barrington den Besitz der Thorntonsverkauft und den Privatfriedhof der Familie zerstört. Wenn all das im Fernsehen kommt, wird es einen Aufstand geben. Und dann bleibt alles beim Alten.»
«Kommen wir nochmal auf die beiden Mordopfer zurück», sagte Brett. «Wenn ich Sie recht verstanden habe, sind Adrianna Barrington und ihre Schwester dabei, die Sache zu vertuschen. Richtig?»
«Richtig», bestätigte Heckman zufrieden.
Kendall Shaw Warwick, dachte Brett. Jetzt mach ich dich fertig, bis dir Hören und Sehen vergeht.
Später am Abend, als Adrianna auf dem Weg nach Hause war, klingelte ihr Handy. Sie nahm den Anruf über die Freisprechanlage entgegen. «Adrianna Barrington.»
«Hier spricht Brett Newington.»
«Wer bitte?»
«Brett Newington. Ich bin der Programmchef von Channel 10.»
«Tut mir leid, aber –»
«Wie ich höre, hat es draußen bei den Colonies ein bisschen Aufregung gegeben.»
Adrianna unterdrückte einen Fluch. «Da muss es sich um einen Irrtum handeln.»
«Na, na», sagte Newington. «Haben Sie einen Kommentar zur Entdeckung der beiden unbekannten Leichen?»
«Nein.»
«Wissen Sie, um wen es sich dabei handelt?»
Adrianna drückte die Austaste.
Gleich darauf ging ihr Handy erneut. Adrianna zögerte, doch nach dem dritten Klingelton meldete sie sich mit einem vorsichtigen «Ja, bitte?».
«Hallo, Adrianna. Hier ist Dwayne. Ben hat gesagt, Sie wollten mich sprechen.»
Adrianna atmete auf. «Ich wollte nur wissen, ob für Freitag alles klar ist.»
«Ja, sicher», sagte Dwayne. «Und falls es ein Problem gibt, rufen wir Sie an.»
«Danke, Dwayne. – Hören Sie, hat sich bei Ihnen zufällig jemand von Channel 10 gemeldet. Oder bei
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