Am Ende bist du mein
Gage. «Vergiss nicht, wie rasch du wieder zu ihm zurückgelaufen bist.»
«Herrgott nochmal», brauste Adrianna auf. «So einfach war das alles für mich nicht. Außerdem hatten wir das alles schon.»
«Mir kam das damals sehr einfach für dich vor», entgegnete Gage kalt.
Wenn du wüsstest, dachte Adrianna. Seinerzeit hatte sie sich eingeredet, das Richtige zu tun, und versucht, das Elend in ihrer Brust zu vergessen. Aber es hatte trotzdem verdammt wehgetan. «Wie dem auch sei», sagte sie. «Ich kenne keine Kelly Jo und habe sie auch nie angerufen.»
Aus der Innenseite seines Jacketts zog Gage ein Stück Papier hervor, legte es auf den Tisch und strich es glatt. Es war eine Rechnung, auf der drei Zeilen mit gelbem Textmarker hervorgehoben waren. «Ist das da deine Handynummer?»
Adrianna klemmte sich die Haare hinter die Ohren und beugte sich vor. «Ja.»
Gage tippte auf die gelben Zeilen. «Und da steht die Telefonnummer von Kelly Jo.»
Adrianna nahm die Rechnung auf. «Ich erinnere mich an den Tag», sagte sie nachdenklich. «Es war ein Samstag, und Frances Thornton und meine Mutter haben an dem Abend bei uns eine gemeinsame Party gegeben.»
«Sicherlich um deine Wiedervereinigung mit Craig zu feiern», warf Gage säuerlich ein.
Adrianna überging seine Bemerkung und dachte an die Party zurück und an ihr Gefühl, nicht mehr dazuzugehören. Der Sommer mit Gage hatte sie verändert, und selbst alte Bekannte erschienen ihr wie Fremde. «Auf der Party war viel los, und ich habe einiges getrunken, aber trotzdem nicht aus heiterem Himmel eine unbekannte Stripperin angerufen.»
«Es sei denn, sie wäre dir bekannt gewesen.»
«Hier steht, dass ein Anruf fünfzehn Minuten gedauerthabe. So lange hätte ich gar nicht mit jemandem reden können. Meine Mutter ist mir ja den ganzen Abend nicht eine Minute lang von der Seite gewichen.»
«Weißt du noch, wo dein Handy an dem Abend war?»
«Wahrscheinlich in meiner Handtasche, und die lag im Schlafzimmer meiner Mutter auf dem Bett. Wenn du willst, hätte es sich dort jeder nehmen können.»
«Wusste Craig das?»
«Vermutlich. Aber warum hätte er mit dieser Frau telefonieren sollen?»
«Weil sie glaubte, von ihm schwanger zu sein.»
Adrianna stutzte. «Wie bitte?»
«Keine Sorge, sie war es nicht.» Gage faltete die Rechnung zusammen und steckte sie zurück.
Adrianna ließ sich ihm gegenüber auf einen Küchenstuhl fallen. «Das wird mir alles zu viel», gestand sie. «Glaubst du, diese Frau ist die andere Tote, die ihr gefunden habt?»
«Ja. Und wir wissen, dass sie in dem Sommer mit Craig zusammen war. Besaß Craig eine Schusswaffe?»
«Sein Vater hatte Gewehre», entgegnete Adrianna benommen. «Robert und mein Vater haben zusammen gejagt.»
«Hatte einer von ihnen auch einen Revolver?»
«Das weiß ich nicht. Die Waffen meines Vaters hat meine Mutter nach seinem Tod verkauft. Und vor unserer Hochzeit hat Craig die seines Vaters verkauft.»
«Gibt es dafür Belege?»
«Wenn, wüsste ich nicht, wo ich sie noch suchen sollte. Es waren Privatverkäufe.» Adrianna dachte an die Flasche Wein im Kühlschrank und dass sie jetzt ein Glas brauchen könnte. «Craig hat niemanden umgebracht», sagte sie dumpf.
«Wer sonst sollte diese Frauen ermordet haben?»
«Woher soll ich das wissen?»
«Hast du noch mehr von diesen Karten oder Anrufen erhalten?»
«Wie? Ach so. Ja, eine Karte ist noch gekommen, gleich nachdem du meinen Laden verlassen hattest. Sie steckte in einem Rosenstrauß.»
«Und warum hast du mich da nicht angerufen?»
Weil ich kindisch war
. «Weil du mich verärgert hattest.»
«Adrianna», begann Gage gereizt. «Das ist nun wirklich –»
«Da war noch was», fiel sie ihm ins Wort. «Aber es ist zu lächerlich.»
«Erzähl es mir, ich würde gern lachen.»
«Neulich hatte ich einen Umschlag mit einem Parfumcoupon in der Post. Mit einem Duftstreifen des Rasierwassers, das Craig immer benutzt hat.»
«Und all das kommt dir nicht unheimlich vor?»
«Doch», bekannte sie kleinlaut. «Es macht mir Angst.»
«Solche Gefühle sollte man nie ignorieren, Adrianna. Wenn nochmal so etwas passiert, rufst du mich bitte an, ja?»
«Ja.»
«Hast du meine Handynummer noch?»
«Ja. Möchtest du etwas trinken?»
Gage sah sie verdutzt an. Dann lächelte er, nur kurz zwar, aber es war da gewesen. Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen. «Ein Glas Wasser wäre nicht schlecht.»
Adrianna stand auf, öffnete den Kühlschrank und holte die
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