Am Ende bist du mein
ein Kind von ihr.»
«Aber dazu ist es nie gekommen, oder?», fragte Gage sanfter als zuvor.
«Nach Max konnte sie überhaupt keins mehr bekommen. Aber dumm, wie Kelly Jo war» – Brenda fing an zu weinen – «dachte sie, sie kriegt eins, wenn sie es sich nur richtig wünscht. Zum Schluss hat sie sogar geglaubt, sie wäre schwanger, und hat es ihrem Freund erzählt.»
Gage musste daran denken, dass Craig Thornton etwa zu der Zeit Adrianna zurückerobert hatte. Ein Kind von einer Stripperin wäre wahrscheinlich das Letzte gewesen, was er gewünscht hatte.
«Haben Sie jemals wieder etwas von Ihrer Schwester gehört?»
Brenda wischte sich die Tränen ab. «Eine Karte habe ich bekommen. Von der Golden Gate Bridge in San Francisco. Aber damals war ich so wütend, dass ich sie weggeworfen habe.»
«Haben Sie Fotos von Kelly Jo? Vielleicht sogar eins, auf dem auch ihr Freund zu sehen ist?»
«Ja, ein paar Fotos habe ich noch», erwiderte Brenda,riss ein Stück von der Küchenrolle auf dem Tisch ab und schnäuzte sich die Nase. «Die habe ich für Kelly Jos Jungen aufbewahrt. Warten Sie, ich gehe sie holen.»
Schwerfällig stand sie auf und ging hinaus. Vega sah Gage an. «Wie viel willst du wetten, dass der Freund Craig Thornton war?»
«Mehr, als du mir zahlen kannst.» Sie hörten, dass in einem anderen Zimmer Schubladen geöffnet und geschlossen wurden. Gleich darauf kehrte Brenda zurück.
«Das sind alle», sagte sie und reichte ihnen einen kleinen Packen Fotos.
Gage nahm ihn entgegen und begann, sich eins nach dem anderen anzusehen. Ebenso wie Rhonda war Kelly Jo eine hübsche junge Frau mit großen braunen Augen gewesen. Nur dass Kelly Jo blonde Haare hatte und größer und schlanker als Rhonda wirkte. Bei dem letzten Foto handelte es sich um ein Gruppenbild, das im Doxies aufgenommen worden war. Inmitten anderer Tänzerinnen stand Kelly Jo mit halb abgewandtem Kopf und lächelte einem Mann zu, der sich am Rand des Bildes befand. Gage hielt das Foto Vega hin. «Kommt dir der bekannt vor?»
«Craig Thornton», stellte Vega hochzufrieden fest.
«Wer?», fragte Brenda.
Gage zeigte ihr das Foto. «Der Mann da am Rand.»
«Das war dieser Freund», sagte Brenda. «Ich glaube aber, er hieß Tim. Craig jedenfalls nicht.»
«Sind Sie sicher?»
«Ich bin sicher, dass es dieser Kerl da war, denn mit dem Foto hat Kelly Jo mir ja ständig vor der Nase herumgefuchtelt.» Brenda nahm das Foto in die Hand und betrachtete es unglücklich. «Glauben Sie wirklich, die Tote ist meine Schwester?»
Gage hätte sie gern beruhigt und gesagt, dass es nochZweifel gab, aber warum sollte er Brenda unnötig Hoffnungen machen. «Um das hundertprozentig bestätigen zu können, brauchen wir ihre Zahnunterlagen. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch, wer der Zahnarzt Ihrer Schwester war.»
«Dr. Dawson. Zu dem gehen wir alle schon seit Jahren.» Unter einem der Kühlschrankmagnete zupfte Brenda einen Terminzettel hervor und las die Telefonnummer ab.
«Dürfen wir die Fotos eine Weile behalten?», fragte Gage. «Sie bekommen sie wieder zurück.»
«Vergessen Sie es aber nicht», erwiderte Brenda und vertiefte sich noch einmal in den Anblick des Fotos. «Sie denken also, dieser Tim hat meine Schwester umgebracht.»
«So weit sind wir noch nicht», entgegnete Gage. «Abgesehen davon ist er vor zehn Monaten gestorben.»
Brenda ließ das Foto sinken und schaute die Detectives fassungslos an. «Heißt das, Sie jagen einen toten Mörder?»
Gage dachte an das, was Janet Guthrie über Thornton gesagt hatte.
Ihm fehlte der Mut, und die Hände hat er sich auch nicht gern schmutzig gemacht.
«Im Moment heißt das noch gar nichts», erwiderte er. «Aber wir werden Sie auf dem Laufenden halten.»
«Ist das wahr, oder sagen Sie das jetzt nur so?»
Gage stand auf und reichte Brenda seine Visitenkarte. «Verlassen Sie sich auf mich.»
Gage und Vega saßen kaum im Wagen, als Gages Handy ging. C. C. Ricker war am anderen Ende und sagte: «Ich habe die Telefonunterlagen von Adrianna Barrington.»
«Toll», sagte Gage. «Und weiter?»
«He», beschwerte sich C. C. «Raunz mich nicht so an. Ich habe nach Telefonaten mit Rhonda Minor und Colleen Morgan gesucht.» Sie machte eine Pause.
«Hast du etwas gefunden?», fragte Gage so freundlich wie möglich.
«Ja, stell dir mal vor. Am zweiten September vor vier Jahren hat die Dame mit Colleen Morgan telefoniert.»
Gage merkte, dass ihm kalt wurde. «Bist du sicher?»
«Nein»,
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