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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Weinflasche heraus. «Oder vielleicht lieber ein Glas Wein?»
    Gage musterte sie. «Aber nur ein kleines.»
    Adrianna holte zwei Gläser, schenkte ihm einen Schluck ein und sich selbst das Glas voll.
    Er nahm sein Glas entgegen, stellte es ab und starrte gedankenverloren hinein.
    «Den Blick kenne ich», sagte Adrianna. «So schaust du, wenn du dir Sorgen machst.»
    «Anscheinend habe ich mich nicht geändert.»
    «Nein.» Adrianna trank einen Schluck. «Aber ich.» Warum sie das gesagt hatte, wusste sie nicht. Vielleicht weil sie noch ein wenig länger mit ihm reden wollte und weil ihr etwas auf der Seele brannte.
    Gage schwieg. Adrianna drehte den Stiel ihres Glases und senkte den Blick. Sie sah den Ehering an ihrer Hand, der ihr mit einem Mal protzig und störend erschien. «Ich war nicht fair», setzte sie an. «Damals, meine ich. Ich wollte einen weißen Ritter. Er sollte in mein Leben gestürmt kommen, mich mitreißen und glücklich machen. Jetzt weiß ich, dass das meine Aufgabe war, nicht deine.»
    Gage sagte noch immer nichts. Als die Stille zu lastend wurde, hob Adrianna den Kopf.
    Gage sah sie mit regloser Miene an. Für einen Moment glomm etwas in seinen Augen auf, doch dann war es wieder weg, und er schien sich innerlich meilenweit zurückzuziehen.
    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da wäre sie jetzt zu ihm gegangen, hätte sich auf seinen Schoß gesetzt, und er hätte die Arme um sie gelegt. Und dann wäre alles wieder gut gewesen.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, stieß Gage einen Seufzer aus. Dann lehnte er sich zurück. «Manchmal», begann er. «Manchmal frage ich mich, ob der Fall sich tatsächlich um Craig dreht.»
    Der Fall. Wieder ging es um seine Arbeit. Oder er hatte sich auf sicheres Gebiet zurückgezogen. Vielleicht war das ja auch besser so. «Wie soll ich das verstehen?»
    «Womöglich wurden die beiden Frauen nicht ermordet, um Craig vor Schwierigkeiten zu bewahren. Könnte es nicht sein, dass der Mörder dich schützen wollte?»
    «Mich? Wie kommst du denn auf so was?»
    «Sagen wir mal, es war jemand, der nicht wollte, dass eure Beziehung ruiniert wurde. Beispielsweise durch eine angeblich schwangere Stripperin. Oder sonst eine von Craigs Geliebten.»
    «Wer um alles in der Welt sollte das denn gewesen sein?», fragte Adrianna entgeistert. «Mein Vater war damals schon tot. Und meine Mutter bringt bestimmt niemanden um.»
    «So etwas weiß man vorher nie», antwortete Gage. «Jedenfalls würde ich gern einmal mit ihr reden.»
    «Das ist keine gute Idee, Gage. Meine Mutter ist zurzeit nicht so ganz auf der Höhe. Überhaupt ist sie eine schwierige Frau.»
    «Mit schwierigen Menschen kenne ich mich aus.»
    Adrianna stellte sich die beiden vor und suchte nach Gründen, ihm sein Vorhaben auszureden. Als ihr keiner einfiel, gab sie schweren Herzens nach. «Du kannst es versuchen. Aber nur in meinem Beisein. Sie ist einfach sehr – fragil.»
    Und da war es wieder. Ein kleines angedeutetes Lächeln, das sie an den Mann erinnerte, den sie einmal geliebt hatte. «Ich kann sehr feinfühlig sein – wenn ich will.»
    «O ja. Wie ein Panzer.»
    «Schönen Dank. Wie wär’s, wenn wir uns morgen früh um neun im Haus deiner Mutter treffen?» Gage stand auf.
    «Meinetwegen. Obwohl ich mich frage, was du dir davon versprichst.»
    «Deine Mutter versucht seit siebenundzwanzig Jahren den Tod ihres ersten Kindes zu vertuschen. Wer weiß, wozu so jemand sonst noch fähig ist.»
     
    Eine halbe Stunde später betrat Gage das Pflegeheim, in dem Craig Thornton bis zu seinem Tod gelegen hatte. Am Empfang erfuhr er, Dr.   Gregory sei noch für einen Moment in seinem Büro, und wurde zu einer Tür gewiesen.
    Die Tür öffnete sich zu einem Flur mit weichem blauem Teppichboden, cremefarbenen Wänden, Bildern ruhiger Landschaften und einem Wandtisch, auf dem eine Schale mit Messingfrüchten stand. Ohne den antiseptischen Geruch und das Piepen irgendwelcher Geräte hinter den Türen hätte man glauben können, man sei in einem vornehmen Hotel.
    Gage hatte Craig Thornton nicht gemocht, doch plötzlich verspürte er Mitleid mit dem Mann, der zwei Jahre lang in dieser Umgebung dahinvegetiert hatte, selbst wenn er davon nichts mitbekommen hatte.
    Dann fand er eine Tür mit einem Messingschild, auf dem «Dr.   Henry Gregory» stand, und klopfte an.
    «Herein», rief jemand von drinnen. Gage öffnete die Tür.
    Ein graziler Mann mit grauem Haar und dunkel gerahmter Brille saß an einem Schreibtisch, schaute

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