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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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eingebracht hatte, aber in den vergangenen zwanzig Jahren aus Mangel an Anwendungsmöglichkeiten fast verlorengegangen war.
    »Sind die für mich?«, fragte sie und deutete auf die Blumen, die ich noch immer in der Hand hielt.
    »Ja, nur für dich. Habe ich selbst gepflückt.«
    »Natürlich.« Sie lächelte wieder. »Selbst gepflückt im Minimarket.« Aber es klang in keiner Weise vorwurfsvoll. »Danke, das ist nett.«
    Sie nahm die Blumen und verließ das Büro, das sie sich mit einem Kollegen teilte, der jedoch gerade nicht an seinem Platz war, und ging zu einem kleinen Abschnitt in der Ecke des Großraumbüros, das sich vor ihrem Büro erstreckte. Dort befand sich eine Küchenzeile, aus der sie eine Kaffeekanne nahm, die sie einfach zur Vase umfunktionierte.
    Das Großraumbüro, in dem etwa sechs Schreibtische standen, war fast leer.
    »Wo sind sie alle?«, fragte ich verwundert.
    »Es findet gerade eine Besprechung zum Fall der toten Prostituierten statt, für den du dich so interessierst. Es sind neue Beweise aufgetaucht.«
    Ich wurde hellhörig. »Was für Beweise?«
    »Wir haben den Tatort entdeckt. Sie wurde mitten im Wald erschossen.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür und zwei Cops traten ein, in ihrer Mitte einen alten Bekannten führend: den Mann mit der Halbglatze und den Biberzähnen, den ich vor zwei Tagen auf dem Schießstand getroffen hatte. Er hatte zugegeben, die Nutte gekannt zu haben. Er protestierte lauthals, als er den Gang entlang in einen Interviewraum geführt wurde. Als er mich sah, stutzte er für einen Augenblick. Ich konnte nicht sagen, ob es Fiona auffiel, sie ging jedenfalls darüber hinweg.
    »Darf ich zuhören?«, fragte ich. »Ich hab noch Zeit, bis mein Dienst beginnt.«
    Das Lächeln war aus Fionas Gesicht verschwunden, doch sie nickte. »Du weißt, dass alles, was du hier hörst oder siehst, nicht nach außen getragen werden darf?«
    »Selbstverständlich.«
    Daraufhin ging sie wortlos zum Interviewraum voraus und stellte sich mit mir vor die Scheibe, die auf der anderen Seite wie ein Spiegel aussah.
    Der Jäger wurde unsanft auf einen Stuhl gesetzt, wo er immer noch protestierend sitzenblieb.
    »Ich verlange einen Anwalt«, rief er. »Das ist Belästigung und Freiheitsberaubung. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich nichts mit der Nutte zu tun hatte, ich habe nur mit ihr gesprochen, mehr nicht.«
    »Sie sind nicht angeklagt, Sie brauchen keinen Anwalt«, antwortete der ermittelnde Detective, ein Typ Anfang Dreißig mit Dreitagebart und Sonnenbrille, die er auf seine hohe Stirn geschoben hatte. »Wir haben nur noch ein paar Fragen zur Vorgehensweise bei der Jagd. Dazu kann Ihr Anwalt sicher nicht viel sagen, es sei denn, er ist ebenfalls Jäger.« Was er sagte, war nicht ganz richtig, aber der Jäger schluckte es.
    »Was wollen Sie denn jetzt noch wissen?«
    »Wenn Sie Wild jagen, sitzen Sie dann auf einem Hochsitz oder streifen Sie durch den Wald?«
    »Beides, aber meistens sitzen wir auf einem Hochsitz.«
    »Ist das immer derselbe oder wird gewechselt?«
    »Das wechselt.«
    »Wir haben Spuren von Ihnen an einem gefunden. Frische Spuren.«
    »Das kann durchaus sein, ich war erst am vergangenen Wochenende wieder auf Jagd.«
    »Interessanterweise könnte von diesem Hochsitz einer der Schüsse auf das Opfer abgegeben worden sein.«
    Der Jäger sah den Detective entsetzt an. »Ich habe keine Frau erschossen!«
    »Ihre Gattin war heute Morgen gar nicht da. Wo ist sie?«
    »Sie ist bei ihren Eltern.« Der Jäger rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.
    »Ist das normal? Besucht sie oft ihre Eltern?«
    »Nein, nur dieses Mal. Sie … wir … es ist ...« Er sprach nicht weiter.
    »Läuft es in Ihrer Ehe nicht so gut?«
    »Wir haben gerade eine etwas schwierige Zeit.«
    »Haben Sie deshalb Kontakt zu dem Opfer aufgenommen?«
    »Nein, das war eher der Grund für unseren Streit. Jemand hatte mich gesehen und bei meiner Frau verpfiffen. Sie hat daraufhin den Koffer gepackt.«
    »Perfektes Motiv«, murmelte Fiona neben mir.
    »Würde er nicht eher denjenigen beseitigen, der ihn verpfiffen hat?«, sagte ich. »Das würde ich jedenfalls tun. Und wieso hat er sie ausgezogen und erschossen und danach wieder angezogen und zur Müllkippe gebracht?«
    Fiona sah mich erstaunt an. »Du kennst dich aber aus! Das wusste ja nicht einmal ich.«
    Ich zuckte wie beiläufig mit den Schultern. »Ich hab das irgendwo gehört oder gelesen.«
    »Wo waren Sie in der Nacht vom 23. zum 24.?«, wollte

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