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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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weigert sich, seine Waffe abzugeben.«
    Deutsch blickte die in Reih und Glied stehenden Männer an. Lyle war ein alter Crewman, ein Veteran, der Dutzende von Kaperfahrten mitgemacht hatte, ein ehemaliger Kämpfer, der nun als Bordschütze diente. Er trug einen silbernen Panzeranzug, aber mit ausgeschaltetem Energieschild. »Bordschütze Lyle, geben Sie Ihre Waffe ab«, forderte Deutsch ihn auf und streckte die Hand aus.
    »Ich kapituliere nicht«, entgegnete Lyle und funkelte den Rigger wütend an. Er überragte Deutsch um gut einen halben Meter.
    »Ich verstehe. Sie wollen sich einem direkten Befehl widersetzen?«
    Lyle reckte das Kinn. »Ich gehorche nur dem Captain. Und Sie sind nicht der Captain.«
    Deutsch erhob sich auf seinen Levitatoren, um dem Piraten direkt in die Augen zu sehen. »Doch, jetzt bin ich der Captain. Stellen Sie meine Autorität infrage?« Seine Stimme, die aus den beiden Lautsprechern in seinem Brustpanzer dröhnte, nahm einen unheilvollen Klang an.
    »Captain Te'Gunderlach …«
    »Ist tot «, fiel Deutsch ihm scharf ins Wort. »Was Sie auch gleich sein werden, wenn Sie Ihrem neuen Captain nicht gehorchen.«
    »Der Captain«, schnarrte Lyle, »hätte sein Schiff niemals den Narseil übergeben.« Mit dem Daumen deutete er über die Schulter. »Und er hätte auch seine Crew nicht verraten.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Deutsch leise. Die pulsierende rote Flamme des Zorns, die ihm im Netz den gewaltigen Antrieb verlieh, züngelte wieder durch sein Bewusstsein, und er versuchte nicht, sie zu ersticken. »Das hätte er nie getan. Der Captain hielt sich für unverwundbar. Deshalb ist er jetzt tot, so wie viele Ihrer Freunde auch. Und wenn Sie meinen Befehlen nicht Folge leisten, gibt es bald noch mehr Opfer.« Deutsch gab Fähnrich Ganton ein Zeichen. »Fähnrich, nehmen Sie diesem Mann die Waffe ab.«
    Er sah Angst in den Augen des Fähnrichs. Er sah auch, wie Lyle heimlich nach seiner Waffe tastete. Deutsch erwiderte Lyles trotzigen Blick – fuhr dann blitzschnell seinen teleskopischen linken Arm bis auf die doppelte Länge aus und umklammerte Lyles Waffenhand wie mit einer hydraulischen Zwinge. Lyle wurde blass.
    Deutsch verzichtete darauf, das Handgelenk des Mannes zu brechen. Stattdessen suchte er mit dem Sensornetzwerk in den Fingerspitzen nach der schwachen Aura, die die Nervenbahnen in Lyles Gelenk abstrahlten. Während Deutsch den widerspenstigen Kämpen anlächelte, durchforschte er seine optimierten Memory-Speicher nach dem Bild, das ihm vorschwebte. Er verstärkte es und gab es weiter, erzeugte in Lyles Kopf die Vorstellung, wie die Knochen des Handgelenks unter dem erbarmungslosen Druck des Schraubstocks langsam zersplitterten und ihm unbeschreibliche Schmerzen verursachten …
    Zitternd sank Lyle in die Knie. Keuchend stieß er den Atem aus, danach einen Fluch. Deutsch ließ das unversehrte Handgelenk los, doch Lyle blieb auf den Knien und fasste sich mit gequälter Miene an den rechten Arm.
    Deutsch winkte Fähnrich Ganton herbei. »Entwaffnen Sie ihn.« Der entsetzte Fähnrich gehorchte und gab Acht, Lyles Arm nicht zu berühren. Deutsch nahm ihm die Waffe ab und wandte sich mit erhobener Stimme an die anderen, wie betäubt dastehenden, Crewmitglieder. »Für unser Versagen haben wir bereits gebüßt. Wir haben einen hohen Blutzoll entrichtet. Was genug ist, ist genug. Als Ihr amtierender Captain befehle ich, jedes weitere sinnlose Blutvergießen zu vermeiden.«
    In diesem Augenblick vernahm Deutsch eine leise innere Stimme, die ihn mit einem Update von der Brücke versorgte. Er bestätigte, klinkte sich in das Intercom ein und verkündete schiffsweit: »Wir befinden uns jetzt im Normalraum. Die gesamte Besatzung soll sich in Raumanzügen in die Luftschleusen begeben und die Außenluken öffnen. Den Anweisungen der Narseil ist unbedingt Folge zu leisen. Lediglich die Crew, die zur Aufrechterhaltung der Primärsysteme erforderlich ist, bleibt auf ihren Stationen.«
    Deutsch beobachtete, wie die Waffencrew die Energiefelder ihrer silbernen Raumanzüge einschaltete und zur Luftschleuse ging. Lyle erhob sich, stumm vor Wut, und aktivierte seinen Anzug. Ein höhnisches Lächeln huschte über seine Züge, ehe sein Gesicht hinter einem verspiegelten Visier verschwand. Dann folgte er seinen Kameraden in die Luftschleuse. Deutsch wartete, bis sich die innere Luke geschlossen hatte und die Außenluke aufglitt, ehe er sich der übrigen Crew widmete.
    *

    Aus dem Netz konnte Legroeder

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