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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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anfreunden, darauf hinaus.
    »Wenn Sie es noch nie mit Implantaten versucht haben, unterschätzen Sie vielleicht deren Wert.« Deutsch blickte ihn prüfend an. »Sie sagten, Sie möchten mit mir kommunizieren.«
    Legroeder blinzelte. »Ja, und?«
    »Die Kristalle eignen sich zum Meditieren, wenn man allein ist. Doch sie können auch interagieren. Ihre Optimierer ermöglichen dies – falls Sie es wollen.« Deutsch wog den Kristall in der Hand.
    Legroeder furchte die Stirn. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, mithilfe seiner Optimierer eine Kommunikation herzustellen. Allerdings stammte der Vorschlag, sie sollten einander näher kennen lernen, um Vertrauen zu gewinnen, von ihm. Vielleicht hatte Deutsch Recht. Wenn ihre Mission erfolgreich verlaufen sollte, mussten sie möglichst genaue Vorstellungen von dem Ort haben, den sie zu infiltrieren gedachten. Und am besten orientierte man sich, wenn man die lokalen Gegebenheiten durch die Augen einer anderen Person betrachtete. Dennoch haftete dieser Art von Verschmelzung eine gewisse Intimität an; so etwas unternahm man nur mit Freunden. Mit sehr guten Freunden.
    »Wir können natürlich auch darauf verzichten.« Deutsch legte den Kristall in das Etui zurück und schwebte zu seinem Liegestuhl. Das Levitatorgehäuse, das seine Hüften ersetzte, fügte sich in eine Vertiefung im Sitz ein und das ganze Gestell kippte um ungefähr fünfzehn Grad nach hinten. Es sah aus, als könne es zum Schlafen ganz zurückgeklappt werden.
    »Vielleicht …«, begann Legroeder, einem unerklärlichen Impuls nachgebend »… vielleicht wäre ein kurzer Versuch recht nützlich. Auf einer niedrigen Ebene.«
    Sie waren keine Freunde. Trotzdem verband sie etwas, das ihn an seine Beziehung zu Maris erinnerte. Die äußeren Umstände, die Tatsache, dass sie beide Gefangene waren, sorgten für Solidarität. Waren hier ähnliche Kräfte am Werk? Konnten sie sich als Verbündete betrachten? Er spürte – möglicherweise angeregt durch seine eigenen Implantate – wie er sich immer mehr für Deutsch interessierte.
    Deutsch blickte ihn forschend an. »Sie werden merken, dass die Kristalle eine stärkere Wirkung ausüben als Ihre Perlenmantras.« Er konstatierte dies, als stünden sie in einem Laden und unterhielten sich über die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet der Meditations-Hilfen, als sei der Stress des soeben überstandenen Gefechts bereits überwunden.
    Legroeder nickte. »Darf ich?« Er streckte den Arm aus und berührte die Spitze eines langen blauen Kristalls. Deutsch fuhr seinen Teleskoparm aus, nahm den Kristall heraus und reichte ihn Legroeder. Der lehnte sich auf dem Stuhl zurück und hob das saphirähnliche Juwel gegen das Licht. Der Kristall schien in einem inneren Feuer zu glühen, unzählige Fäden und Facetten versprühten einen strahlenden Glanz.
    »Wir fangen einzeln an«, schlug Deutsch vor. »Die Interaktion zwischen den Kristallen stellt sich ein, während wir meditieren. Falls Ihnen das Probleme bereitet …« Seine silbernen Augen fixierten Legroeder. Der schüttelte den Kopf. »Also gut.« Beinahe ehrfürchtig hielt Deutsch den rubinroten Kristall in den Händen.
    Legroeder senkte seinen Blick hinein in die Tiefen des Kristalls. Schon jetzt stellte sich ein völlig anderes Gefühl ein als bei seinen Perlenmantras – es war viel lebendiger und intensiver. Doch der Vorgang blieb derselbe. Man ließ seine Gedanken in den Kristall einfließen, konzentrierte sie auf das innere Feuer, bis die Strömungen des Unterbewusstseins sie in eine neue Richtung lenkten.
    Er hörte, wie die Optimierer ihn ermutigten; dann wichen sie aus seinem Wahrnehmungsbereich.
    Langsame, tiefe Atemzüge …
    Er spürte, wie er hinabglitt, angezogen von dem Kristall. Seine Gedanken bündelten sich unter einem Schauer aus tiefblauen Funken, wie Plankton im Meer … oder Informationspartikel in einem Datennetz; sie formierten sich zu Fäden aus Licht, die sich miteinander verflochten. In der Ferne plapperten Stimmen. Seine eigenen Gedanken? Die Implantate?
    Er gewahrte kleine Lichttropfen, die sich vor dem dunkleren Hintergrund bewegten und auf Zick-Zack-Bahnen nach außen strebten. Die Optimierer griffen danach … wie wenn sie wüssten, worauf es ankäme, auch wenn er selbst noch nichts begriff. Hypnotisiert von den Mustern aus flüssigem Licht sah er zu …
    Allmählich drang der Dialog zwischen den Kristallen zu ihm durch, ein weit entferntes Gemurmel. So viele innere Stimmen … sie fragten

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