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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Te'Gunderlach uns alle mit seinem Stolz zugrunde richten würde. Er war mehr eine Maschine als ein Mensch – technisch noch viel hochgerüsteter als ich – aber eine Maschine mit einem unbändigen Stolz, die sich für unbesiegbar hielt. Ein Rückzug wäre für ihn nie infrage gekommen. Wenn er nicht blindwütig in den Hinterhalt getappt wäre, sondern besonnen gehandelt und einen Umkehrkurs befohlen hätte, hätte es nicht zu dem Desaster kommen müssen. Dann würden wir immer noch durch den Flux patrouillieren. Sie wären weiterhin auf der Suche nach Ihren Zielobjekten, und wir brauchten nicht hier zu sitzen und um Gnade zu winseln.« Wieder stieß Deutsch ein krächzendes Lachen aus. »Aber so ist es nun mal. Sie haben uns gefangen genommen und beabsichtigen, sich dem Cyber-Kommando auszuliefern.«
    »Ganz so simpel ist es nicht. Wir werden mit Umsicht und Klugheit vorgehen.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Deutsch kniff die Lippen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. Legroeder wunderte sich, wie ausdrucksvoll Deutschs Mund wirkte, obschon seine Stimme aus den Lautsprechern kam. »Ich weiß nicht, was Sie sich von dieser Aktion versprechen, aber Sie müssen schon sehr clever sein, wenn Sie Erfolg haben wollen. Falls Sie befürchten, ich könnte Sie verraten …«
    »Der Gedanke kam mir tatsächlich.«
    »Dann haben Sie vermutlich Recht.« Deutsch starrte ihn an, und sein Gesicht war wieder eine entseelte Maske. »Aber wenn ich Sie verrate, dann hauptsächlich in der Hoffnung, die Bestrafung zu mildern, die mir und meiner Crew wegen unserer Niederlage droht.«
    Legroeder nickte. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass die Sicherheitssysteme der Cyber nahezu perfekt waren; doch er wusste auch, dass man sie überwinden konnte. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, wie unsere beiden Parteien von dem Vorhaben profitieren.« Dazu bedurfte es großer Geschicklichkeit, gepaart mit einer gehörigen Portion Glück. Aber er hatte die Cyber schon einmal ausgetrickst.
    Der gefangene Pirat starrte ihn nur mit seinen toten Augen an.
    *

    Die Rigger-Systeme waren in ein verrücktes Flickwerk aus Narseiller und Cyber-Geräten umgewandelt worden. Die Reparaturteams der Narseil hatten eifrig gearbeitet, ausgebrannte Komponenten ersetzt und den Flux-Reaktor sowie die Ausrüstung zum Erzeugen des Netzes funktionsfähig gemacht. »Ich bin beeindruckt«, sagte Legroeder mit aufrichtiger Bewunderung zu Palagren. Er winkte Deutsch näher heran. »Sie brauchen sich nicht in respektvoller Entfernung aufzuhalten. Wir benötigen Ihre Unterstützung.« Als Deutsch keine Antwort gab, probierte er es mit einem Scherz. »Sie werden mit den besten Riggern zusammenarbeiten. Es könnte der Höhepunkt Ihrer Karriere als Rigger sein.«
    »Hier starben meine Crewkameraden«, erwiderte Deutsch steif. »Ich glaube nicht, dass ich diese Brücke noch einmal unbefangen betreten kann.«
    Diese Antwort machte Legroeder betroffen. Er hatte nicht daran gedacht, dass Deutsch in der Crew Freunde gehabt haben könnte, ganz gleich, was er von dem Cyber-Regime hielt.
    Fre'geel ergriff das Wort. »Was immer Sie empfinden mögen, Sie werden als Rigger eingesetzt.« Er sprach in einem heiseren Tonfall, der in Deutschs Ohren wie eine Drohung klingen mochte. Aber Legroeder wusste, dass Fre'geel Deutschs Einwand verstand und sogar Mitgefühl aufbrachte. Denn auch der Commander hatte in dem Gefecht Freunde verloren.
    Deutsch schwebte zu der ihm zugewiesenen Station, und Palagren und Legroeder suchten ihre auf. Legroeder konnte zwischen einer Cyber-und einer Narseiller Station wählen. Er entschied sich für Erstere. Er wollte sich möglichst rasch mit den Design-Spezifikationen der Cyber vertraut machen.
    Er speiste Energie in das Netz ein und dehnte es aus in den sternenübersäten Himmel. Palagren befand sich bereits dort, und wenige Sekunden später gesellte sich Deutsch zu ihnen. Es gab eine peinliche Situation, als Palagren Deutsch, den ehemaligen Lotsenrigger, auf die Heck-Position verwies. Kommentarlos nahm Deutsch den Platz ein, doch im Netz herrschte eine gespannte Stimmung. Legroeder wusste, dass es an ihm war, mit dem Piratenrigger über etwaige Probleme zu sprechen, doch zuerst wollte er abwarten, wie kooperativ sich Deutsch verhielt.
    Sie führten eine Reihe von Tests durch, indem sie das Netz in verschiedene Richtungen ausstreckten und die Ränder in die äußeren Bereiche des Flux tauchten. Deutsch tat, was man ihm auftrug, aber auch nicht mehr.

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