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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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erinnerte nichts an die Piratenfestung DeNoble, in der er gefangen gehalten wurde; dieser Ort glich eher einer der spartanischeren Raumstationen der Zentristen-Welten.
    Die Soldaten führten ihn durch ein Gewirr von Korridoren, weg von der Promenade. Sie hielten vor einem Türbogen, der von einem schimmernden, durchsichtigen Energiefeld abgeschirmt wurde. Durch den Schirm konnte Legroeder eine Gestalt ausmachen, die an einem Schreibtisch saß. Der Anführer schien nervös zu werden. »Jetzt müssen Sie sich vor dem Gesetz verantworten«, meinte er.
    Gesetz? wunderte sich Legroeder. In DeNoble verkörperten die autoritär herrschenden Piratenbosse das Gesetz, wobei der Terror ihre stärkste und Günstlingswirtschaft ihre zweitstärkste Waffe waren. Ging es hier etwa anders zu?
    Er folgte seinem Bewacher durch den Energieschirm und begegnete im Vorzimmer einem merkwürdigen Wesen – einer Empfangsdame? Offensichtlich handelte es sich um eine Frau, deren Kopf man eine Gesichtsmaske aus Chrom aufgepfropft hatte. Über der Stirn krauste sich rotes Haar. Die Gliedmaßen schienen menschlich zu sein, aber der Torso bestand aus Metallplättchen. Umgeben von schwebenden Hologrammen, die Gesichter und unverständliche Grafiken darstellten, thronte sie auf einem Drehstuhl. Die meisten Holos rotierten oder wechselten in so rascher Folge, dass Legroeders Augen nicht mitkamen. Die Frau schwenkte hin und her, mal das eine, mal das andere Hologramm antippend. Jedes Holo flimmerte bei der Berührung und gab mit rasanter Geschwindigkeit stimmlose Informationen von sich. Legroeder fragte sich, was die Frau tat.
    Sein Bewacher machte sich mit einem kehligen Laut bemerkbar. Es dauerte ein Weilchen, bis die Frau reagierte, die einfach mit ihrer stummen Konversation fortfuhr. Dann erloschen die Holos mit einem Flimmern, und die Frau wandte sich den vor ihr stehenden Menschen zu. »Der Neuankömmling?«, fragte sie mit hoher, metallischer Stimme.
    »Ja, Ma'am«, antwortete der Soldat und trat einen Schritt zurück.
    Die Frau sah Legroeder an. »Nennen Sie Ihren Namen.«
    Legroeder erstarrte. Seine Gedanken überschlugen sich. Wie, zum Teufel, lautete der Name seiner neuen ID?
    ◊ Gibt es ein Problem? ◊
    »Legroeder«, konstatierte die Frau. »Ist das Ihr Name?«
    (Habt ihr mich Legroeder genannt, verdammt noch mal?)
    Sein System zögerte kurz; er stellte sich vor, wie sich die Implantate gegenseitig konsterniert anblinzelten. ◊ Wir haben Ihnen die Optionen präsentiert. Sie hatten gegen den Namen nichts einzuwenden. ◊
    Legroeder versuchte sich an den Vorgang zu erinnern, doch damals war alles im Chaos untergegangen. (Ihr habt doch nicht etwa ein Bild von mir hinzugefügt, oder?)
    ◊ Das ist das Standard-Prozedere. ◊ Und dann mit einem zerknirschten Beiklang: ◊ War das ein Fehler? ◊
    (Welches Bild habt ihr benutzt?)
    ◊ Wir nahmen eines aus Ihren Erinnerungen. ◊
    Sein Mut sank, als er sich sein Konterfei vorstellte. Es war der Legroeder, den er fast sein ganzes Leben lang im Spiegel gesehen hatte – bevor Com'peer und die Narseiller Mediziner seine Züge umwandelten. Der Legroeder, den man in DeNoble kannte.
    »Was ist los?«, drängte die zur Hälfte aus Metall bestehende Frau. »Laut ID heißen Sie Renwald Legroeder.«
    »Hmm – ja.«
    »Und Sie sind soeben von einer Mission mit unseren Verbündeten zurückgekehrt.«
    »Ja, das stimmt.« Seine Zunge klebte am Gaumen. »Mitglieder der Cyber-Gesellschaft.«
    Die beiden Augen der Frau pulsierten in Wellen von unterschiedlich starker Intensität. Ihr Blick huschte flüchtig zu einem neuen Holo, dem sie sich widmen musste, dann heftete er sich erneut auf Legroeder. »Ich hatte nicht angenommen, dass Sie sich mit den Narseil verbündet haben. Sie überstellten uns eine Schiffsladung aus Narseiller Infiltratoren. Ist das korrekt?«
    Legroeder nickte nur, da er seiner Stimme nicht traute.
    »Gut. Dann werden Sie einen Lagebericht erstatten.« Ihr Blick wanderte zu dem Bewacher. »Bringen Sie ihn hinein.«
    Der Wachmann bedeutete Legroeder, an der Empfangsdame vorbeizugehen, und die beiden anderen Wächter ließ er warten. Eine Anzahl neuer Holos flackerte rings um die Frau auf, die Legroeder bereits vergessen zu haben schien.
    Hinter der Rezeptionistin erschien eine beleuchtete Tür, und als sie hindurchschritten, gelangen sie in einen verdunkelten Raum. Das Zimmer wurde lediglich durch die Leuchtdioden an Konsolen erhellt – massenhaft Konsolen, die sämtliche Wände des Raums

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