Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
sich. Jede noch so geringe Regung schien eine neue Eigenschaft zu enthüllen – mal kam sie ihm vor wie eine Inquisitorin, dann wie eine potenzielle Verbündete, die ihm half, sich an diesem seltsamen Ort zurechtzufinden; im nächsten Moment betrachtete er sie als eine Vertraute – oder gar Freundin?
    Sei kein Idiot.
    »Falls Sie glauben, ich würde Ihnen zu sehr vertrauen«, erwähnte Tracy-Ace/Alfa beiläufig, »möchte ich Sie darauf hinweisen, dass zwölf Sicherheits-Laser auf das Innere dieses Raums zielen. Alle stehen unter meiner direkten Kontrolle.«
    »Aha«, erwiderte er im gleichen lässigen Tonfall. »Nun ja – es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen, Tracy-Ace/Alfa.«
    Sie deutete ein Lächeln an und beugte sich vor, um ihm die Hand zu schütteln. Ihr Händedruck war kräftig. »Sie dürfen mich Tracy-Ace nennen.«
    »Tracy-Ace«, wiederholte er. »Ist Alfa Ihr Nachname?«
    »Alfa ist meine Nexus-Kennzeichnung.« Sie deutete auf die zahlreichen Konsolen und undefinierbaren Geräte, die den Raum füllten.
    »Dann sind Sie durch diesen Alfa-Nexus mit dem Intelnet verbunden?«, erkundigte er sich vorsichtig. »Und mithilfe dieser Verknüpfung …«
    Tracy-Ace stieß ein kurzes Lachen aus.
    Legroeder verschluckte seine restlichen Worte. »Hab ich was Witziges gesagt?«
    »Zwischen mir und dem Alfa-Nexus besteht keine Verbindung«, korrigierte sie ihn. » Ich bin der Nexus Alfa. Er ist Bestandteil meiner Person, und ohne mich könnte diese Sektion des Intelnets nicht existieren.«
    Schweigend verarbeitete Legroeder diese Nachricht. Ein Bestandteil des Intelnets …
    ◊ Eine logische Erweiterung. Wenn Sie es wünschen, könnten wir Sie auch entsprechend nachrüsten … ◊
    Er verscheuchte die innere Stimme, indem er in Gedanken eine geballte Faust hochreckte.
    »Da die Vorstellungsformalitäten beendet sind, könnten wir mit der konkreten Befragung beginnen«, schlug Tracy-Ace vor. »Aber nicht hier. Sind Sie hungrig?«
    Legroeder war baff. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet.
    »Obwohl es hier keine Insekten gibt, sollten Sie Ihren Mund lieber schließen«, fuhr Tracy-Ace mit trockenem Sarkasmus fort. Sie stand von ihrem Stuhl auf. Er sah, dass sie eine lange Hose und eine Tunika aus schwarzem Synth-Leder trug, dazu mehrere Gürtel und Applikationen aus Silber. Ihr mittellanges schwarzes Haar war zu einer Ponyfrisur geschnitten. Ihre Größe überraschte ihn, sie überragte ihn um mindestens fünf Zentimeter. »Wie Sie wollen«, erklärte sie mit einem Achselzucken. »Aber geben Sie mir nicht die Schuld, wenn Sie irgendwas Unappetitliches verschlucken.« Sie winkte ihm, er möge ihr folgen, und steuerte eine Tür im rückwärtigen Teil des Raumes an.
    Legroeder klappte den Mund zu und ging ihr hinterher.
    *

    Tracy-Ace führte ihn durch einen menschenleeren Korridor, dessen Wände holografische Panoramen des offenen Flux zeigten. Er sah viel mehr von der Stadt als er vom Netz aus überblicken konnte – eine weitläufige Anordnung aus leuchtenden und verschatteten Strukturen, miteinander verbunden durch ein Spinnennetz aus glänzenden, gekrümmten, unstofflich wirkenden Fäden.
    Legroeder blieb stehen und blinzelte. Er glaubte Bewegungen in diesen Fäden zu erkennen, war sich aber nicht sicher. Ihm fiel ein, dass Deutsch von Wächtern gesprochen hatte, die den Außenposten stabil im Flux verankert hielten. Eine Fülle von Fragen drängte auf ihn ein, aber Tracy-Ace vollführte bereits ungeduldige Gesten.
    »Sind Ihnen ein Sandwich und Kaffee recht?«, erkundigte sich Tracy-Ace, als sie um eine Ecke bogen und die Panorama-Bilder verschwanden.
    Plötzlich merkte er, wie hungrig er war. »Ja, sicher. Wunderbar. Äh … wo findet das Debriefing statt?«
    Im Weitergehen sah sie ihn an. »Na ja, es kann in einer Verhörzelle erfolgen, mit Folterinstrumenten Ihrer Wahl, um die Wahrheitsfindung zu beschleunigen …« – sie brach ab, als er sie wütend anfunkelte –, »oder wir setzen uns in ein gemütliches Café. Was bevorzugen Sie?«
    Er fragte sich, ob sie ihn aufzog. Dann beschloss er, sie beim Wort zu nehmen. »Wenn Sie mich vor die Wahl stellen, bin ich für Letzteres.«
    »Sie sprechen mir aus der Seele. Wir sind schon da.«
    Sie bogen um die nächste Ecke und marschierten an einer Reihe kleiner Läden entlang; nun sah man überall Leute, auf dem Gehweg und in den Geschäften. Das Café war das dritte Lokal auf der linken Seite. Sie traten ein und gelangten in einen schummrigen Raum; als

Weitere Kostenlose Bücher