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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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des Kampfes gegen sie gewandt, hätten sie mich auf der Stelle getötet.« Er zögerte. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt, um für seine Freunde ein gutes Wort einzulegen. »Eines muss man den Narseil lassen – sie sind ausgezeichnete Kämpfer.«
    Lichtblitze schossen aus ihren Augen. »Wirklich? Darüber müssen Sie mir mehr erzählen, später, beim Debriefing. Doch angesichts der Tatsache, dass die Mission der Flechette mit einer Katastrophe endete – sie wurde als Prise von den Narseil hierher gebracht, und die gesamte Crew ist bis auf einen Mann tot oder gefangen –, sind wir geneigt, Sie als eine Art Held zu betrachten.«
    Er wollte etwas sagen, doch seine Stimme versagte. Diesen Eindruck sollte wohl seine neue ID vermitteln, oder?
    Sie legte den Kopf schräg und fuhr fort: »Obwohl die Chancen äußerst ungünstig standen, lieferten Sie uns eine komplette Narseiller Schiffsbesatzung aus. Und ehe sie zu viel Schaden in der Andockstation anrichten konnten, lösten Sie durch das Intelnet einen Alarm aus – womit Sie uns ungeheure Kosten ersparten. Ist das richtig wiedergegeben?«
    Er räusperte sich, verblüfft, dass sein Täuschungsmanöver zu überzeugen schien – obschon er sich immer noch fragte, wer tatsächlich den Alarm ausgelöst hatte. Er zuckte die Achseln. »Offen gestanden fand ich alles reichlich verwirrend. Ich möchte nicht mehr Lob einheimsen, als mir zusteht. Aber ich hoffe, dass meine Aktionen – hilfreich waren.«
    »Sie sorgten nicht nur dafür, dass wir die Narseiller Crew gefangen nehmen konnten, Sie vereitelten auch einen Versuch der Spionage.«
    »Vermutlich war das so«, räumte er ein. In seinem Kopf breitete sich ein Kreis aus karmesinrotem Licht aus, wie Wellen auf einem Teich. Die Implantate beeilten sich, ihm zu versichern: ◊ Sie bestätigen lediglich, was die Spuren, die wir auslegten, andeuteten sollten. ◊
    (Natürlich. Ist schon okay.) Ihn schwindelte. War es wirklich richtig so? Was er sagte, stand nicht im Widerspruch zu den Informationen, die bereits im Intelnet steckten; das war die Hauptsache.
    »Später werden wir entscheiden, wie mit den Narseiller Gefangenen zu verfahren ist«, beschied ihn Tracy-Ace/Alfa, derweil ein unerklärlicher Lichtschimmer über ihr Gesicht huschte. »Ob sie exekutiert werden … wie auch immer. Selbstverständlich nachdem sie verhört worden sind.«
    Legroeder sog langsam den Atem ein; er war sicher, dass sie jede seiner Reaktionen aufmerksam beobachtete. »Ich finde, sie geben wertvolle Gefangene ab.«
    »Ganz gewiss«, gab sie ihm Recht. »Um weiter planen zu können, müssen Sie mir mehr über die Narseil und deren verräterische Absichten erzählen. Wenn sich das Debriefing als zufrieden stellend erweist, sorge ich dafür, dass Sie in unsere Welt integriert werden.«
    Integriert?, dachte er grimmig. Oder assimiliert? Aber genau das war ja der Grund für sein Hiersein. Er sollte Informationen sammeln. Und das gelang ihm umso besser, je enger sich seine Kontakte mit der hiesigen Gesellschaft gestalteten. Er merkte, wie seine Implantate verhinderten, dass er erschauerte.
    Er glaubte, ein kühles Kichern zu hören. Das wild lodernde Feuer auf Tracy-Ace/Alfas Gesicht erlosch allmählich, und auch die Augen glühten weniger hell. »Renwald Legroeder«, sagte sie leise, und dieses Mal schien die Stimme aus ihrem Mund zu kommen, anstatt aus den im Raum verteilten Lautsprechern. »Ich denke, wir sollten von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen.« Ihre natürliche Stimme klang kräftig, aber verglichen mit dem technisch aufgemotzten Organ mutete sie weich und sanft an.
    Mit beiden Händen griff sie nach ihrer Gesichtsmaske und nahm sie ab. Sie zwinkerte kurz mit ihren natürlichen Augen und blickte Legroeder an. Ohne Maske sah sie beinahe so aus wie eine beliebige junge Frau: leicht gebräunter Teint, Augen, Nase, Mund. Einen Moment lang flackerte in ihren Augen ein grünes Feuer, ehe sie sich in den Schatten zurückzog. Ihr Gesicht war mit glitzernden Optimierern geschmückt. Reihen aus winzigen Implantaten zierten die äußeren Augenwinkel, etliche größere Chips zogen sich wie eine Kette aus Juwelen über ihre Schläfen.
    Legroeder verschlug es den Atem. Er gaffte die Erscheinung an, wandte den Blick ab und fing erneut an zu starren. Die junge Frau machte einen hartgesottenen Eindruck, andererseits wirkte sie auf eine eigentümliche Weise attraktiv. Ihre Augen, ihr Mund, ihr gesamtes Gesicht hatten etwas Chamäleonhaftes an

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