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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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und sogar die Decke einnahmen. Einige zeigten Daten, andere Hologramme. Mitten im Zimmer stand ein hochlehniger Drehstuhl, ein wenig von der Tür abgewandt. Legroeder sah nur, dass auf dem Stuhl eine Frau saß und die Konsolenbänke scannte. Ein paar matte Lichtspritzer zuckten vor ihr in der Luft.
    Der Wachmann zauderte – und schließlich räusperte sich Legroeder. Ehe er sprechen konnte, durchschnitt eine Stimme die Stille. »Lassen Sie ihn hier und kehren Sie an Ihren Posten zurück.« Es war eine weibliche Stimme, jedoch elektronisch verzerrt. Er glaubte, dass die Stimme zu der Frau auf dem Stuhl gehörte, aber sie kam aus den Lautsprechern, die im ganzen Raum verteilt waren.
    Der Wächter nickte, vollführte eine Kehrtwendung und marschierte eilig hinaus.
    »Treten Sie vor.«
    Legroeder machte einen Bogen um den Stuhl, um sich der Frau von vorn zu nähern.
    Sie sah menschlicher aus als die Empfangsdame, dafür wirkte sie umso befremdlicher. Die Körperteile schienen aus Fleisch und Blut zu bestehen – aber in ihrem Gesicht brannte lichterloh ein Feuer. Zuerst dachte er, es sei der Widerschein von den Konsolen; dann merkte er, dass ihr Antlitz selbst die Flammen erzeugte – wie eine Laserorgel in einem Tanzschuppen, die schnellere Lichtblitze abschoss als das Auge wahrnehmen konnte. Anfangs vermochte er ihre Augen nicht zu entdecken, doch dann drehte sie den Kopf und er sah zwei glühende Kohlen. Ihn schauderte, ehe er begriff, dass sie eine Art transparenter Maske über ihrem Gesicht trug, von der das blendende Licht und die Glut der Augen abstrahlten.
    Legroeder wollte etwas sagen, aber die Frau hob die Hand und hieß ihn schweigen. Mit der anderen Hand fuhrwerkte sie an der linken Armstütze ihres Stuhls herum. »Sie sind Renwald Legroeder?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Ja.«
    »Ich bin Tracy-Ace/Alfa. Ich habe Sie schon erwartet.«
    Sie hat mich erwartet?
    Sie beugte sich vor und starrte ihn an. »Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre. Wenn ich es richtig verstehe, stammen Sie aus einer alliierten Cyber-Siedlung und stießen auf Umwegen zu uns. Man hatte Sie als – wie war doch noch der Ausdruck? – Spitzel in das Narseiller Schiff eingeschleust, das der Flechette begegnete. Entspricht das so weit den Tatsachen?«
    ◊ Das steht alles in Ihrer ID ◊, informierten ihn seine Implantate.
    »Ja«, antwortete Legroeder.
    »Auf Ihrem ID-Foto sehen Sie aber ganz anders aus.« Es klang halb fragend, halb vorwurfsvoll.
    Er erstarrte. »Allerdings, ich …« Er stockte, doch dann entschied er sich, dass die Wahrheit vielleicht die beste Tarnung war. »Die Narseil veränderten mein Äußeres, um im Falle einer Gefangennahme meine wahre Identität zu verschleiern. Ich … hatte sie davon überzeugt, dass ich ihre Sache unterstützte.«
    Ihre Auge strahlten heller. » Haben Sie die Narseil unterstützt?«
    Legroeders Gesicht brannte. »Sie glauben es.«
    »Das müssen Sie mir genauer erklären.«
    »Ich befand mich an Bord eines Narseiller Schiffs, angeblich, um ihnen beim Kampf gegen die Cyber zu helfen. Ich hatte nicht ernsthaft angenommen, dass die Narseil den Sieg davontragen würden, ich rechnete damit, dass man uns gefangen nehmen würde. Doch als die Narseil dann die Flechette aufbrachten, erwärmte ich sie für den Plan, in Ihre Festung einzudringen und Informationen zu sammeln.«
    Tracy-Ace/Alfa taxierte ihn einen Moment lang. »Und es ist Ihnen gelungen?«
    »Was?«
    »Drangen Sie in unsere Festung ein? Ehe der Alarm ausgelöst wurde, meine ich.«
    Legroeder runzelte die Stirn und winkte lässig ab.
    »Was soll das heißen?«, hakte Tracy-Ace/Alfa nach. »Konnten Sie viele Informationen einheimsen oder nur wenige?«
    »Nur wenige«, bekräftigte er mit einem Achselzucken. »Ich zog eine gute Show ab – und ich zwang buchstäblich Ihren Rigger Deutsch, mich zu begleiten –, aber ich fand mich hier nicht zurecht. Wir kopierten keine Daten, die wirklich gut geschützt waren.«
    Tracy-Ace/Alfas Gesicht funkelte. »Ich verstehe. Vorläufig werde ich das akzeptieren.« Obwohl die Maske auf ihrem Gesicht durchsichtig war, konnte man in ihren Zügen nichts lesen. »Anscheinend hat Ihre H'zzarrelik unserem Schiff schwere Gefechtsschäden zugefügt. Dabei ist die Flechette ein Schlachtschiff. Waren Sie nicht in der Lage, den Gegenangriff der Narseil ein wenig zu – entschärfen?«
    Er hob beide Hände. »Wie hätte ich das anfangen sollen? Ich posierte als Mitglied ihrer Crew. Hätte ich mich während

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