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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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blitzenden Lichter an der Wand, als hätte sie den Grund für ihr Hiersein vergessen. Wurde sie von den Leuchterscheinungen hypnotisiert?
    Die Technikerin mischte sich ein. »Sie leben hier. Dies ist ihre Existenz.«
    »Hmm?«, brummte Legroeder. Plötzlich merkte er, dass er dagegen ankämpfte, in die gleiche Trance zu fallen, die offenkundig Tracy-Ace zu schaffen machte. »Aber … wann ruhen sie sich aus?« Seine eigenen Worte überraschten ihn. Er vergegenwärtigte sich, dass er nicht nur die physische Erholung meinte, sondern auch die Regeneration der Psyche. Die Verbindung mit der realen Welt.
    »Das alles geschieht hier, an Ort und Stelle«, klärte ihn die Technikerin auf und wedelte mit der behandschuhten Hand. »Diese Anlage sorgt für eine kortikale Stimulation, die aber nur zum Teil dem Zufall überlassen wird. Außerdem gibt es zusätzlichen Input, beispielsweise um die REM-Phasen zu modulieren.«
    Legroeder unterdrückte einen Schauder; die flimmernden Lichter und die Musik durchdrangen ihn mit einem eigentümlichen Glühen. Trug die Technikerin deshalb einen Anzug, um sie vor diesen Ausstrahlungen zu isolieren? Er blinzelte in den flackernden Lichtstrom. Irgendetwas daran störte ihn; er spürte, dass es da etwas gab, das er mit bloßem Auge nicht sah.
    »Nicht alle überwachen die Station zur selben Zeit. Sie wechseln sich ab, arbeiten schichtweise.«
    (Bekommt ihr alles mit?) , fragte er seine Implantate, während die Technikerin ihre Auskünfte herunterleierte.
    ◊ Wir bemühen uns … die ungewohnten Reize … zu assimilieren … ◊
    (Welche Bewandtnis hat es mit diesen Lichtern? Was entgeht mir?)
    ◊ Es sind Muster … komplexe Muster innerhalb … ◊
    Er hörte nicht mehr zu, denn plötzlich wusste er, worum es sich handelte. Die Lichter waren durchsetzt mit Mustern, richtig; ganze Bilder lagen dort eingebettet. Er konnte sie nur nicht sehen. Ich muss mich entspannen. Völlig gelöst sein. Seufzend atmete er aus, und die Muster kollabierten nach innen; jählings änderte sich seine Sinneswahrnehmung, und er erkannte deren Bedeutung. Wieder handelte es sich um einen Blick auf den Flux. Aber es war eine viel fundiertere, tiefere Sicht als die Hologramme, die die Crew draußen sah, bieten konnten. Dies war der Flux, wie die Wächter ihn sahen. Er schnappte nach Luft, denn mit einem Mal kam es ihm vor, als würde er selbst mitten im Flux treiben, ausgestreckt in einem Netz, das weiter reichte als jedes Rigger-Netz eines Sternenschiffs. Es dehnte sich in eine unglaubliche Ferne … und hinein in den Abgrund …
    … bis es eine andere Schicht erreichte … ein Geflecht aus sich bewegenden Schatten. Es war, als blicke man auf den Grund eines schnell dahin brausenden Flusses und stellte sich vor, man fiele hinein …
    Erschauernd zog er sich zurück.
    »Was ist?«, fragte Tracy-Ace.
    »Ich weiß nicht – Allmächtiger – diese Leute erreichen sogar …« Er schluckte.
    Tracy-Ace legte den Kopf schräg. » Was erreichen sie?«
    »Sie dehnen sich nach unten bis hinein in den Deep Flux «, staunte Legroeder. »Warum tun sie das? Das ist … das ist …« Er schüttelte den Kopf, der voller Spinnweben zu sein schien.
    »Was haben Sie gesehen?«, hakte Tracy-Ace nach.
    Er atmete tief durch und zeigte vage in den Raum. »Es befindet sich da drin – in den Mustern an den Wänden.« Plötzlich musste er nach Luft schnappten; er zitterte, als hätte er gerade einen Notausstieg aus dem Netz gemacht. »Ich habe drunten im Abgrund eine Strömung entdeckt – einen sehr gefährlichen Sog.«
    Tracy-Ace schaute ihn mit flackernden Implantaten an. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das sehen könnten«, murmelte sie. »Selbst die Wächter haben Mühe, diesen Strudel zu erkennen. Wir befinden uns nicht im Innern des Deep Flux. Die Wächter beobachten ihn nur und geben Acht, dass wir nicht hineingeraten.«
    Er spürte eine gewisse Erleichterung, aber seine Besorgnis blieb.
    »Sie kennen dieses Gebiet ziemlich gut«, erklärte die Technikerin. »Immerhin verbringen sie den größten Teil ihres Lebens damit, diese Zone zu überwachen.«
    »Schön«, erwiderte Legroeder. »Und was tun sie, wenn sie mal nicht mit Observieren beschäftigt sind?«
    Die Technikerin hob die Schultern. »Vermutlich ziehen sie sich in die Welten zurück, die sie sich selbst geschaffen haben.«
    »Besteht darin ihre gesamte Existenz?«
    »Es sind alles Freiwillige«, mischte sich Tracy-Ace mit einem aggressiven Unterton ein.
    Legroeder

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