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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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bemühte sich, seine Skepsis zu verbergen.
    In ernsterem Tonfall fuhr die Technikerin fort: »Sie haben ihre Gründe. Ein paar von ihnen fühlen sich vom Flux einfach angezogen. Andere sind körperlich schwer gehandicapt. Auf diese Weise machen sie sich nützlich, geben ihrem Dasein einen Sinn.«
    »Aber sein gesamtes Leben so zu verbringen …«
    Tracy-Ace kniff die Augen zusammen. »Es handelt sich um eine andere Form der Realität. Ich dachte, gerade Sie müssten das verstehen.«
    »Richtig, es handelt sich um eine Variante der Realität. Aber …« Legroeder schüttelte den Kopf. Ein ganzes Leben lang?
    »Ohne die Wächter«, erklärte Tracy-Ace förmlich, »würde die Station frei im Flux treiben. Diese Leute haben sich für ein Leben in Pflicht und Ehre entschieden.«
    Legroeder gab keine Antwort. Wenn dies kein Außenposten von Gesetzlosen wäre, brauchtet ihr euch nicht im Flux zu verkriechen, oder? Aber er wusste, dass er bereits zu viel gesagt hatte.
    Tracy-Ace schien seine Gedanken zu erraten. Sie sprach ein paar Worte zu der Technikerin, dann drehte sie sich um und bugsierte Legroeder nach draußen.
    Im Korridor, nachdem die kortikale Stimulation nachließ und sie den letzten Kontrollpunkt hinter sich gebracht hatten, kam es Legroeder vor, als sei eine himmlische Ruhe eingekehrt. Allmählich beruhigte sich sein Nervensystem.
    Tracy-Ace schien das Gleiche zu empfinden. Doch im Weitergehen meinte sie schnippisch: »Wie es aussieht, billigen Sie dieses Prozedere nicht.«
    Legroeder verzichtete auf eine Erwiderung. Er wunderte sich, dass sie ihm den Raum mit den Wächtern überhaupt gezeigt hatte.
    »Was ich vorhin sagte, entspricht der Wahrheit. Die Wächter sind ohne Ausnahme Freiwillige und hoch geachtet. Es läge wohl kaum in unserem Interesse, Leute gegen ihren Willen zu zwingen, unsere Station im Flux zu verankern.«
    Er schwieg.
    »Sie führen ein interessantes Leben, während sie …« Sie zögerte.
    » Das nennen Sie Leben ?«, entfuhr es Legroeder.
    Ihr Zögern hielt noch ein Weilchen an. »Ja.«
    Er dachte daran, wie sich ein längerer Aufenthalt im Flux auf ihn auswirkte, und er fragte sich nach den Konsequenzen dieser totalen Immersion. »Wie hoch ist ihre Lebenserwartung?«, erkundigt er sich.
    Tracy-Ace marschierte schneller drauflos und vermied es, ihn anzusehen. Er glaubte schon, sie würde ihm keine Antwort geben, doch dann erwiderte sie leise: »Im Durchschnitt üben sie ihre Tätigkeit zehn Jahre lang aus.«
    Zehn Jahre. »Und wie lange leben sie noch, wenn sie aus dem Dienst ausscheiden?«
    Wieder dieses Zaudern. »Sie scheiden nicht aus dem Dienst aus – nicht wirklich.«
    »Soll das heißen, sie sterben während der Arbeit?«
    Als Tracy-Ace beharrlich schwieg, schielte er sie von der Seite her an. Ihre Schläfen glitzerten, und sie blickte finster drein. Dann nickte sie.
    Oh.
    Jählings wandte sie sich ihm zu. Aus ihren Augen schossen Blitze, aber es war kein Abglanz der Optimierer. War sie wütend? Er glaubte es. »Sie halten uns für herzlos. Kommen Sie mit!« Sie packte ihn beim Handgelenk und bog in einen anderen Korridor ab. Er musste rennen, um mit ihr Schritt halten zu können. In ihren schlanken Armen steckte überraschend viel Kraft.
    Hatten sich ihre Implantate miteinander verknüpft? Er richtete seine Aufmerksamkeit nach innen. (Besteht ein Link zwischen uns?)
    ◊ Nein. ◊
    Aber was, zum …? Er empfand eine so heftige Anwandlung von Groll oder Leidenschaft, dass er hätte schwören können, es existierte eine direkte Verbindung. Doch nein – es handelte sich um rein menschliche Emotionen. Sie musste irgendwie aktiv werden, um sich abzureagieren, und dieser brennende Wunsch ließ sich nicht unterdrücken. War sie immer so impulsiv und konnte sich normalerweise nur besser beherrschen? Was immer sie nun unternehmen wollte, es war wichtig und gefährlich – und es betraf ihn. Kam jetzt vielleicht die Tracy-Ace, die das Gesetz verkörperte, wieder zum Vorschein?
    Er schluckte seine Angst hinunter. »Wohin … äh … darf ich fragen, wohin wir gehen?«
    Sie sah ihn nicht an, doch ihr Griff um sein Handgelenk festigte sich. »Flicker-Röhre«, erwiderte sie grimmig.

KAPITEL 24 – Wiedersehen

    Fre'geel hörte auf, in der Arrestzelle hin und her zu wandern und spähte durch die Tür. Nichts zu sehen, nicht einmal die Wächter. Er nahm seinen rastlosen Rundgang wieder auf. Die meisten seiner Mitgefangenen hockten auf dem Fußboden oder auf Bänken, führten gemurmelte

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