Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
wurde das Gebäude transparent. Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich ein massives Bauwerk in ein geisterhaftes, unstoffliches Phänomen. Zum Schluss verschwand es gänzlich, und zurück blieben nur die blutroten Nebel.
    »Das geschah einfach so«, erzählte YZ/I. »Die Festung löste sich in Nichts auf, ehe das Schiff zum Eindocken in den Landeanflug gehen konnte. An Bord spürte man die Turbulenzen im Flux und drehte vorsichtshalber ab. Und dann war der Außenposten weg!« YZ/I sah auf einmal alt und vergrämt aus. »Man hat nie wieder eine Spur von der Festung Juliette gefunden. Und als sie von der Bildfläche verschwand, befand sich mein jüngerer Bruder darin – ein richtiger kleiner Quälgeist …« Er massierte sich die Stirn, dann sah er Legroeder in die Augen. »Jetzt gibt es keinen Außenposten mehr, der in den unteren Schichten verankert ist. Und soweit ich weiß, ist außer der Impris kein einziges der verschollenen Schiffe nachweislich wieder an einem Ort aufgetaucht, wo man es sehen kann.«
    Entsetzt und fasziniert zugleich erwiderte Legroeder seinen Blick. Er dachte an die vielen Menschen, die vielleicht für alle Ewigkeit in irgendwelchen gespenstischen Gefilden gefangen waren, durch die kein Rigger navigieren konnte. Die Impris war halb Legende, halb Realität gewesen. Ein isoliertes Vorkommnis, ein Einzelfall. Doch nun sah die Situation anders aus. Laut YZ/I waren viele Schiffe verschwunden – und ein Außenposten.
    »Wenn ich eine Ahnung hätte, wo man suchen müsste, würde ich Sie losschicken, um meine vermissten Schiffe zu finden«, sagte YZ/I.
    »Aber Sie glauben, dass sie in den Deep Flux abgedriftet sind und dort feststecken?«
    »Wenn ich Genaueres wüsste, brauchte ich Sie nicht um Hilfe zu bitten, oder?«
    »Vermutlich nicht. Aber warum wenden Sie sich ausgerechnet an mich?«
    »Was spricht dagegen?«
    »Das ist keine Antwort. Nennen Sie mir Ihren Grund«, versetzte Legroeder ärgerlich.
    YZ/I hob die Augenbrauen. »Na schön. Sie sind ein Rigger, Sie haben die Impris gesehen, und Ihnen ist sehr daran gelegen, das Schiff wiederzufinden. Habe ich Recht?«
    Störrisch schüttelte Legroeder den Kopf. »Vielleicht. Doch eines möchte ich wissen: Brachten Sie mich eigens hierher, um mir diesen Auftrag zu erteilen? Warum schicken Sie nicht Ihre eigenen Rigger los?«
    YZ/I schöpfte tief Atem. » Denken Sie, wir hätten es nicht längst versucht, die Impris zu lokalisieren ?« In gemäßigterem Ton fuhr er fort: »Dabei verloren wir zwei unserer Schiffe. Wir haben Sie nicht aus Spaß in diesen Außenposten geholt. Dazu war das Unterfangen viel zu mühsam.«
    »Das beantwortet immer noch nicht meine Frage. Wieso glauben Sie, ich sei besser als Ihre eigenen Rigger? Den Narseil erzählte ich, Ihre Rigger verstünden sich auf Tricks, die wir uns ruhig aneigenen sollten.«
    YZ/I blickte schmerzlich berührt drein. »Unsere Rigger arbeiten vielleicht anders als Sie oder die Narseil. Das macht sie noch lange nicht zu den besseren Navigatoren.«
    Legroeder staunte über das Eingeständnis. »Also gut – sie wenden unterschiedliche Techniken an. Offen gestanden ist mir schleierhaft, wie Ihre Leute mit all den Optimierern überhaupt als Rigger funktionieren können.« Legroeder tippte auf das Implantat an seiner Schläfe. »Ich bin froh, dass die Technik meine Arbeit im Netz nicht behindert. Wahrscheinlich trüben die Implantate nur deshalb nicht meine Wahrnehmungsfähigkeit, weil sie sich zurückhalten.«
    »Genau so ist es«, bestätigte YZ/I.
    »Wie bitte?«
    »Unsere Optimierer sind den Ihren bei weitem überlegen, und diese Technik ist sehr nützlich. Ohne die Implantate könnten wir uns nicht in den Deep Flux hineinwagen. Doch unsere Rigger sind von dieser Künstlichen Intelligenz so abhängig, dass sie Fähigkeiten eingebüßt haben, die Ihnen als selbstverständlich erscheinen. Ihnen fehlt das intuitive Element, die menschliche Komponente.« YZ/I zeigte mit dem Daumen auf sich. »Halten Sie mich für verrückt, weil ich das zugebe? Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
    Er legte eine Pause ein. »Und nun lassen Sie uns über Renwald Legroeder reden – der nicht nur die Impris gesehen hat, sondern aus der Festung DeNoble flüchtete, indem er einen riskanten Kurs einschlug, den man schon als selbstmörderisch bezeichnen kann. Eines unserer Schiffe war zufällig zugegen und hat alles beobachtet. Wie nennt man doch gleich die Passage – den Kamin?«
    Legroeder erschauerte,

Weitere Kostenlose Bücher