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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Das könnte genau der Spaß sein, auf den wir gewartet haben.«
    *

    Das Feuer hüllte mit tosendem Gebrüll die Phoenix ein, ein diamantenes Inferno. Sie stürzten in die Tiefe, bohrten sich durch die höllischen Lohen, gepeitscht von einem Sturm aus verhedderten Gedanken, der genauso intensiv auf sie einwirkte wie das Flammenmeer. Einen Augenblick lang, der wie eine Ewigkeit schien, konnten sie unmöglich unterscheiden, welche Gedanken zu wem gehörten oder welche Wege ihre Phantasie einschlug. Wir sind am Leben der Dritte Ring der Zweite Ring am Leben das Feuer muss erlöschen …
    Bin ich Palagren? … Legroeder?
    Allmählich klärte sich ihr Verstand. Legroeder sah überall explodierende Bilder, kleine Fenster öffneten sich im Riss, im Flux, vielleicht in der Realität selbst; dieses Mal zeigten sie keine Erinnerungen, sondern etwas anderes. Die Szenen huschten so schnell vorbei, dass er sie nicht sofort absorbieren konnte, aber nur zwei Herztakte später …
    … ein unbekannter, flammender Nebel, in dem sich neues Sternenleben zusammenbraute …
    …wo ist das? Hast du es gesehen? Ja, ich …
    … ein Ort tiefster Stille, wo die Ströme des Weltraums versickerten …
    … waren wir dort? Sind wir vielleicht immer noch da drin? Eine Singularität? Nein, ich glaube nicht …
    … eine bombastische Phalanx aus Verbindungen, die sich wild lodernd über den Kosmos ausbreiteten, absplitterndes Licht raste auf die Unendlichkeit zu …
    … überall? Diese Phänomene durchsieben das gesamte Universum …
    … sich bewegende Schleifen, ein ewiger, zeitloser Kreislauf, ewige Verdammnis, in der mehr als vierhundert Seelen gefangen waren …
    … schauen Sie, diese Öffnungen …
    … verstreut wie Lichtscherben, verborgene Nexus-Punkte …
    … es sind Durchlässe! Wir können hindurchfliegen!
    … in den sich wälzenden Schichten tauchte ein Schiff auf, um sogleich wieder in den Nebeln des grenzenlosen Flux zu verschwinden …
    … in der Fontäne aus Bildern registrierte Legroeder, dass dieses Schiff etwas von einem Kaperfahrer an sich hatte; es schien zur Cyber-Flotte zu gehören. Eines unserer Geleitschiffe? , fragte er sich. Er glaubte es nicht, doch er war sich nicht sicher. Abermals kam ihm der Gedanken, dass es möglich sein müsste, ihr Schiff zu manövrieren – wenn sie nicht vorher dem Wahnsinn verfielen.
    Angenommen, er hatte tatsächlich einen flüchtigen Blick auf eines der sie begleitenden Schiffe erhascht? Vor ihrem Eintritt in den Sargasso war der Kontakt abgebrochen – dennoch …
    Richtet euer Augenmerk auf das Schiff! Seht ganz genau hin! Wir sind Rigger – verdammt noch mal – Rigger!
    Er spürte bereits, wie sie einen Kurs durch das verschlungene Knäuel aus Raumzeit fanden – und wie das Durcheinander sich entwirrte …
    Plötzlich war das Inferno vorüber, und das Schiff fiel unendlich lange durch die Dunkelheit, die Quanten-Splitter hinter sich lassend. Legroeder und die Narseil fühlten, wie sich ihre Körper, ihre Gedanken und ihre Seelen neu ordneten und sie ihre Integrität zurückgewannen.
    Die Phoenix stürzte wie ein Meteor aus den Falten des Underflux und raste mit einem grellen Blitz in den normalen Flux hinein. Das Netz zitterte wie ein Fluggerät kurz vor einem Hüllenbruch, und durch den Schock der Passage waren die vier Rigger nahezu gelähmt. Legroeder rief heiser: Wo sind wir?
    Ich weiß es nicht! , antwortete Palagren.
    Und in welcher Zeit befanden sie sich? Sie hatten die Grenzen der Ewigkeit gestreift …
    Cantha und Ker'sell stießen unverständliche Schreie aus, derweil sie versuchten, die Gegenwart anzusteuern; mit vereinten Kräften konzentrierten sich die Rigger auf die Wogen und Strömungen des Flux, die an ihnen vorbeirauschten.
    Legroeder atmete in kurzen, hastigen Zügen. Wir leben, rief er stimmlos. Wir leben! Er wollte sich die Passage in Erinnerung rufen – wie sie einen flüchtigen Blick auf die Ewigkeit erhascht hatten – doch seine Gedanken strebten auseinander wie in einem Traum.
    Nach Luft ringend inspizierte er das Netz. Es war noch da. Aber wo blieb die Impris ? Er versuchte sich zu orientieren. Den normalen Flux hatten sie erreicht, aber wo genau waren sie gelandet?
    Wir sind draußen! Wir haben es nach draußen geschafft!, rief ein Narseil. Cantha. Der Ruf und die Antworten von Palagren und Ker'sell muteten beinahe bizarr an, nachdem während der Passage alles miteinander verschmolzen war. Wir müssen die Impris finden! , brüllte Legroeder; seine

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