Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
Kommandanten es schafften, sich die Verantwortung und Autorität zu teilen, ohne sich gegenseitig ins Gehege zu kommen, blieb Legroeder ein Rätsel. Die Narseil hingegen schienen keine Probleme damit zu haben.
    Der Captain nickte ihm grüßend zu. »Willkommen auf der Brücke.«
    Legroeder erwiderte den Gruß und schaute sich neugierig um. Ein Blick auf die Bildschirme verriet ihm, dass sich das Schiff noch immer im Normalraum befand, vermutlich stand es kurz davor, die Region um die Narseiller Marinebasis zu verlassen. Die Sterne erschienen als lang gezogenes schmales Band, das langsam und kontinuierlich, wie in einem Scan, über den Hauptschirm auf und ab scrollte. Die Narseil mit ihrem Tessa'chron-Sinn fanden das sicher recht praktisch. Legroeder bekam vom bloßen Hinsehen Kopfschmerzen.
    »Rigger Legroeder«, begann Ho'Sung, »in Kürze treten wir in den Flux ein. Ich dachte mir, Sie würden den Übergang gern beobachten.«
    Legroeder fühlte ein erregendes Prickeln bis in die Fingerspitzen. Seit seiner Flucht aus der Gefangenschaft der Piraten, die unendlich lange zurück zu liegen schien, hatte er nicht mehr in einem richtigen Netz im realen Flux gearbeitet. »Wo soll ich mich hinstellen?«
    Ho'Sung gab einen schnarrenden Laut von sich. »Hinstellen? Ich möchte, dass Sie sich in die Rigger-Station Nummer vier begeben, da drüben.« Er zeigte mit beiden Händen in die Richtung, wobei die weiten Ärmel seiner Robe sich bauschten wie die Gewänder eines Priesters.
    Legroeder konnte sich ein freudiges Lächeln nicht verkneifen. Eilig kletterte er in die muschelförmige Rigger-Station. Er lehnte sich zurück, sah zu, wie die Muschel sich über ihm schloss, und seufzte zufrieden, als seine Sinne sich mit der lebendigen Matrix des Netzes verwoben.
    *

    Die Narseiller Rigger empfingen ihn mit stummen Grüßen. Willkommen , sagte Palagren. Beim ersten Mal hat man immer Glück, heißt es bei uns. Sie dürfen die Topp-Position einnehmen.
    Legroeder lavierte sich in die obere Spitze des Netzes, wo er sich vorkam wie ein Gewehrschütze auf dem Dach einer antiken, von Pferden gezogenen Postkutsche aus klassischen Holo-Filmen. Nachdem er sich dort eingerichtet hatte, wich dieses Bild einem Gefühl, als säße er in der Ausguck-Kuppel eines U-Boots der Fischereiflotte; unter ihnen lag das dunstige, kupfergrüne Meer, und eine lange, träge Dünung rollte gegen den Bug an. Die Rigger-Crew bereitete sich auf das Abtauchen vor.
    Darf ich ein Weilchen in der Blase bleiben, oder muss ich mir Kiemen wachsen lassen, um mit euch Fischleuten mitzuhalten? Seit langem hatte sich Legroeder nicht mehr so wohl gefühlt. Das Netz wirkte wie eine starke euphorisierende Droge.
    Unserem armen nichtaquatischen Freund erlauben wir es natürlich, in einer mit Luft gefüllten Blase zu sitzen , antwortete Palagren. Vielleicht sollten wir Sie auf unsere Rücken setzen und Sie durchs Wasser ziehen. Seid ihr so weit, Crew?
    Voco, der die Position achtern innehatte und Ker'sell, der im Kiel saß, bejahten. Von draußen drang die Stimme des Captains durch das Intercom: Rigger, Sie können jetzt in den Flux hineintauchen.
    Die Narseiller Rigger bestätigten den Befehl mit einem Zischen. Vom Ozean stieg ein smaragdgrünes Licht empor. Legroeder fühlte den vertrauten Adrenalinschub und das leise, noch ein wenig fremde Summen der Implantate, als die drei Narseil das Schiff in die Tiefe steuerten. Die wässrigen Nebel des Flux schlugen über ihren Köpfen zusammen; Legroeder streckte die Hände aus und seufzte vor Wohlbehagen, als er spürte, wie die Strömung durch seine gespreizten Finger strich.
    Das Meer und die Nebelschwaden waren real und imaginär zugleich; alles, was ihn umgab, stellte eine Verschmelzung von Geist und Realität dar – seine eigene Phantasie, die Einbildungskraft der Narseil und die tatsächlichen multidimensionalen Energieströme, die sie Lichtjahre weit tragen würden. Er wusste, dass sich die Bilder im Laufe der nächsten Tage häufig verändern würden, wenn sie die Zone der Narseil und der Zentristischen Welten hinter sich ließen und auf das Niemandsland des Golen Space zuhielten. Ihm war klar, dass seine Geschicklichkeit und sein Mut auf eine harte Probe gestellt werden würden, und dasselbe galt für die Narseil.
    Doch vorerst stimmte es Legroeder glücklich, wenn er auf den Strömungen des Flux dahinsegeln durfte, selbst wenn sie dadurch der Gefahr immer näher kamen und sich in die nebelverhangenen Gebiete hineinwagten, in

Weitere Kostenlose Bücher