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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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verlieren, und sie reagierten so schnell, dass es Legroeder mitunter den Atem raubte. Wie eine Ranger-Patrouille durchstreiften sie die Wildnis. Offenbar erkannten sie im Flux Markierungen, die Legroeder nicht einmal wahrnahm, subtile Veränderungen in Strömungsmustern, die seine Implantate ihm als »Geruch« und »Gefühl« übersetzten, doch auch dann erst, nachdem die Narseil ihn darauf hingewiesen hatten.
    Da sie nicht wussten, wo sie nach Piratenschiffen suchen sollten, versuchten sie sie anzulocken, indem sie sich wie eine potenzielle Jagdbeute verhielten. Sie planten, die Schifffahrtsrouten zu beobachten, die an den Grenzen zum Golen Space entlang führten und wo sich die Piratenübergriffe in jüngster Zeit häuften. Normalerweise hätten sich die wenigsten Schiffe in diese Region hineingewagt, doch Golen Space lag ausgerechnet zwischen zwei dicht besiedelten und verkehrsreichen Zonen der Galaxis. Skipper, die hin und her pendelten, mussten entweder eine gefährliche Passage riskieren, die den Außenrand des Golen Space streifte, oder ihn auf einem großen Umweg umfliegen. Viele entschieden sich für die längere Route. Doch es gab immer Skippper – und Passagiere – die fanden, wegen der kürzeren Reisezeit lohne es sich, das Risiko einzugehen. Manche flogen sogar mitten durch den Golen Space, weil das der schnellste Weg war. Aber die meisten wählten Pfade an der Grenze, die zumindest eine Illusion von größerer Sicherheit boten. Auf einer solchen Passage war die Ciudad de los Angeles aufgebracht worden.
    Die H'zzarrelik befand sich indessen weit von der Stelle entfernt, an der der Überfall stattgefunden hatte. Die Narseil hofften, die Aufmerksamkeit einer anderen Piratenbande zu erregen, indem sie vorgaben, von ihrer Route längs der Peripherie des Golen Space abgekommen zu sein. Eine Zeit lang hatten sie die H'zzarelik auf einer Flugbahn gehalten, wie ein normaler Kreuzer sie eingeschlagen hätte; doch vor ein paar Tagen, am siebten Tag ihrer Reise, glitten sie in ein Gebiet hinein, in dem ein verirrtes Schiff landen würde. Und wo vermutlich Piraten auf der Lauer lagen. Sie brauchten gar nicht viel vorzutäuschen. Ein verkehrtes Abbiegen in einer Strömung konnte ein Schiff leicht vom Kurs abbringen. Legroeder brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass sie tatsächlich die Orientierung verloren hatten.
    Ein paar Tage nach ihrer Passage in den Grenzbereich des Golen Space drangen sie in eine Region ein, die besonders finster und mysteriös zu sein schien. Ein Vergleich mit den unergründlichen Tiefen eines Wasserozeans drängte sich förmlich auf. Das Bild des imaginären U-Boots verwandelte sich in ein schmales Energiefeld, welches vom Lotsenrigger ausgehend Legroeder wie in einer Art Kuppel einschloss, sodass er mit überkreuzten Beinen in Yoga-Pose dasitzen und in den Strom hineinschauen konnte. Natürlich war es eine Illusion – in Wirklichkeit lag er regungslos in der Riggerstation – doch ihm kam es wie ein reales Erlebnis vor. Seine Hauptaufgabe bestand nun darin, auf Signale zu achten, die den Narseil mit ihrer andersartigen Wahrnehmung vielleicht entgingen.
    Noch immer glitten sie durch die olivenölgrüne unterseeische Struktur; hinter ihnen dehnte sich das Schiff wie ein wellenförmiges silbernes Band. Legroeder schien es, als ginge die Ahnung eines drohenden Unheils nicht nur von der unheimlichen Umgebung aus, sondern auch von Ker'sell, der in der Kielstation Posten bezogen hatte. Ker'sell war der einzige Narseiller Rigger, der Legroeder immer noch nicht traute, und er neigte dazu, düstere, beklemmende Bilder zu erzeugen – ein Charakterzug, für den Legroeder indes viel Verständnis aufbrachte. An Ker'sells trüber Stimmung vermochte er nichts zu ändern, deshalb konzentrierte er sich darauf, die Schiffsbewegungen zu kontrollieren, während sie durch Kanäle, Korridore und Tunnel drifteten, wie geisterhafte Minenarbeiter, die in einem gefluteten Stollen nach Erinnerungen forschten, oder Archäologen auf der Suche nach der Vergangenheit.
    Bereits zweimal glaubte er, er hätte Geräusche gehört, die nicht von ihrem eigenen Schiff stammten. Höchstwahrscheinlich hatte der Narseil Recht und er vernahm Störungen, die durch die Passage verursacht und dann im Netz verändert und als Echos reflektiert wurden. Trotzdem quälte ihn ein gewisses Unbehagen, und er fragte sich, ob irgendetwas da draußen im Hinterhalt lag und ihr Schiff beschattete. Wenn dem so war, dann verstand

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