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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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Ja, natürlich hat sie das. Erst gab’s eins mit dem Kleiderbügel und dann ab in den Keller. Nur weil ich mit Jenni von nebenan gespielt habe. Vater, Mutter, aber ohne Kind. Ich hatte auf dem Dachboden Hefte gefunden, die müssen noch meinem Vater gehört haben, da waren Bilder drin, von nackten Mädchen und Männern und …»
    Miller bricht ab und schaut Martha an, sieht den Ekel in ihrem Gesicht. «Wenn du das gewusst hättest, hättest du mich nicht immer so romantisch angeglotzt, nicht wahr? Was hast du dir denn vorgestellt, was ich mit dir machen würde, häh?»
    «Nichts, ich hab mir gar nichts vorgestellt.» Marthas Zähne fangen an zu klappern, durch die offene Terrassentür weht es kalt herein, aber die Kälte kommt nicht von draußen, die steigt von innen in ihr hoch.
    «Jenni hat geschrien, das dumme Ding, aber sie war noch zu klein, um zu erzählen, was ich mit ihr gemacht habe. Doch meine Mutter hat es mir angesehen und mich verprügelt. ‹Ich schlag dir den Dreck aus dem Körper!›, hat sie geschrien. ‹Du sollst nicht so ein perverses Schwein werden wie dein Vater!›»
    Wieder klingt Miller wie ein hysterisches altes Weib, um gleich darauf in seinen normalen Ton zurückzufallen: «Plötzlich fing die Dernburg an zu kreischen, und es klang genau wie meine Mutter. ‹Stellen Sie sofort die Plastik zurück!›, hat sie geschrien. Aber ich hab sie nicht zurückgestellt, sondern ihr damit auf den Kopf geschlagen, immer wieder! Immer wieder! Immer wieder!»
    Bei jedem «wieder» schlägt Miller mit der Faust auf den Tisch. «Dann hab ich ihren Schlüssel genommen und bin sofort in die Praxis. Hab meine Akte auch gleich gefunden. Den
Schrei
und meine Unterlagen hab ich in eine Plastiktüte gesteckt und in die Spree geworfen. Das war alles, hätte nie gedacht, dass es so einfach sein würde, doch dann kamst du …»
    «Hätten Sie gezahlt?», fragt Martha. Dabei interessiert sie das eigentlich nicht, sie will ihn nur am Reden halten, bis ihr einfällt, wie sie und Poppy hier heil wieder rauskommen.
    Miller zuckt mit den Achseln und bläst sich eine Strähne aus der Stirn. Martha kann überhaupt nicht begreifen, wie sehr sie die Geste immer gemocht hat, es sieht einfach nur affig aus, sonst nichts.
    «Nein. Niemals. Ich wollte nur rauskriegen, was Godzilla weiß. Godzilla! Wer ist denn auf den bescheuerten Namen gekommen?»
    «Jill», sagt Martha, ohne nachzudenken.
    Miller packt sie am Handgelenk und kommt ihr ganz nah. Sein Atem riecht säuerlich. «Hab doch geahnt, dass das nicht auf deinem Mist gewachsen ist!»
    «Au! Sie tun mir weh!»
    «Was weiß sie noch?»
    «Nichts!» Martha versucht, ihr Handgelenk aus seinem Griff zu lösen. Mit einem Satz ist er hinter ihr und dreht ihr den verletzten Arm auf den Rücken. Martha bleibt vor Schmerz die Luft weg. Tränen laufen ihr in Strömen über das Gesicht. «Ich schwöre es», schluchzt sie. «Ich bin ja am Sonntag auch nur zu Ihnen gekommen, weil Jill nicht da war. Sie ist in London.»
    Miller lässt ihren Arm los. «Und du hast ihr nichts von dem Gespräch mit mir erzählt?»
    «Nein, ich … ich hatte Angst, sie macht sich wieder lustig über mich, weil …»
    «Weil was?»
    «Na, weil ich doch in Sie …» Martha kann das Wort nicht aussprechen, es fühlt sich an wie Dreck in ihrem Mund.
    «… weil du in mich verliebt bist», vollendet Miller den Satz.
    Martha schüttelt den Kopf.
    «Ach, du bist es also nicht mehr?», fragt er spöttisch. «Wie schade!»
    Dann verzerrt sich seine Miene. «Und weil du es nicht mehr bist, kann ich dich nicht gehen lassen, das verstehst du doch. Ich glaube zwar nicht, dass dir einer die Geschichte glaubt, aber sicher ist sicher. Komm mit!» Er reißt sie hoch.
    Poppy, die die ganze Zeit regungslos vor dem Fernseher verharrt hat, fängt plötzlich an zu weinen. «Wo is meine Puppe? Ich will die Puppe haben.»
    Miller sieht Martha an. «Was denn für eine Puppe?»
    «Ich hab ihr eine Holzpuppe geschenkt. Als Belohnung», fügt Martha bitter hinzu. Schließlich war es Millers Idee gewesen.
    «Verdammt, dann muss die noch im Auto sein.» Miller sieht unschlüssig von Poppy zu Martha.
    Hoffentlich geht er sie holen, denkt Martha. Hoffentlich verlässt er das Haus. Dann hat sie vielleicht eine winzige Chance.
    Und wirklich, er lässt sie los, geht zu Poppy, kniet sich neben sie und streicht ihr über den Rücken. «Komm mit raus, wir schauen mal, ob wir deine Puppe im Auto vergessen haben.»
    Dieses
Wir
löst in Martha

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