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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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sagt Johannes. «Wir haben überlegt, von wo Penelope gekommen sein könnte, und da fiel uns das Nachbarhaus ein, das Haus von Miller. Im Zaun war ein Loch, da muss Poppy durchgekrochen sein. Zuerst hat mir der Name Miller nichts gesagt, aber dann erzählte die Frau, sie hätte gesehen, wie Miller mit Reisegepäck in ein Taxi gestiegen sei, und dass diese Lehrer wirklich zu viel Ferien hätten, da war mir klar, dass es sich um deinen Englischlehrer handeln musste. Als auf mein Klingeln keiner aufgemacht hat, bin ich ums Haus und hab die kaputte Terrassentür gesehen. Und dann lag da dein Rucksack. Ich bin rein, der Fernseher lief noch –»
    «Die Simpsons», sagt Martha.
    Johannes zuckt mit den Achseln. «Keine Ahnung, irgendeine Zeichentrickserie jedenfalls. Ich hab das ganze Haus durchsucht, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass du noch da sein müsstest. Ganz zum Schluss bin ich runter in den Keller und hab dich schreien gehört und dann …»
    Er fasst sich an die Stirn.
    «Ich dachte, Miller sei zurückgekommen und wollte mich umbringen», sagt Martha. «Deshalb hab ich das Einmachglas geworfen.»
    Ihre Mutter schlägt sich die Hand vor den Mund. «O Gott! Was bedeutet das denn alles? Ich verstehe kein Wort.»
    «Ich schon», sagt Johannes und bekommt einen bitteren Zug um den Mund. «Auf der Suche nach Martha war ich nämlich auch im ersten Stock und in Millers Zimmer. Alles voll mit … mit widerlichen Fotos von kleinen Mädchen.»
    «O mein Gott!», stößt Constanze aus.
    Johannes legt Martha die Hand auf den Arm, auf den gesunden. «Eins muss ich wissen: Hat er Penelope etwas angetan?»
    Martha schüttelt heftig den Kopf. «Nein, nein. Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen, aber er wollte Poppy nicht gehen lassen. Ich hatte solche Angst, dass er ihr was antut … und dann …»
    «Und dann?», fragt Johannes gespannt.
    «Sie musste mal und wollte, dass ich mitkomme, und da hab ich sie durchs Klofenster nach draußen geschoben und ihr gesagt, dass sie weglaufen soll.»
    Constanze springt auf. «Die Polizei! Wir müssen die Polizei verständigen. Die muss diesen Perversen verhaften!»
    «Wenn es dafür nicht schon zu spät ist», sagt Johannes.
    Martha sagt nichts, sie ist so unendlich müde, als habe sie den Becher mit Betäubungsmittel getrunken und nicht Poppy.
    Als Constanze zurückkommt, sagt sie: «Gleich kommt jemand und nimmt deine Aussage auf, Martha. Meinst du, du schaffst das?»
    Martha gibt sich einen Ruck. «Ja, ich schaffe das. Aber vorher muss ich euch noch etwas sagen.»

30.
    A ls Martha fertig ist, schaut sie zu Boden. Sie ahnt, was gleich kommt. Vorwürfe, Beschimpfungen, Wutausbrüche. Sie rechnet mit allem und weiß: Sie hat alles verdient.
    Doch erst einmal herrscht Schweigen.
    Johannes räuspert sich schließlich. «Ich wusste nicht, dass du uns so sehr … dass es hier so furchtbar für dich war.»
    «Vielleicht hätte ich dir mehr Zeit geben müssen», sagt Constanze. «Zeit, dich daran zu gewöhnen, dass es einen neuen Mann in meinem Leben gibt.»
    «Ich hab das Gefühl, dass ich gar nicht richtig um Papa trauern konnte», sagt Martha. «Es ging alles so schnell.»
    Ihre Mutter nickt. «Für mich war es anders, ich hatte mich innerlich von deinem Vater längst gelöst, aber du natürlich nicht. Das habe ich nicht gesehen. Oder wollte es nicht sehen.»
    Johannes steht auf. «Ich lass euch jetzt besser allein.»
    Er geht zur Tür von Poppys Zimmer, die Klinke in der Hand, dreht er sich um. «Ich glaube nicht, dass ich weiter mit dir zusammenleben kann, Martha. Nicht nach dem, was du Penelope angetan hast.»
    Martha spürt, wie sich ihr Hals zuschnürt, sie bekommt keine Luft mehr vor Schmerz. Und Scham.
    Ihre Mutter will etwas sagen, Martha macht eine abwehrende Handbewegung. «Nicht! Bitte, ich weiß, es ist alles meine Schuld, es tut mir alles so leid, ich –» Plötzlich fällt ihr etwas ein: «Meinst du, ich muss ins Gefängnis?»
    In diesem Moment klingelt es. Zwei Männer stehen vor der Tür, keine Kriminalbeamte, sondern Streifenpolizisten. Martha bemüht sich, so kurz und knapp wie möglich zu berichten, dass ihr Lehrer, Alexander Miller, nicht nur Frau Dr. Dernburg ermordet und ihre Mitschülerin Lilli überfallen hat, sondern heute auch Penelope entführt hat, um sich an ihr zu vergehen, und dass er jetzt wahrscheinlich schon auf der Flucht ist.
    Die beiden Männer sehen sich etwas ratlos an, es wird deutlich, dass sie normalerweise mit Fällen von häuslicher

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