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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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oben in Millers Wohnzimmer, und er selbst ist längst auf und davon, und niemand wird je erfahren, was für ein Schwein der beliebte Englischlehrer Alexander Miller wirklich war. Sie muss an Vincent denken, wie sich seine Miene verhärtete, als er zu ihr sagte: «Ich trau ihm nicht über den Weg. Ich glaube, er trägt die ganze Zeit eine Maske.» Warum hat Vincent von Anfang an erkannt, was Martha erst jetzt, viel zu spät begriffen hat? Sie muss pinkeln. Eigentlich musste sie das schon, bevor sie zu Miller gekommen ist. Sie hatte es die ganze Zeit unterdrückt, aber jetzt geht es nicht mehr. Sie will aufstehen und unterdrückt einen Schrei. Anscheinend ist wirklich was gebrochen, sie kommt vor Schmerzen nicht hoch. Schließlich schleppt sie sich in gebückter Haltung in die Ecke und zieht sich die Hose runter. Sie kann nur hoffen, dass Miller nicht ausgerechnet in diesem Moment auf die Idee kommt, sie ermorden zu wollen.
    Als sie fertig ist, krabbelt sie auf allen vieren zum Schlitten zurück. Sie lehnt sich an die raue, kalte Wand, und erst jetzt nimmt sie den typischen Geruch nach Keller wahr, nach Moder und Schimmel.
    Leises Kratzen ist zu hören, dann ein Fiepen.
    Ratten? O Gott, bitte keine Ratten!, fleht Martha stumm. Irgendwo hat sie gelesen, dass Ratten sogar Menschen anfallen, wenn sie Hunger haben. Sie versucht, die Beine anzuziehen, und wieder schießt ein glühender Schmerz durch ihre Lendenwirbel.
    Sie lauscht in die Dunkelheit. Da! Da ist es wieder, dieses grauenvolle Schaben und Scharren. Jetzt spürt sie auch, wie etwas ihren Fuß streift, ein langer nackter Rattenschwanz …
    Und dann hört sie noch etwas: Schritte. Schritte draußen auf der Treppe. Er kommt zurück. Er wird sie umbringen.
    Martha schreit. Sie schreit wie eine Wahnsinnige, sie hört überhaupt nicht mehr auf, sie schreit so laut, dass sie sich die Ohren zuhält, um ihre eigene Stimme nicht hören zu müssen. Doch lauter als ihre Schreie ist das metallische Knirschen, mit dem Miller den Riegel zurückzieht.
    Martha beugt sich vor, sie spürt den Schmerz in ihrem Rücken und spürt ihn auch wieder nicht. Es geht um ihr Leben. Hektisch tastet sie nach den beiden Weckgläsern, lässt eins fallen, es klirrt, ein unangenehm süßlicher Geruch breitet sich aus. Sie schafft es, das zweite Glas festzuhalten, hebt es hoch, gerade noch rechtzeitig, denn in diesem Moment fliegt die Tür auf, plötzliche Helligkeit blendet sie, sie kneift die Augen zusammen und schleudert das schwere Glas dem Mann entgegen, der in der Tür steht.
    Ein Aufschrei ertönt, Martha hat getroffen! Miller liegt auf dem Boden und stöhnt, aber er bewegt sich. Sie muss an ihm vorbei. Schnell. Sie versucht sich zu erinnern, wo die Treppe nach oben war. Rechts oder links?
    Sie macht einen Schritt nach vorn, rutscht aus und liegt der Länge nach in einer widerlichen Pampe aus vergorenen Birnen.
    Mühsam rappelt sie sich auf, da greift eine Hand nach ihr. Sie versucht sie abzuschütteln, aber die Hand lässt nicht los.
    «Martha! Martha, ich bin’s!»
    Sie will wieder schreien, aber dann begreift sie, es ist nicht Miller, der ihr da auf die Beine hilft. Es ist –
    «Johannes!», ruft sie. «Johannes!»
    Und dann wird ihr schwarz vor Augen.
     
    Als sie wieder zu sich kommt, liegt sie auf dem fleckigen braunen Sofa. Ihr Blick fällt als Erstes auf den Fernseher. Irgendjemand muss auf
Pause
gedrückt haben. Sie sieht Homer Simpson, wie er gerade ein Baby mit Schnuller in die Luft wirft. Neben dem Fernseher liegt die russische Puppe. Hat Miller die aus dem Auto geholt? Aber warum?
    «Besser?» Johannes sitzt am Ende des Sofas und betrachtet sie mit einem Ausdruck im Gesicht, den sie nicht deuten kann.
    Sie nickt, und eine Welle von Übelkeit schwappt in ihr hoch.
    «Poppy?», stößt sie hervor. «Was ist mit Poppy?»
    «Alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen.» Er erhebt sich und reicht ihr die Hand. «Kannst du aufstehen?»
    Martha schwirrt der Kopf. Sie versteht das alles nicht. Dann sieht sie, wie Blut von Johannes’ Stirn tropft.
    «War ich das?»
    Er drückt ein Tuch auf die Wunde. «Schon gut, du konntest ja nicht wissen, dass ich es bin.»
    «Wie bist du reingekommen?», fragt Martha, als sie ein wenig wacklig auf den Beinen steht.
    Johannes zeigt auf die zersplitterte Terrassentür. «Wir sollten besser vorne raus. Sonst schneidest du dich noch.»
    «Hab ich schon», sagt Martha und denkt, was für eine absurde Unterhaltung sie da gerade führen.
    «Mein Rucksack

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