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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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allein.»
    «Vielleicht studiere ich ja in Berlin, und wir könnten zusammen wohnen bleiben», sagt Martha.
    «Und wir bilden dann so eine Art Zweier- WG ?», fragt ihre Mutter mit einem müden Lächeln.
    «Warum nicht?», fragt Martha trotzig.
    «Sei doch realistisch, mein Schatz, irgendwann wirst du einen Freund haben und dein eigenes Leben leben wollen. Und das ist auch richtig so.»
    Miller! Kurz denkt Martha daran, wie es wäre, mit Miller zusammenzuleben. Für ihn würde sie mit Kusshand alles aufgeben, sogar ihre Mutter!
    «Ich bin wirklich dankbar, dass ich Johannes getroffen habe», spricht Constanze weiter. «Für eine Frau von Mitte vierzig ist es weiß Gott nicht einfach, einen neuen Partner zu finden.»
    «Aber du siehst doch noch gut aus.»
    «Danke, aber das hat damit überhaupt nichts zu tun. In meinem Alter trägt man schon so viel Gepäck mit sich herum, dass alles, was über einen Flirt oder eine Bettgeschichte –»
    Martha zuckt zusammen, will ihre Mutter mit ihr etwa über Sex reden?
    «– hinausgeht, zu einem wirklichen Kraftakt wird. Johannes und ich harmonieren so gut, weil wir beide damit umgehen müssen, dass unsere Ehepartner gestorben sind. Wobei das für Johannes natürlich noch viel tragischer war als für mich.»
    «Wieso das denn?»
    «Na, wegen Poppy – er musste ihr die Mutter ersetzen. Du warst ja schon vierzehn, als dein Vater starb.»
    «Glaubst du, das war für mich nicht weniger schlimm?»
    «Nein, nein, bitte versteh mich nicht falsch, aber es ist doch ganz etwas anderes, einen Elternteil zu verlieren, der sowieso kaum zu Hause war und –»
    «Aber wenn er da war, hat sich Papa um mich gekümmert.»
    «Um dich vielleicht», erwidert Constanze bitter. Sie sieht an Martha vorbei aus dem Fenster. «Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber da nun schon die Sache mit den Schulden auf den Tisch gekommen ist, kannst du auch alles wissen.» Sie holt tief Luft. «Wenn Papa nicht krank geworden wäre, hätte ich mich von ihm getrennt.»
    Warum wundert sich Martha nicht darüber? Weil sie es geahnt hat. Wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, dann war sie immer ganz froh gewesen, wenn ihr Vater unterwegs war. Denn kaum war er zu Hause, herrschte dieser gereizte Ton zwischen ihrer Mutter und ihm, dieses ständige «Warum kannst du nicht
ein
Mal …?» oder «Muss ich eigentlich immer …?».
    «Aber wenn wir beide allein waren, ging es uns doch gut, oder nicht?», sagt Martha, während ihr die Tränen über die Wangen laufen.
    Ihre Mutter schlägt mit der flachen Hand auf Marthas Kopfkissen und erhebt sich vom Bett. «Ja, das war eine schöne Zeit. Magst du jetzt vielleicht doch mit mir einkaufen – Verzeihung, shoppen gehen?»
    Martha schüttelt den Kopf. «Muss noch was für die Schule machen.»
    Ihre Mutter fasst sie kurz an der Schulter. «So viel wie du immer arbeitest, muss dein Zeugnis ja bombig werden. Bis später dann.»
    Kaum ist ihre Mutter aus dem Zimmer, ärgert sich Martha. Warum ist sie nicht mitgegangen? Sie könnte wirklich einen neuen BH gebrauchen, einen von denen, die den Busen kleiner machen, aber die sind teuer. In den billigen sind immer diese Polster drin, so was braucht sie nun wirklich nicht.
    Sie stellt den Computer wieder an und sucht Informationen zu «Schleudertrauma». Ganz schlau wird sie nicht aus dem, was sie da liest. Auf jeden Fall scheint es sehr schmerzhaft zu sein. Der arme Miller.
    Martha legt sich aufs Bett und stattet ihm in Gedanken einen Krankenbesuch ab.
    Mit klopfendem Herzen steht sie vor seiner Tür. Schließlich klingelt sie. Es dauert eine Weile, bis sie Schritte hört, dann öffnet sich die Tür. Miller steht da mit einer Halskrause –
    Nein, mit so einem fetten Schaumstoffteil um den Hals will sie ihn sich lieber nicht vorstellen.
    Miller steht da mit einem blauen Tuch um den Hals, das Blau lässt seine Augen leuchten. Nein, nicht das Blau des Tuches, ihr Anblick ist es, der seine Augen so strahlen lässt.
    «Bitte entschuldigen Sie, Mister Miller, dass ich einfach hier so aufkreuze, aber ich habe mir Sorgen gemacht.»
    Hat sie was dabei? Wenn ja, was könnte das sein? Eine Flasche Champagner? Nein, das bringen Männer Frauen mit. Eine Rose? Das ist zu deutlich. Ein selbstgepflückter Blumenstrauß, das passt. Martha weiß nicht, wo sie Blumen finden soll, aber sie weiß ja auch nicht, wo Miller wohnt. Vielleicht in einer Gegend, in der es Gärten gibt.
    «Sind die Blumen für mich?», fragt er und zeigt auf ihren Strauß aus

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