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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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fragt Martha mit tränenerstickter Stimme.
    «Es tut mir wirklich leid», wiederholt Constanze. «Sag ihr, nächstes Jahr klappt es bestimmt. Ihre Einladung kommt ja auch etwas kurzfristig.»

19.
    S chade», sagt Jill nur, als Martha ihr später am Telefon die Situation erklärt. «Wäre schön gewesen mit dir in London.»
    «Aber vielleicht könnten wir ja wirklich nächstes Jahr –»
    «Keine Ahnung, wie lange mein Vater noch in London bleibt», unterbricht sie Jill. «Nächstes Jahr ist er vielleicht schon in Hongkong.»
    «Ich find’s doch auch total blöd», sagt Martha und spürt, wie ihr schon wieder die Tränen kommen. «Meinst du, ich hab Bock drauf, meine Herbstferien hier mit der Glatze und seiner Brut zu verbringen?»
    «Du brauchst Geld, meine Liebe, ich hoffe, du verstehst das endlich.» Nach einer Pause fügt Jill betont beiläufig hinzu: «Er hat übrigens schon wieder geantwortet.»
    «Was?»
    «Das musst du schon selbst rausfinden. Ich misch mich da jedenfalls nicht mehr ein, es sei denn, du bittest mich darum.»
    Jill hat das Gespräch beendet, ohne einen Gruß, ohne ein «bis morgen», sie ist sauer. Aber Martha kann schließlich nichts dafür. Und wenn sie doch Johannes um Geld bittet? Aber selbst wenn er es ihr gibt, sie kennt ihre Mutter, die würde Martha einfach verbieten, nach London zu fliegen. Schließlich ist sie noch nicht volljährig. Immer dieses Scheißgeld!
    Martha geht auf Savemail, sie muss erst nachdenken, wie ihr Passwort lautet, es war irgendwas mit Schrei. Sie will gerade Jill anrufen, da fällt es ihr wieder ein: 123 Schrei!!!
    Sie liest, was Jill geschrieben hat:
Nein, ich bin nicht von der Polizei, wenn ich das wäre, hätte ich den Mörder längst verhaftet.
    Und darunter steht:
Heißt das, Sie wissen etwas, das die Polizei nicht weiß? Interessant.
    Martha kaut auf ihrem Daumennagel herum. Das kann doch jeder geschrieben haben. Es gibt immer Typen, die zu allem und jedem ihren Kommentar abliefern müssen. Vielleicht ist Homer ja auch einfach nur neugierig.
    Sie weiß selber nicht, warum, aber ihre Finger tippen plötzlich:
Ja, ich weiß etwas, aber das werde ich Ihnen ganz bestimmt nicht verraten
.
    Nein, das klingt, als hätte es ein Kind geschrieben. Sie löscht es wieder und schreibt stattdessen:
    Könnte sein, dass ich Informationen habe, die die Polizei nicht hat, aber die werde ich schön für mich behalten.
    Ja, das klingt gut, beinah bedrohlich. Martha ist fast stolz auf sich. Sie schafft das auch ohne Jill.
    Plötzlich ploppt eine neue Nachricht auf. Martha erschrickt so sehr, als habe der Absender gerade ihr Zimmer betreten.
    Das kann jeder behaupten.
    Aber nicht jeder war bei dem Mord dabei
, schreibt Martha und stellt sofort den Computer aus.
    Warum hat sie das gemacht? Ist sie wahnsinnig geworden?
    Ihre Mutter streckt den Kopf zur Tür rein. «Johannes holt Poppy heute ab, das heißt, ich hab jetzt Zeit. Magst du mit mir einkaufen gehen?»
    «Warst du nicht gerade einkaufen?», fragt Martha unfreundlich.
    «Dann nenn es meinetwegen Shoppen. Ich brauche Unterwäsche, du könntest dir auch mal einen neuen BH zulegen, deine alten fallen ja schon auseinander.»
    Das fehlte noch, dass Martha dabei zuschaut, wie sich ihre Mutter Reizwäsche für die Glatze kauft!
    «Ich brauche nichts, danke!»
    Constanze kommt näher und fährt ihr mit den Fingern wie ein Kamm durch die Locken. Martha zieht abrupt den Kopf weg.
    «Bitte, Schätzchen, sei nicht länger böse. Wenn ich könnte, würde ich dir das Geld für den Flug wirklich gern geben.»
    «Hat sich erledigt.» Martha sieht ihre Mutter nicht an.
    «Vielleicht kann ich mir in den Ferien ein, zwei Tage freinehmen, und dann machen wir was Schönes zusammen.»
    «Und was soll das sein?»
    «Wir könnten eine Radtour machen, ein Stück die Elbe entlang. Was meinst du?»
    «Willst du wirklich wissen, was ich meine?» Martha kann nicht verhindern, dass ihre Stimme immer schriller wird. «Ich meine, dass ich hier wegwill! Ich will wieder mit dir alleine wohnen. Du kümmerst dich doch nur um Johannes und seine grässliche Tochter, ich bin dir doch total egal!»
    «Ach, Martha. Natürlich bist du mir nicht egal. Du bist immer noch das Wichtigste für mich. Und das weißt du auch.»
    «Davon merke ich nichts.»
    Constanze setzt sich auf Marthas Bett und rückt die Kissen zurecht. «Du musst mich doch auch verstehen. In zwei Jahren bist du volljährig, machst Abitur und wirst zum Studieren ausziehen. Dann bin ich

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